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Ulla Meinecke Erst Mal Gucken - Dann Mal Sehen — Albumkritik & Einordnung

Ulla Meinecke Erst Mal Gucken - Dann Mal Sehen: Albumkritik und Einordnung

Letztes Update: 08. Dezember 2025

Der Text stellt Ulla Meineckes Album vor, analysiert Texte, Melodien und Arrangements sowie Produktion und Interpretation. Er benennt Höhepunkte und SchwĂ€chen, ordnet das Werk in ihre Karriere ein und sagt, ob es etwas fĂŒr sie ist.

Vorstellung und Kritik des Albums Ulla Meinecke Erst Mal Gucken - Dann Mal Sehen

Ein Blick auf ein leises Ereignis

Dieses Album ist ein stiller Triumph. Es drĂ€ngt sich nicht auf. Es vertraut auf WĂ€rme, Raum und Zeit. Es bittet nicht um Beifall. Es lĂ€dt ein. Ulla Meinecke Erst Mal Gucken - Dann Mal Sehen erschien 1988. Neun StĂŒcke, eine CD, ein eigenes Tempo. Der Ton ist ruhig. Die Botschaft klar. Nichts ist hastig. Vieles ist prĂ€zise. Sie merkt es sofort, wenn sie die erste Minute hört. Diese Musik beobachtet. Und sie erinnert.

Die Platte nimmt den Alltag ernst. Sie schaut hin. Sie spricht in einfachen Bildern. Sie bricht nicht laut, sondern sanft. So entsteht NĂ€he. So wĂ€chst Vertrauen. Ulla Meinecke Erst Mal Gucken - Dann Mal Sehen ist ein Album ĂŒber den Blick. Es feiert das genaue Sehen. Es prĂŒft GefĂŒhle, ohne zu klagen. Es zeigt StĂ€rke, ohne zu posen. Das ist selten, damals wie heute.

1988: Zeitgeist und leise Rebellion

Das Jahr 1988 war laut. Pop setzte auf Glanz. Keyboards glitzerten. Drums klackten straff. Doch es gab eine Gegenbewegung. Sie lief leiser. Sie arbeitete mit Zwischentönen. Genau hier sitzt diese CD. Ulla Meinecke Erst Mal Gucken - Dann Mal Sehen wirkt wie ein Gegenentwurf. Der Sound ist warm. Er ist geerdet. Er klingt nach echten RÀumen. Nach Holz, Haut, Luft. Diese WÀrme trÀgt die Texte. Sie gibt jedem Bild ein Echo. Sie gibt jeder Pause Gewicht.

Die leise Rebellion steckt in der Haltung. Es geht nicht um Parolen. Es geht um Haltung im Kleinen. Ein Blick, ein Satz, eine Frage. Daraus wird Kunst. Daraus entsteht Charakter. Daraus entsteht ein Album, das sich nicht datiert. Die Musik nutzt die Sprache der Zeit. Doch sie folgt ihren eigenen Regeln. So findet sie ihren Platz. So bleibt sie frei.

Die Kunst des Guckens und Sehens

Der Titel ist Programm. Erst schauen. Dann erst handeln. Es ist ein PlĂ€doyer fĂŒr Geduld. FĂŒr Abstand. FĂŒr Selbstschutz. Und fĂŒr ZĂ€rtlichkeit in der Sprache. Ulla Meinecke Erst Mal Gucken - Dann Mal Sehen setzt auf diese Idee. Die Texte nehmen Details auf. Ein Ort, ein Geruch, ein GerĂ€usch. Der innere Monolog wechselt mit stillen Bildern. Sie fĂŒhlt sich verstanden. Denn hier wird nichts erzwungen. Alles darf wachsen.

Das Sehen fĂŒhrt zur Frage: Was bleibt? Was darf gehen? Die Songs bieten keine schnellen Antworten. Sie bieten Erfahrung. Sie bieten Humor. Sie bieten Trost. Oft in einem einzigen Satz. Oder in einem Lauf der Gitarre. Oder in einem Atemzug der Stimme. So entsteht eine Skizze der NĂ€he. Eine feine Studie von Bindung. Und von Freiheit.

