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Hannes Wader – Schon so lang '62-'92: Review und Kontext

Hannes Wader Schon so lang '62-'92: Vorstellung und Kritik

Letztes Update: 04. Oktober 2025

Der Artikel stellt Hannes Waders Best-of Schon so lang '62-'92 vor, skizziert die Entwicklung seiner Lieder (1962-1992) und bietet Kontext zur Songauswahl sowie Hinweise zum Remastering. Die kritische Bewertung benennt klar StÀrken und SchwÀchen.

Schon so lang ’62-’92: Eine Werkschau als Reise durch drei Jahrzehnte Lied

Ein Album als Zeitleiste: 1962 bis 1992 im Fokus

Es gibt Alben, die sind mehr als eine Sammlung. Sie sind eine Karte. Sie zeigen Wege, Umwege und Ziele. So wirkt die 1992 erschienene CD Schon so lang ’62-’92 von Hannes Wader. Sie versammelt 14 StĂŒcke aus drei starken Jahrzehnten. Sie hören nicht nur Stationen. Sie hören Haltung. Auf der HĂŒlle steht eine Spanne von dreißig Jahren. Darin steckt ein ganzes Leben. Das macht diese Edition so reizvoll. Und das macht sie auch anspruchsvoll. Hannes Wader Schon so lang ’62-’92 ist ein Spiegel. Er zeigt den KĂŒnstler. Und er zeigt das Land, das er besingt.

Warum Hannes Wader Schon so lang '62-'92 mehr ist als eine Sammlung

Eine Werkschau kann kalt wirken. Sie kann nur sortieren, zĂ€hlen, etikettieren. Diese Sammlung tut das nicht. Sie setzt ein Narrativ. Der Leitfaden ist die Zeit. Doch die Auswahl erzĂ€hlt auch einen inneren Weg. Es geht um Sehnsucht, Flucht, Arbeit, Liebe, Verlust, Politik. Der Ton ist mal zart, mal scharf. Sie bekommen ein Bild, das wĂ€chst. StĂŒck fĂŒr StĂŒck. Track fĂŒr Track. Hannes Wader Schon so lang '62-'92 baut Spannung auf. Es klingt wie ein sorgsam kuratierter Abend. Nur ohne Zwischenapplaus.

Kontext 1992: Die RĂŒckschau eines UnermĂŒdlichen

1992 war kein Nullpunkt. Es war ein Bruch. Das Land war gerade eins geworden. Die Bilder waren frisch. Die Fragen auch. Wader blickt zurĂŒck, doch er klingt nicht alt. Er klingt wach. Die Gitarre ist klar, trocken, vertraut. Seine Stimme ist geerdet. Sie trĂ€gt die Geschichten. Sie merken: Der SĂ€nger aus der Folk-Bewegung ist noch da. Aber er singt mit gereiftem Blick. Hannes Wader Schon so lang '62-'92 bĂŒndelt diese Reife. Die CD wirkt wie ein Kompass. Er weist nach gestern und morgen zugleich.

Dramaturgie statt Zufall: Von Kindheit bis Tankerkönig

Die Reihenfolge der 14 Tracks ist klug. Sie beginnt mit dem „Lied vom kleinen MĂ€dchen“ und endet mit „Der Tankerkönig“. Dazwischen liegen Reisen, Kneipen, HĂ€fen, Winterrosen. Der Fluss fĂŒhlt sich logisch an. Er trĂ€gt. Sie hören kurze StĂŒcke neben langen Balladen. Sie spĂŒren Atem und Haltung. Es ist kein Best-of im strengen Sinn. Es ist eine ErzĂ€hlung aus Bausteinen. Jedes StĂŒck fĂŒgt ein Motiv hinzu. Zusammen entsteht ein Bild. Hannes Wader Schon so lang '62-'92 wirkt darum wie ein Album mit eigener Dramaturgie.

Die ersten Takte: „Lied vom kleinen MĂ€dchen“ bis „Unterwegs nach SĂŒden“

Der Auftakt mit „Lied vom kleinen MĂ€dchen“ (03:36) ist leise und klar. Es setzt einen Ton der Empathie. Danach folgt „Heute hier, morgen dort“ (03:00). Das ist Waders wohl bekanntester Reiseklassiker. Der Song schrumpft die Welt auf einen Rucksack. Und er öffnet sie zugleich. „Charley“ (05:39) dreht den Blick in die ErzĂ€hlung. Es ist fast Prosa mit Saiten. „Unterwegs nach SĂŒden“ (05:33) weitet das Bild. Die Gitarre lĂ€uft. Die Stimme zeigt Weg und Ziel. Hannes Wader Schon so lang '62-'92 fĂŒhrt Sie damit hinein in ein Thema: das Unterwegssein als Lebensform.

