Letztes Update: 05. Oktober 2025
Der Artikel stellt Reinhard Meys Live-Album 'Mit Lust und Liebe: Konzerte ’90/91' vor und liefert eine fundierte Kritik. Klang, Songauswahl und Bühnenpräsenz werden analysiert; sowohl Höhepunkte als auch Schwächen benannt. Eine Einordnung für Fans und Neugierige.
Dieses Live-Album ist ein Zeitdokument. Es fängt die Stimmung eines Landes ein, das sich neu sortiert. Und es zeigt einen Künstler, der auf der Bühne zu Hause ist. Reinhard Mey Mit Lust und Liebe: Konzerte ’90/91 ist 1991 erschienen und bündelt zwei Tourjahre. Der Abend klingt warm. Er klingt nah. Er klingt wie ein Gespräch im großen Saal, bei dem jede Pointe sitzt und jeder Seufzer trägt.
Sie erleben hier nicht nur Lieder. Sie erleben Haltung. Der Sänger tritt allein auf. Eine Gitarre, seine Stimme, ein Raum voller Menschen. Mehr braucht es nicht. Das Album macht spürbar, wie ein einzelner Mensch mit einfachen Mitteln große Bilder malt. Und es erinnert daran, dass ein lebendiges Konzert nichts verliert, wenn es konserviert wird. Im Gegenteil: Die Aufnahme bündelt die Energie und gibt ihr klare Konturen.
Die Jahre 1990 und 1991 sind geprägt von Wandel. Die Mauer ist gefallen. Berlin sucht seine Mitte. Das Land sucht seine Wörter. In dieser Lage singt Mey über die Stadt und über die Zeit. Er singt über die private Welt. Und er singt über große Fragen, die am Küchentisch beginnen. Gerade deshalb wirkt es so stark. Reinhard Mey Mit Lust und Liebe: Konzerte ’90/91 wird so zum Klangbild einer Übergangszeit.
Stücke wie „Mein Berlin“ oder „Die Mauern meiner Zeit“ greifen die Atmosphäre auf. „Wahlsonntag“ setzt Alltag gegen Pathos. Der Blick bleibt stets menschlich. Es gibt keine Lohe. Es gibt Licht. Mey setzt kleine, klare Zeichen. Er zeigt, wie Politik klingt, wenn sie durch Herz und Hirn geht. Das ist sein Markenzeichen. Das Album präsentiert dies mit Ruhe und Kraft.
Wenn Sie den Liederkanon kennen, finden Sie hier die Essenz. Wenn Sie Mey neu begegnen, entdecken Sie den Kern. Das Album ist ein Einstieg und eine Vertiefung zugleich. Reinhard Mey Mit Lust und Liebe: Konzerte ’90/91 holt Themen in die Gegenwart, die heute wieder drücken. Es geht um Bürokratie und Freiheit. Es geht um Krieg und Frieden. Es geht um Familie und Zerbrechlichkeit. Die Texte bleiben klar lesbar. Die Melodien bleiben im Ohr.
Hinzu kommt der Charme der Bühne. Mey erzählt, bevor er singt. Oder er erzählt im Singen. Er öffnet Räume mit Humor, damit die ernsten Töne Platz finden. Das ist fein gebaut. Es ist nie kalkuliert. Es atmet. Das verleiht dem Album einen heutigen Puls.
Die Veröffentlichung liegt in zwei Fassungen vor. Eine CD bündelt 11 Songs. Die andere CD führt 15 Titel. Zusammen zeigen beide Fassungen die Bandbreite der Abende. Es mischen sich bekannte Klassiker und Liebhaberstücke. Es mischen sich wache Satire und leise Balladen.
Die 11-Track-Fassung schlägt den Bogen vom Auftakt „Ich wollte wie Orpheus singen“ bis zur scharfen „Diplomatenjagd“. Dazwischen stehen Alltagsszenen wie „Die Homestory“, Reisebilder wie „In Lucianos Restaurant“ und Seelenlandschaften wie „Allein“. Die 15-Track-Fassung weitet den Blick. „Ein Antrag auf Erteilung eines Antragformulars“ trifft den Nerv. „Nein, meine Söhne geb’ ich nicht“ und „Alle Soldaten woll’n nach Haus’“ geben das Gewissen. „Mein Apfelbäumchen“ schenkt Trost.
