Letztes Update: 04. Oktober 2025
Der Text stellt Reinhard Meys Album ‚Über den Wolken - Lieder aus 4 Jahrzehnten von Orpheus bis Rüm Hart‘ vor, analysiert Songauswahl, Textkraft und Arrangements und bietet Ihnen eine klare, kritische Einschätzung mit Empfehlungen für Hörer.
Eine Werkschau lebt von Auswahl, Ordnung und Atem. Diese Edition zeigt das. Sie führt durch vier Jahrzehnte. Von der frühen Sehnsucht bis zur reifen Ruhe. Vom Spiel mit Mythen zur Weite der See. Und sie hält einen roten Faden. Er beginnt bei Orpheus. Er spannt sich bis nach „Rüm Hart“. So entsteht ein selbstbewusstes Bild eines Künstlers. Ohne Pathos und doch mit Gewicht.
Der Titel setzt die Richtung. Er ist offen und klar. Die Reise steigt auf, blickt weit und landet im Herzraum. Das ist nicht nur Poesie. Es ist Programm. Die Sammlung spielt mit Höhen und Tiefen. Mit Nähe und Distanz. Mit persönlichem Ton und öffentlicher Stimme. Genau darin liegt die Spannung dieser Edition.
Das Album erschien am 28. November 2003. Es umfasst vier CDs. Die Spannweite ist groß und bewusst gewählt. Eine CD bündelt 19 Stücke. Eine andere 18. Die dritte 13. Die vierte 17. Es gibt Studiofassungen. Es gibt Live-Versionen. Es gibt bekannte Lieder. Es gibt Überraschungen. Die Edition ist also kein schnelles Best-of. Sie ist eine erzählte Chronik in Musik.
Der Einstieg setzt ein Zeichen. „Ich wollte wie Orpheus singen“ steht am Anfang. Es ist ein poetisches Bekenntnis. Später folgt „Rüm hart“. Das friesische Motto meint ein weites Herz. Zwischen diesen Polen wächst eine Lebenslinie. Sie hören Humor. Sie hören Wut. Sie hören Zärtlichkeit. Das alles in klaren Worten und warmer Stimme.
Orpheus ist die Kunstfigur. Er steht für Trost und Kraft der Musik. Der Seglerspruch am Ende steht für Weite und Mut. Dazwischen ordnet sich eine Biografie. Nicht streng chronologisch. Sondern in Bögen und Themen. So leitet die Edition Ihr Ohr. Sie öffnet Räume. Sie verschiebt den Blick. Das ergibt eine starke Dramaturgie.
Die Klammer funktioniert auch klanglich. Akustische Gitarre bleibt die Basis. Die Stimme ist direkt und nah. Arrangements stützen, aber tragen nicht zu dick auf. So bleibt das Material zeitlos. Es altert kaum. Die simple Form hält das Werk zusammen.
Der zentrale Titel ist zugleich eine Einladung. Er verbindet das Bild des Fliegens mit dem Gang der Jahre. Und er zeigt den Mut, das Eigene zu bündeln. Reinhard Mey Über den Wolken - Lieder aus 4 Jahrzehnten von Orpheus bis Rüm Hart ist deshalb mehr als ein Rückblick. Es ist ein Selbstporträt mit freundlichem Licht. Aber ohne Weichzeichner.
Der Auftakt mit „Ich wollte wie Orpheus singen“ schafft Nähe. Danach folgt der Alltag in hellen Bildern. „Hauptbahnhof Hamm“ ist kurz und lebendig. Es funkelt von Momenten. „Ankomme Freitag, den 13.“ zeigt den Reisenden. Das ist leise komisch. Und dennoch zutiefst menschlich.
Ein Meilenstein steht mitten drin. „Über den Wolken“ setzt den bekannten Gipfelpunkt. Das Lied ist Motivation und Trost. Es ist auch eine Haltung. Freiheit ist hier Gefühlssache. Daneben glänzt der Humor. „Der Mörder ist immer der Gärtner“ sitzt präzise. Der Witz ist fein. Die Pointe hat Biss. Reinhard Mey Über den Wolken - Lieder aus 4 Jahrzehnten von Orpheus bis Rüm Hart setzt diese Pole schlau nebeneinander.