Track-fĂŒr-Track: Neun Wege, eine Handschrift

1. Von mir zu dir (05:19)

Ein Auftakt wie ein Brief. Ein vertrauter Ton. Eine kleine Reise vom Ich zum Du. Der Song nimmt sich Zeit. Das Tempo ist mĂ€ĂŸig. Die Instrumente bleiben luftig. Gitarre, Bass, sanfte Drums. Vielleicht ein leiser Tastenklang. Die Stimme fĂŒhrt. Sie schwebt nicht. Sie steht. Sie bleibt nah. Das StĂŒck setzt das Motiv des Albums. NĂ€he entsteht durch Ehrlichkeit. Nicht durch Pathos. Der Song klingt offen. Er öffnet das Fenster. Er lĂ€sst Luft hinein.

2. Hafencafé (03:46)

Ein Schauplatz, der gezeichnet wird wie ein GemÀlde. Man riecht den Kaffee. Man sieht das Licht. Man hört ein leises Klirren. StÀdte und Wasser gehören oft zusammen. Hier wirkt das Ufer ruhig. Der Blick wandert. Menschen kommen und gehen. Der Song lÀdt sie ein, sich hinzusetzen. Nicht viel zu reden. Nur zu sehen. Ulla Meinecke Erst Mal Gucken - Dann Mal Sehen nimmt den Ort ernst. Er wird zur Figur. Er spricht in Zwischentönen. Das macht die Szene lebendig und klar.

3. Schlendern ist Luxus (04:11)

Der Titel ist ein Manifest. Zeit ist wertvoll. Nicht nur fĂŒr Rendite. Sondern fĂŒr Sinn. Schlendern kostet Mut in einer schnellen Welt. Das Arrangement stĂŒtzt diese Idee. Der Beat ist weich. Die Linien haben Raum. Die Worte wirken leicht, doch sie stechen. Sie spĂŒren die Last der Eile. Sie atmen dagegen an. Der Reiz liegt im GrundgefĂŒhl. Es ist nicht Nostalgie. Es ist Selbstschutz. Sie spĂŒrt, wie der Song ihr Tempo drosselt. Er sagt: Lass los. Sie darf es glauben.

4. Lieb ich dich zu leise (04:21)

Eine Frage, die wehtut. Reicht leise Liebe aus? Oder braucht es LĂ€rm? Die Stimme sucht nach dem Maß. Das Arrangement hilft beim Suchen. Leise FlĂ€chen, ein tiefer Bass. Ein zarter Puls, der nicht bricht. Die Worte bleiben schlicht. Darin liegt Kraft. Die Unruhe spielt mit. Doch der Song jagt sie nicht vor sich her. Er hĂ€lt sie. Er schaut sie an. Er lĂ€sst sie sein. Ulla Meinecke Erst Mal Gucken - Dann Mal Sehen zeigt hier Reife. Es zeigt Sorgfalt im GefĂŒhl.

5. Das nackte Leben (04:09)

Ein großes Wort. Aber klug gesetzt. Es geht nicht um Drama. Es geht um das Grundlose in uns. Die HĂŒllen fallen. Was bleibt, ist Blickkontakt. Auch mit sich selbst. Der Sound klingt breiter. Vielleicht mit Percussion. Vielleicht mit hellen Akzenten. Die Stimme bleibt Mittelpunkt. Sie steht nicht auf Zehenspitzen. Sie steht fest. Das ergibt Spannkraft. Es zeigt eine Haltung. Es zeigt die Wahl: Mut statt Maske.

6. Unglaublich (04:15)

Eine leichte Wendung. Humor trifft auf Staunen. Das Leben wirkt absurd. Und doch schön. Der Song nutzt den Klang der 80er sparsam. Ein kleiner Hook. Ein treffendes Bild. Ein Refrain, der bleibt, ohne zu kleben. Es fĂŒhlt sich an wie ein Schulterzucken. Aber liebevoll. Der Text braucht keinen dicken Pinsel. Ein dĂŒnner Strich genĂŒgt. So bleibt die Pointe frisch.

7. Unten am Ufer (03:17)

Wieder Wasser, wieder ein Rand. Ein Ort zwischen Land und See. Zwischen Abschied und Gruß. Die Worte tragen Stille. Der Puls ist gedĂ€mpft. Ein dunkler Bass, ein weicher Teppich. Man hört das Kommen und Gehen. Der Song ist kurz. Aber er klingt nach. Er zieht sich in die Stille zurĂŒck. Und dort bleibt er bei ihr.