Die Abfolge wirkt stimmig. Es gibt Wogen und Pausen. Die Dramaturgie ist klassisch: Humor öffnet, Poesie vertieft, Haltung beschließt. So entwickelt Reinhard Mey Mit Lust und Liebe: Konzerte ’90/91 seine Sogwirkung Schritt für Schritt.
Der Auftakt „Ich wollte wie Orpheus singen“ ist ein Programm. Es geht um Anspruch und Wirklichkeit. Um Sehnsucht und Handwerk. Der Ton ist freundlich, doch bestimmt. Danach verwandelt „Die Homestory“ den Blick auf das eigene Leben. Mey hält den Spiegel hin. Er lacht über sich. Und er lacht mit uns. Es ist nie Spott, sondern milde Ironie.
„In Lucianos Restaurant“ führt in ein kleines Universum. Das Lied lebt vom Detail und von Rhythmus. Sie sehen Tische, Teller und Gesten. „Mein Dorf am Ende der Welt“ zeigt Rückzug und Weite zugleich. Das Dorf ist nicht Flucht. Es ist Fokus. Dann „Zwei Hühner auf dem Weg nach vorgestern“: Nonsens mit klarem Sinn. Das Stück lockert die Mitte des Sets. Es erinnert daran, dass Leichtigkeit eine Kunst ist.
„Kleiner Kamerad“ berührt. Es ist ein Lied, das eine Hand reicht. „Zwischen allen Stühlen“ verdichtet das Lebensgefühl. Dazwischen funkelt „Ich hab’ meine Rostlaube tiefergelegt“. Das Stück zeigt Spaß am Bild. Es zeigt den Kick der kleinen Taten. „Das Meer“ dehnt das Konzert. Acht Minuten zum Atmen. Und zum Staunen. Am Ende die „Diplomatenjagd“. Eine alte Satire, neu geladen. Sie sitzt, weil die Gitarre zupft und die Stimme lächelt.
Hier schenkt Reinhard Mey Mit Lust und Liebe: Konzerte ’90/91 eine feine Balance. Die Songs sind vertraut. Doch das Konzert macht sie neu. Der Abstand zwischen Bühne und Saal bleibt klein. Sie fühlen sich angesprochen. Direkt und ohne Filter.
Die zweite Fassung baut stärker auf Gesellschaft. „Ein Antrag auf Erteilung eines Antragformulars“ ist ein Dauerläufer. Der Text bleibt hellwach. Die Pointe sitzt in jedem Vers. „Mein Berlin“ ist die große Liebeserklärung an eine Stadt im Umbau. Sie ist zärtlich. Und sie ist ehrlich. „Nein, meine Söhne geb’ ich nicht“ und „Alle Soldaten woll’n nach Haus’“ bilden den moralischen Kern.
„Sommermorgen“ steht für die Lust am Kleinen. „Wir“ macht Nähe hörbar. „Kleines Mädchen“ ist ein Blick, der schützt. „Die Kinderhosenballade“ bringt den schelmischen Ton zurück. „Golf November“ weitet den Himmel. Fliegen als Freiheit, aber auch als Verantwortung. „Aller guten Dinge sind drei“ dreht die Logik auf links.
Zum Schluss „Die Mauern meiner Zeit“ und „Ade nun zur guten Nacht“. Hier schließt der Kreis. Die Zeit hat Wunden. Die Kunst hat Pflaster. Und manchmal Heilung. Auch auf dieser CD gilt: Reinhard Mey Mit Lust und Liebe: Konzerte ’90/91 wirkt wie ein langer Atemzug. Er trägt bis in den Alltag von morgen.
Die Aufnahme klingt warm, aber nie dumpf. Die Gitarre hat Holz und Saitenglanz. Die Stimme steht vorne, doch nicht zu nahe. Der Raum ist hörbar. Applaus und Atmer sind Teil der Musik. So entsteht Intimität. Sie ist kein Trick. Sie ist Ergebnis von gutem Ohr und kluger Wahl des Saals.