„Die heiße Schlacht am kalten Buffet“ tanzt durch das gesellschaftliche Parkett. Das Beobachten ist scharf. Der Ton bleibt gütig. Dann wird es poetisch ernst. „Herbstgewitter über Dächern“ arbeitet mit Bildern. Sie sind klein. Und doch groß genug, um zu tragen. „Ein Antrag auf Erteilung eines Antragsformulars“ schiebt die Bürokratie vor die Satire-Lupe. Es ist ein Klassiker des Paragraphen-Slapsticks.
Zum Ende dieser CD hin wird es sanft. „Menschenjunges“ spricht Sie direkt an. Ohne Druck. Ohne Pathos. Die Worte sind still. Die Wirkung bleibt lange. So schließt die erste Etappe mit Wärme.
Die zweite CD öffnet die Schultür. „Zeugnistag“ atmet Nervosität und Charme. „Keine ruhige Minute“ zeichnet den Lauf der Zeit. „Sommermorgen“ ist kristallklar. Die Bilder stehen wie frische Luft im Raum. Sie atmen einfach mit.
Es folgen Lieder über Handwerk und Haltung. „Ein Stück Musik von Hand gemacht“ beschreibt das eigene Tun. Ohne Pose. Ohne Floskel. „Nein, meine Söhne geb’ ich nicht“ setzt eine Grenze. Es ist ein ruhiges Nein. Aber ein festes. Es trägt über Jahrzehnte. In dieser Mischung liegt die Kraft von Reinhard Mey Über den Wolken - Lieder aus 4 Jahrzehnten von Orpheus bis Rüm Hart.
Zwischendurch blitzt feiner Spott. „Ich hab’ meine Rostlaube tiefergelegt“ lächelt über Mode und Eitelkeit. „50! Was, jetzt schon“ trägt Humor gegen die Zeit. „Die Kinder von Izieu“ beendet die CD ernst und still. Es ist ein Gedenken. Das Lied verlangt Respekt und Hinhören. Es zeigt, wie weit Meys Spannweite reicht.
Auf CD drei wird es politischer. „Sei wachsam“ setzt klare Sätze. Sie sind direkt. Sie tun nicht weh, doch sie fordern. „Das Narrenschiff“ verschiebt das Bild in eine Allegorie. Die Metapher treibt langsam. Aber sie kommt sicher an. Der Ton bleibt ruhig. Die Botschaft ist hart. Das ist große Liedkunst.
„What a Lucky Man You Are“ bringt ein Lächeln in Dur. „Der Biker“ schaut freundlich auf die Straße. „Serafina“ leuchtet zart. So mischt die CD Ernst und Licht. Und dann kommt der Titel, der dem Ganzen die Seele gibt. „Rüm hart“ schließt mit einem weiten Herz. Genau hier berührt Reinhard Mey Über den Wolken - Lieder aus 4 Jahrzehnten von Orpheus bis Rüm Hart seinen Namenssinn. Weite, Mut, Milde.
Die letzte CD öffnet die Fenster weit. Es gibt Traditionelles. Es gibt Fremdsprachen. Es gibt Live-Momente. „Gute Nacht Freunde“ ist kurz, schlicht, stark. „Nicht in Nottingham“ zeigt den Blick über Grenzen. „Als de Dag van Toen“ führt ins Niederländische. Es ist ein Gruß an frühe Wege in Benelux.
„Que sont devenues les fleurs“ bringt die französische Version eines Klassikers. Das trifft eine europäische Saite. Dann folgt „Diplomatenjagd“ als Live-Version. Der Biss sitzt. Die Pointe trifft. „Frieden“ und „Es ist an der Zeit“ stehen wie ruhige Säulen. Die Live-Form verstärkt die Dringlichkeit. So endet die Edition mit Gemeinschaft und Raum. Sie spüren das Publikum mit.
Jeder dieser Schritte wirkt bedacht. Nichts ist Dekor. Alles hat seine Stelle. Die vierte CD ist damit kein Anhang. Sie ist ein Fenster. Es zeigt einen anderen Blick auf das Werk. Das ist klug und schön.