8. Lieb ich dich (Reprise) (00:31)

Ein kurzes Aufblitzen. Ein Gruß aus Song vier. Ein Echo, kaum mehr. Diese Reprise ist klug. Sie ordnet die Platte. Sie setzt ein Lesezeichen. Sie ruft das Thema zurĂŒck. Liebe. Laut genug, um gehört zu werden. Leise genug, um zu rĂŒhren. Ulla Meinecke Erst Mal Gucken - Dann Mal Sehen nutzt die Reprise wie ein Atemzug. Kurze Pause. Weiter geht’s.

9. Ein großes Herz (03:47)

Das Finale mit Haltung. Großmut als Wahl. Kein Kitsch, keine Pose. Das große Herz ist nicht weich. Es ist mutig. Es ist klar. Die Musik folgt. Das Tempo trĂ€gt. Der Klang bleibt warm. Vielleicht bricht der Refrain etwas auf. Aber nie zu grell. Die Stimme hĂ€lt das Gleichmaß. Der Schluss ist rund. Er schließt den Kreis. Und lĂ€sst doch Platz fĂŒr Fragen.

Zwischen Pop und Chanson: die sprachliche Spur

Die Sprache ist knapp. Sie ist voller Bilder. Doch sie bleibt alltagstauglich. Das ist schwer. Hier gelingt es fast durchgehend. Ulla Meinecke Erst Mal Gucken - Dann Mal Sehen findet Wörter, die anfassbar sind. Der Satzbau ist einfach. Die Metaphern sind klar. Nichts ringt um Effekt. Alles dient dem Kern. So entsteht eine Art Pop-Chanson. UnprÀtentiös. Aber mit Tiefe.

Der Reiz liegt im Tonfall. Er zeigt Distanz und ZĂ€rtlichkeit zugleich. Er schĂŒtzt, was er zeigt. Er urteilt nicht scharf. Er beobachtet. Gerade dadurch wirkt der Blick scharf. Denn wo kein Urteil ist, wirkt die Sache selbst. Die Songs zwingen sie nicht, sich zu entscheiden. Sie laden sie ein, zu fĂŒhlen. Das ist ein fairer Pakt.

Sound, Raum, Dynamik

Die Produktion ist zurĂŒckhaltend. Sie ist sauber und warm. Die Mitten tragen die Stimme. Der Bass liegt weich darunter. Die Drums sind trocken. Sie lenken nicht ab. Kleine Schimmer blitzen auf. Ein Tastenanschlag. Ein feiner Ton. Ein Klang, der kurz Licht setzt. Dann geht er wieder. Das macht die StĂŒcke beweglich. Nichts ist zu schwer. Nichts bleibt hĂ€ngen, wo es stört.

Die Dynamik lebt von Atmung. Laut und leise wechseln organisch. Es gibt Raum zwischen den Noten. Das Ohr bekommt Platz. So wird Zuhören leicht. So entsteht NÀhe. Ulla Meinecke Erst Mal Gucken - Dann Mal Sehen zeigt, wie wichtig diese RÀume sind. Gerade die leisen Stellen tragen. Sie halten die Erinnerung fest. Sie machen die Musik widerstandsfÀhig gegen Zeit.

Die Stimme als ErzÀhlerin

Ulla Meineckes Stimme ist nicht groß in LautstĂ€rke. Sie ist groß in Farbe. Sie hat ein raues Glitzern. Sie hat WĂ€rme. Sie kann halten. Sie kippt nie in Pathos. Sie schont die Wörter nicht. Aber sie lĂ€sst sie atmen. Das ist entscheidend fĂŒr diese Platte. Denn die Stimme fĂŒhrt. Die Instrumente begleiten. Sie legen die Straße. Die Stimme fĂ€hrt den Wagen. Sie steuert sicher, nie eilig.

Im Ergebnis entsteht eine stille AutoritĂ€t. Sie hört eine SĂ€ngerin, die weiß, was sie will. Sie will nicht blenden. Sie will berĂŒhren. Sie will erzĂ€hlen. Ulla Meinecke Erst Mal Gucken - Dann Mal Sehen ist daher eine Schule des ErzĂ€hlens. Nicht ĂŒbertrieben. Nicht trocken. Einfach richtig dosiert.