Es gibt keine großen Mischpult-Tricks. Es gibt Offenheit. Der Dynamikumfang ist angenehm. Höhen schimmern, Tiefen tragen. Pausen sind still. Das erhöht die Spannung. Es macht die Sprache deutlich. Genau das braucht eine Aufnahme wie Reinhard Mey Mit Lust und Liebe: Konzerte ’90/91.
Meys Humor ist nie billig. Er arbeitet mit Timing. Er arbeitet mit Blicken, die Sie hören können. „Ein Antrag auf Erteilung eines Antragformulars“ und „Diplomatenjagd“ sind Beispiele. Da wird gelacht, weil die Wahrheit trifft. Die Pointe ist elegant. Sie blamiert das System, nicht den Menschen. Das ist selten.
Auch „Wahlsonntag“ zeigt die Kunst der leichten Satire. Es stichelt. Es grölt nicht. Der Effekt hält lange an. Und er öffnet den Raum für die ernsten Lieder. In dieser Balance liegt eine Stärke von Reinhard Mey Mit Lust und Liebe: Konzerte ’90/91.
Die Stillen sind die Schwersten. Mey meistert sie. „Sommermorgen“ ist ein Gemälde mit wenigen Strichen. „Wir“ nimmt die Liebe ernst. „Kleines Mädchen“ schützt, ohne zu belehren. „Mein Apfelbäumchen“ pflanzt Hoffnung. Diese Lieder gehen nahe, weil sie klare Worte nutzen. Sie drängen nicht. Sie stehen einfach da und leuchten.
Die Live-Situation hilft dabei. Sie hören den Atem. Sie hören das Publikum, das still wird. Diese Stille ist ein Teil der Musik. In ihr findet Wärme statt. Darum hat Reinhard Mey Mit Lust und Liebe: Konzerte ’90/91 eine sanfte Kraft. Sie hält lange an, auch nach dem letzten Ton.
Das Publikum ist präsent. Es lacht, wenn eine Pointe sitzt. Es hält die Luft an, wenn ein Bild aufscheint. Es singt manchmal leise mit. Mey reagiert mit Feingefühl. Er lässt Lachen zu und baut danach Ruhe auf. Das ist Bühnenhandwerk. Und es macht den Abend zu einem gemeinsamen Werk.
Gerade die Reaktionen geben dem Album seine Textur. Der Applaus setzt ohne Hast ein. Einzeln höhen sich Stimmen. Dann wird es wieder leise. So erzählt die Aufnahme zwei Geschichten zugleich: die der Lieder. Und die einer Gemeinschaft, die zuhört. Das macht die Anziehung von Reinhard Mey Mit Lust und Liebe: Konzerte ’90/91 aus.
Viele Lieder handeln von Bewegung. Von Wegen, die in die Stadt führen, oder hinaus aufs Land. „Das Meer“ zeigt offene Horizonte. „Allein“ zeigt innere Räume. „Golf November“ öffnet den Himmel. Dazwischen die Küche, der Garten, das Auto, die Straße. Aus all dem entsteht eine Landkarte der Gefühle.
Das Album baut diese Karte behutsam. Es gibt Knotenpunkte und Pfade. Sie finden sich wieder, auch wenn Sie nicht gesucht haben. Das liegt am Ton des Sängers. Er nutzt einfache Worte für große Dinge. Und er bleibt glaubwürdig. So bleibt Reinhard Mey Mit Lust und Liebe: Konzerte ’90/91 in Bewegung, auch wenn der Spieler still steht.
Mey schreibt mit klaren Linien. Er nutzt Metaphern, die den Alltag kennen. Er arbeitet mit Wiederholung, aber nicht mit Leier. Seine Reime sind sauber, doch nicht starr. Die Melodie folgt dem Wort. Das Wort führt die Melodie. So entsteht ein Strom, der trägt.
Im Live-Rahmen wird das ganz deutlich. Die Pausen sind Teil der Rhetorik. Das Lächeln in der Stimme auch. Diese Sprache bleibt lange im Ohr. Und sie lädt ein zum Weiterdenken. Genau so erfüllt Reinhard Mey Mit Lust und Liebe: Konzerte ’90/91 sein Versprechen: Lieder, die nachklingen.