Der Künstler ist in Sprachen zuhause. Deutsch, Französisch, Niederländisch. Dazu Anklänge an Weltmusik. Das prägt die Auswahl. Sie hören es bei „Als de Dag van Toen“. Sie hören es bei „Que sont devenues les fleurs“. Sie hören es in „Emely Anne“ oder „Jalalabad“. So entstehen Landkarten im Kopf. Sie reisen mit, ohne zu packen.
Reisen ist bei ihm keine Flucht. Es ist ein Blick auf Menschen. Am Bahnhof. Im Flugzeug. Auf dem Meer. Die Orte öffnen Geschichten. Sie geben Details. Und doch geht es immer um uns. Um das kleine Leben im großen Strom.
Humor ist bei Mey nie platt. Er spitzt zu. Aber er verurteilt nicht. „Die heiße Schlacht am kalten Buffet“ lacht über uns alle. „Der Mörder ist immer der Gärtner“ ist Krimi und Kabarett. „Ich bin Klempner von Beruf“ parodiert Klischees. Der Ton bleibt menschlich. Lachen befreit. Das ist der Schlüssel.
Dieser Humor hält auch das ernste Werk zusammen. Er lüftet es. Er schafft Pausen. So können Sie schwere Themen leichter tragen. Das ist gerade in einer großen Edition wichtig. Auch deshalb wirkt Reinhard Mey Über den Wolken - Lieder aus 4 Jahrzehnten von Orpheus bis Rüm Hart nie bleiern.
Politische Lieder sind oft laut. Hier sind sie klar und leise. „Nein, meine Söhne geb’ ich nicht“ setzt ein Nein. Es ist privat. Und doch politisch. „Sei wachsam“ mahnt zur Aufmerksamkeit. „Das Narrenschiff“ erzählt eine langsame Warnung. „Alle Soldaten woll’n nach Haus“ und „Es ist an der Zeit“ fassen die Sehnsucht nach Frieden. Die Worte bleiben einfach. Gerade das gibt ihnen Kraft.
Diese Haltung altert gut. Sie ist nicht an Tageslärm gebunden. Sie fragt nach Verantwortung. Sie fragt nach Maß. Sie lädt zur Prüfung ein. Damit spricht die Edition auch heute zu Ihnen. Ohne erhobenen Zeigefinger.
Die Produktion bleibt nah. Fokus liegt auf Stimme und Gitarre. Kleine Ensembles treten hinzu. Mal Tasten. Mal Streicher. Mal leise Percussion. Nie verdecken die Arrangements den Kern. Das macht die Stücke haltbar. Sie klingen frisch. Auch Jahrzehnte nach der ersten Aufnahme.
Die Live-Titel ergänzen das Bild. Sie zeigen Timing und Präsenz. Die Pointen sitzen. Die Ruhe hat Raum. So sehen Sie den Künstler im Dialog mit seinem Publikum. Das vertieft die Wirkung der Studiotitel. Es erweitert den Horizont.
Die Auswahl folgt keinem strengen Kalender. Sie folgt Sinnbögen. Das ist ein Gewinn. So entstehen Kontraste und Brücken. Ein heiteres Stück kann ein ernstes tragen. Ein altes Lied kann ein neues beleuchten. Es ist ein Erzählen jenseits von Daten. Das passt zum Anspruch der Edition.
Die Klammer von Orpheus zu „Rüm hart“ verstärkt das. Anfang und Ende sprechen miteinander. Dazwischen reicht die Hand von Thema zu Thema. Das ist klug gebaut. Es lädt zum Durchhören ein. Nicht nur zum Zappen.
Eine Werkschau kann nicht alles zeigen. Auch hier fehlen Liebhaberstücke. Manche würden sich mehr Raritäten wünschen. Andere hätten gern mehr Live-Aufnahmen. Wieder andere möchten eine strikte Chronologie. Diese Wünsche sind verständlich. Doch die Edition folgt einer klaren Idee. Sie bleibt ihr treu.
Die Mischung aus Studio und Live kann den Fluss kurz brechen. Das passiert selten. Meist stärkt es den Bogen. Die Tonbalance ist insgesamt stimmig. Die Spannweite der Jahre ist hörbar. Das gehört dazu. Es macht die Geschichte glaubwürdig.
Wenn Sie neu einsteigen, ist dies ein sehr guter Start. Sie bekommen die großen Lieder. Sie bekommen tiefe Schnitte. Sie bekommen Humor und Haltung. Alles in einem Paket. Das macht neugierig auf ganze Alben.