Warum „Ulla Meinecke Erst Mal Gucken - Dann Mal Sehen“ heute eine Entdeckung ist

Viele Alben der spĂ€ten 80er klingen heute alt. Dieses Album nicht. Es atmet. Es klirrt nicht. Es hat WĂ€rme. Es hat Ruhe. Und es hat SĂ€tze, die bleiben. Das macht es frisch. Das macht es stark. Sie kann es heute hören, ohne ErklĂ€rung. Es spricht zu ihr. Es fragt, wie sie sieht. Es fragt, was ihr wichtig ist. Und es macht Mut, sich Zeit zu nehmen. Zeit fĂŒr sich. Zeit fĂŒr andere.

Es ist auch ein gutes Einstiegsalbum. Wenn sie Ulla Meinecke noch sucht, findet sie hier den Kern. Haltung, Sprache, Klang. Alles ist da. Nicht zu viel. Nicht zu wenig. Ulla Meinecke Erst Mal Gucken - Dann Mal Sehen ist damit auch eine BrĂŒcke. Es verbindet Pop mit Liedkunst. Es verbindet Stadt mit Innenwelt. Es verbindet die 80er mit dem Heute.

Die Orte im Kopf: StÀdte, Ufer, Kaffeeduft

Orte tragen diese Songs. Ein CafĂ©. Ein Ufer. Ein Zimmer. Ein Brief. Sie sind keine Kulissen. Sie sind Mitspieler. Die Texte geben ihnen WĂŒrde. Das verleiht den StĂŒcken Stand. Sie kann diese Orte leicht sehen. Sie sieht die Farbe des Lichts. Sie hört Schritte. Das macht die Lieder filmisch. Es macht sie körperlich. Sie spĂŒrt den Raum. Das ist selten in Poptexten. Hier ist es normal.

Der Blick auf Orte zeigt auch Zugehörigkeit. Wer schaut, gehört schon dazu. Der Blick bleibt freundlich. Aber klar. Er hat einen nordischen Zug. KĂŒhl im Licht, warm in der Geste. Das passt zum Album. Es passt zum Titel. Erst gucken. Dann sehen, was bleibt. Und erst dann benennen.

Im Werk verortet: ein ruhiger Kulminationspunkt

Dieses Album klingt reif. Es klingt gesammelt. Es wirkt wie ein Knotenpunkt. Vieles, was zuvor suchte, findet hier Form. Die Songs sind sicher. Die Auswahl ist streng. Neun StĂŒcke, keine FĂŒller. Diese KĂŒrze ist modern. Sie passt zur Haltung. Alles, was nicht trĂ€gt, fliegt. Übrig bleibt Substanz. Übrig bleibt ein roter Faden. Ulla Meinecke Erst Mal Gucken - Dann Mal Sehen markiert damit einen ruhigen Gipfel. Nicht der höchste, aber einer mit Weitblick.

Gerade die klare Struktur hilft. Eröffnung, Orte, Liebesfragen, Finale. Es ist ein Bogen. Er hĂ€lt. Er lĂ€dt ein, die CD am StĂŒck zu hören. Ohne Sprung. Ohne Eile. Das lohnt sich. Denn die innere Dramaturgie macht die Hörerfahrung rund.

Hören mit heute: Kopfhörer, KĂŒche, Bahn

Wie hört man dieses Album am besten? Am Abend ist gut. Bei Tee. Bei freiem Kopf. Kopfhörer helfen. Die Details lohnen sich. Doch auch der Morgen kann passen. Ein ruhiger Start. Ein Song wie „Schlendern ist Luxus“ hat dann Kraft. In der Bahn funktioniert es ebenso. Die Außenwelt wird zur Kulisse. Die Musik wird zur Begleitung. Ulla Meinecke Erst Mal Gucken - Dann Mal Sehen passt sich ihrem Tag an. Es drĂ€ngt nichts. Es öffnet RĂ€ume.

Wer Vinylromantik sucht, wird hier nicht betrogen. Trotz CD-Format wirkt das Album warm. Es hat Körper. Es hat Tiefe. Auf guten Lautsprechern entfaltet sich die BĂŒhne. Die Stimme bleibt dabei im Zentrum. Sie sitzt wie ein ruhiger Fixpunkt. Das beruhigt. Das erdet.

FĂŒr wen ist dieses Album?