Bei Mey ist Moral kein Zeigefinger. Sie ist ein Grundton. „Nein, meine Söhne geb’ ich nicht“ ist ein Beispiel. Der Text sagt Nein ohne Hass. „Alle Soldaten woll’n nach Haus’“ baut darauf auf. Es geht um Würde. Nicht um Parolen. Das ist in diesen Jahren wichtig. Es ist auch heute wichtig.
Diese Haltung prägt das Album. Sie ist nie schrill. Sie ist fest. Darum trägt sie die bewegte Zeit. Und darum bleibt sie gültig. In Reinhard Mey Mit Lust und Liebe: Konzerte ’90/91 wird diese Haltung hörbar. Nicht laut. Aber klar genug, um nicht zu überhören.
Im Gesamtwerk steht dieses Album günstig. Es bündelt klassische Themen. Es zeigt die Bühne als Ort der Verwandlung. Es beweist, wie wenig Mittel nötig sind, um viel zu sagen. Wer Studio-Aufnahmen kennt, spürt hier eine andere Spannung. Das Tempo ist freier. Die Gitarre atmet mit. Der Sänger riskiert kleine Kanten, um die Wahrheit zu behalten.
So wird aus einem Tourdokument ein Schlüsselwerk. Es öffnet Türen zwischen den Jahren. Es verbindet frühe Satire mit reifer Poesie. Und es belegt, warum die Lieder über Jahrzehnte tragen. Das zeigt Reinhard Mey Mit Lust und Liebe: Konzerte ’90/91 in jeder Passage.
Dieses Album lädt zum Wiederhören ein. Es schenkt Nähe, die nicht aufdrängt. Es zeigt Humor, der nicht verletzt. Es vermittelt Haltung, die nicht lärmt. Die Auswahl der Stücke ist klug. Die Reihenfolge trägt. Die Produktion lässt Raum. Sie hören Kunst und Handwerk im Gleichgewicht.
Wenn Sie ein Live-Album suchen, das Zeitgeist und Zeitlosigkeit vereint, werden Sie hier fündig. Wenn Sie einen Einstieg in das Werk wünschen, ist dies ein sicherer Start. Und wenn Sie nur einen Abend lang gut begleitet sein wollen, dann auch. So bleibt am Ende ein Satz: Reinhard Mey Mit Lust und Liebe: Konzerte ’90/91 ist ein sanfter, aber standfester Begleiter. Heute vielleicht sogar mehr als 1991.
Das Album "Mit Lust und Liebe: Konzerte ’90/91" von Reinhard Mey bietet eine eindrucksvolle Sammlung von Live-Aufnahmen. Es zeigt die Energie und Leidenschaft, die Mey auf der Bühne entfaltet. Wenn Sie ein Fan von Live-Musik sind, wird Ihnen dieses Album sicherlich gefallen. Es ist eine wunderbare Ergänzung zu Ihrer Sammlung und zeigt Meys Talent als Singer-Songwriter.
Ein weiteres bemerkenswertes Werk von Reinhard Mey ist das Album "Reinhard Mey Récital à l’Olympia". Diese Aufnahme fängt die Magie eines seiner berühmtesten Konzerte ein. Es ist ein Muss für jeden Fan und bietet einen tiefen Einblick in Meys musikalisches Schaffen. Die Live-Atmosphäre und die emotionale Tiefe seiner Lieder sind hier besonders gut zu spüren.
Auch andere Künstler haben beeindruckende Live-Alben veröffentlicht. Ein Beispiel dafür ist "Konstantin Wecker Wut und Zärtlichkeit Live". Wecker ist bekannt für seine kraftvollen und poetischen Texte. Dieses Album zeigt seine Fähigkeit, das Publikum zu fesseln und tief zu berühren. Es ist eine großartige Ergänzung für Ihre Musiksammlung und bietet eine ähnliche Intensität wie Meys Live-Aufnahmen.
Wenn Sie sich für die Werke von Künstlern wie Reinhard Mey interessieren, sollten Sie auch einen Blick auf "Hannes Wader Die Liedermacher" werfen. Wader ist ein weiterer herausragender Singer-Songwriter, dessen Musik tiefgründig und bewegend ist. Dieses Album bietet eine Sammlung seiner besten Lieder und ist ein weiterer Beweis für die Qualität der deutschen Liedermacher-Szene.