Wenn Sie bereits viel kennen, lohnt der Blick dennoch. Die Ordnung eröffnet neue Bezüge. Ein Lied leuchtet ein anderes aus. So hören Sie Bekanntes neu. Genau darin liegt der Reiz von Reinhard Mey Über den Wolken - Lieder aus 4 Jahrzehnten von Orpheus bis Rüm Hart.
Mey erzählt in Bildern. Er liebt klare Szenen. Ein Bahnsteig. Ein Wohnzimmer. Ein Deck. Er nutzt diese Orte als Bühne. Namen und Dinge werden zu Partnern. So entsteht Nähe. Das macht die Lieder greifbar. Sie sehen, was Sie hören.
Auch die Stimme erzählt. Sie kennt das Flüstern. Sie kennt das Lachen. Sie kennt den festen Ton. Es gibt keine Manier. Es gibt Haltung und Wärme. Diese Mischung ist selten. Sie prägt das Werk seit Jahrzehnten.
Im deutschsprachigen Chanson nimmt Mey einen besonderen Platz ein. Er verbindet Bänkelsang mit moderner Liedform. Er bleibt dem Handwerk treu. Er meidet Zynismus. Er sucht das Gespräch. Diese Edition zeigt das sehr gut. Sie zeigt auch die Vielfalt. Von Handskizze bis Hymne.
Die Bezüge nach Frankreich und in die Niederlande weiten den Rahmen. Sie erinnern daran, woher vieles kommt. Brel, Brassens, der Folk der 60er. All das klingt nach. Aber es wird nicht zitiert. Es wird verwandelt. Es wird zu etwas Eigenem.
Diese Sammlung ist mehr als ein Sampler. Sie ist eine Erzählung in Kapiteln. Sie ist eine Karte eines Lebens in Liedern. Sie führt Sie sicher von der ersten Sehnsucht zum weiten Herz. Sie hält Balance zwischen Komik und Ernst. Sie bleibt schlicht. Sie bleibt stark.
Wenn Sie Zeit haben, hören Sie am Stück. Folgen Sie den Bögen. Lassen Sie sich die Räume öffnen. Dann erfüllt die Edition ihr Versprechen. Reinhard Mey Über den Wolken - Lieder aus 4 Jahrzehnten von Orpheus bis Rüm Hart wird so zu einer vertrauten Begleitung. Leicht zu hören. Reich an Sinn. Und mit einem langen Nachklang.
Reinhard Mey hat mit seinem Album "Über den Wolken - Lieder aus 4 Jahrzehnten von Orpheus bis Rüm Hart" eine beeindruckende Sammlung geschaffen. Diese Zusammenstellung zeigt die Vielfalt und Tiefe seines musikalischen Schaffens. Wenn Sie sich für weitere Werke von Singer-Songwritern interessieren, könnte die Kritik zu Klaus Hoffmann Insellieder spannend für Sie sein. Klaus Hoffmann ist bekannt für seine poetischen Texte und eingängigen Melodien.
Ein weiteres bemerkenswertes Album, das Sie nicht verpassen sollten, ist Manfred Maurenbrecher Glück. Maurenbrecher versteht es, Geschichten in seinen Liedern zu erzählen, die sowohl berühren als auch zum Nachdenken anregen. Seine Musik ist ein Muss für jeden Liebhaber von tiefgründigen Texten und melodischen Kompositionen.
Auch Wolf Biermann Seelengeld bietet eine faszinierende Mischung aus Poesie und Musik. Biermanns Werk ist geprägt von seiner einzigartigen Stimme und seiner Fähigkeit, politische und persönliche Themen miteinander zu verweben. Dieses Album ist ein weiterer Beweis für seine herausragende Kunstfertigkeit.
Diese Alben bieten Ihnen einen tiefen Einblick in die Welt der Singer-Songwriter und ergänzen die musikalische Reise, die Reinhard Mey mit "Über den Wolken - Lieder aus 4 Jahrzehnten von Orpheus bis Rüm Hart" begonnen hat. Tauchen Sie ein in die Vielfalt der deutschen Musikszene und lassen Sie sich von den Geschichten und Melodien dieser Künstler verzaubern.