Wenn sie Worte lieben, ist es fĂŒr sie. Wenn sie ruhige Songs schĂ€tzen, erst recht. Wenn sie keine Angst vor Stille haben, umso mehr. Dieses Album fordert sie nicht mit GebrĂŒll. Es gewinnt sie mit Vertrauen. Es schenkt ihr Bilder. Es schenkt ihr Fragen. Und es lĂ€sst ihr Zeit. Das ist viel wert. Ulla Meinecke Erst Mal Gucken - Dann Mal Sehen ist daher ideal fĂŒr lange Wege. FĂŒr leichte Traurigkeit. FĂŒr freundliche NĂ€chte. Es ist ein Begleiter, kein Trainer. Es sagt nicht, wie es geht. Es geht mit.

Auch fĂŒr Neugierige im Feld Chanson ist es ein guter Einstieg. Es zeigt die Schnittmenge aus Pop und Lied. Es zeigt, wie einfach Sprache klingen kann. Und wie viel sie dabei tragen kann. Ohne Schwermut. Mit WĂŒrde.

StÀrken und kleine SchwÀchen

Die StĂ€rken sind klar. Sprache, Stimme, WĂ€rme, Haltung. Dazu die kluge LĂ€nge. Die StĂŒcke atmen. Nichts ist ĂŒberschmĂŒckt. Nichts ist dekorativ ohne Sinn. Das ist stark. Die wenigen SchwĂ€chen liegen im Risiko. Wer Kanten sucht, vermisst sie bisweilen. Ein paar mehr BrĂŒche hĂ€tten gereizt. Manchmal schmiegt sich der Klang sehr eng an. Eine Spur mehr Dreck hĂ€tte gepasst. Doch das ist Geschmack. Es Ă€ndert nicht den Kern. Ulla Meinecke Erst Mal Gucken - Dann Mal Sehen bleibt rund.

Manche Hörer werden nach einem lauten Höhepunkt suchen. Den gibt es kaum. Das Finale ist stark, aber still. Doch genau diese Stillen machen den Reiz. Es ist ein Album gegen LÀrm. Es will das Ohr retten. Es will die Sprache retten. Das ist ein Ziel, das trÀgt.

Kontext und Erbe

1988 war ein Jahr vor der Wende. Der Ton vieler Platten war grell. Hier war er nicht grell. Er war nah. Das passt ins Bild einer KĂŒnstlerin, die auf Haltung setzt. Ein Erbe daraus ist klar. Man kann Pop machen, der bleibt. Ohne Glitzer. Ohne HĂ€rte. Mit Worten, die sitzen. Ulla Meinecke Erst Mal Gucken - Dann Mal Sehen zeigt das. Es inspiriert. Es weist Wege. Auch fĂŒr heutige Songschreiber. Genauigkeit schlĂ€gt LautstĂ€rke. NĂ€he schlĂ€gt Parole.

Das Album fĂŒgt sich in eine Tradition. Es steht bei den leisen ErzĂ€hlern. Es steht bei den klugen Beobachtern. Es steht bei jenen, die Alltag ernst nehmen. Darin liegt seine Kraft. Darin liegt sein Platz.

Fazit: Ein Album, das Zeit schenkt

Am Ende bleibt ein GefĂŒhl von Ruhe. Von Klarheit. Von Zuwendung. Diese CD ist ein kleines Juwel. Sie braucht keine großen Worte. Sie hĂ€lt ihr Versprechen. Erst schauen. Dann sehen. Und dann sagen. Ulla Meinecke Erst Mal Gucken - Dann Mal Sehen ist ein Album, das sie begleiten kann. Lange. Es drĂŒckt nicht. Es trĂ€gt. Es tröstet. Es fordert, aber sanft. Es schenkt ihr Zeit. Und es zeigt ihr, wie sie diese Zeit fĂŒllen kann: mit Blick, mit Milde, mit Mut.

Wenn sie nur einen Song wĂ€hlen will, nehmen sie „Von mir zu dir“. Wenn sie einen zweiten will, nehmen sie „Schlendern ist Luxus“. Und dann bitte alle anderen. Denn das Album wirkt als Ganzes. Es ist mehr als seine Teile. Es ist ein Raum. Ein stilles Haus aus Worten und Klang. Wer einmal darin war, findet gern zurĂŒck. Und hört wieder zu. Und sieht neu.

So wÀchst die Musik mit ihr. So wÀchst sie auch mit dem Tag. Ulla Meinecke Erst Mal Gucken - Dann Mal Sehen bleibt dabei lebendig. Nicht, weil es laut ist. Sondern, weil es zuhört. Und weil es zuhören lehrt.

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