HĂ€rte und Rausch: „Kokain“ und die „Arschkriecher-Ballade“

Mit „Kokain“ (05:27) kommt der dunkle Ton. Das ist Folk mit Schatten. Es wirkt rau, aber nie grob. Der Sog ist groß. Danach bellt die „Arschkriecher-Ballade“ (05:25). Das ist bitter und klar. Humor trifft auf Wut. Hier zeigt sich Waders politischer Biss. Er ist konkret, doch nie platt. Er packt ein Bild. Das reicht. Sie hören Haltung, geschĂ€rft durch Handwerk. Die Gitarre bleibt prĂ€zise. Die Stimme trĂ€gt den Spott. Hannes Wader Schon so lang '62-'92 spart die Kanten nicht aus.

Balladenzeit: „Der RattenfĂ€nger“ und „Schon morgen“

Der Longtrack „Der RattenfĂ€nger“ (07:53) ist ein Ereignis. Er knĂŒpft an alte Sagen an. Und er legt sie in die Gegenwart. Der Text malt langsam. Er gönnt sich Raum. Die Spannung wĂ€chst leise. Das Ende hallt. „Schon morgen“ (04:15) dreht den Blick. Es klingt zĂ€rtlich und dennoch wacher. Hier blitzt Trost auf. Doch er bleibt nicht sĂŒĂŸ. Das ist gute Verdichtung. Hannes Wader Schon so lang '62-'92 zeigt in diesem Mittelteil, wie der SĂ€nger lange Bögen ziehen kann, ohne die NĂ€he zu verlieren.

Stationen der Nacht: „Hotel zur langen DĂ€mmerung“ und „Rosen im Dezember“

„Hotel zur langen DĂ€mmerung“ (06:59) klingt wie ein Film. Der Raum ist groß. Die Bilder sind klar. Ein Ort zwischen Ende und Neubeginn. Dann „Rosen im Dezember“ (02:49). Ein kurzer Winter. Ein kleines Geschenk. Keine Phrase zu viel. Diese GegenĂŒberstellung tut gut. Ein langer Blick und ein kurzer Fokus. Sie zeigt, wie Wader Kontraste setzt. Er hĂ€lt die Waage aus Melancholie und Kraft. In Hannes Wader Schon so lang '62-'92 sind diese StĂŒcke wie zwei Seiten eines Bildes. Die eine weit, die andere nah.

TitelstĂŒck und Transit: „Schon so lang“ und „Nach Hamburg“

Das TitelstĂŒck „Schon so lang“ (03:32) wirkt wie eine Notiz. Es ist knapp und warm. Es sagt: Zeit vergeht, aber die Spur bleibt. Danach fĂŒhrt „Nach Hamburg“ (03:39) in die Hafenperspektive. Die Wege sind nass, der Wind ist echt. Sie fĂŒhlen die Arbeit der Worte. Es ist schnörkellos. Es greift ins Heute. Hannes Wader Schon so lang '62-'92 bĂŒndelt so die Motive von Weg, Arbeit und Erinnerung. Und es hĂ€lt die Musik griffig. Nichts wirkt dekoriert.

Abgesang und Abriss: „Schön ist die Jugend“ und „Der Tankerkönig“

„Schön ist die Jugend“ (04:41) spielt nicht auf Nostalgie. Es legt einen Blick frei, der tröstet, weil er wahr bleibt. Kein falsches Licht. Kein Kitsch. Das Finale „Der Tankerkönig“ (11:48) ist groß. Sehr groß. Es ist eine erzĂ€hlerische Wucht. Eine moderne Moritat. Der Song zieht Bahnen, die weit ĂŒber den Einzelfall reichen. Macht, Gier, Struktur. Sie hören die Mechanik. Sie sehen das System. Ein mutiger Schluss. Hannes Wader Schon so lang '62-'92 endet nicht leise. Es endet konsequent.

Stimme, Gitarre, Raum: Das Klangbild

Waders Stimme steht vorn. Sie ist trocken. Sie ist intim. Die Gitarre ist der zweite ErzĂ€hler. Meist akustisch. Meist eng mikrofoniert. Selten braucht es mehr. Manchmal kommt ein Hauch Arrangement dazu. Er stört nicht. Er stĂŒtzt. Sie hören alte Songs im Gewand einer sorgfĂ€ltigen Abmischung. Nichts drĂ€ngt sich vor. Das passt zur Idee dieser Werkschau. Hannes Wader Schon so lang '62-'92 nutzt klare Produktionsmittel. Das Material trĂ€gt sich selbst. Das ist klug. Und es ist ehrlich.

Sprache als Werkzeug: Einfache Worte, tiefer Sinn

Wader schreibt in klaren SĂ€tzen. Er setzt Bilder statt Phrasen. Das lĂ€sst die Songs atmen. Dabei gibt es keine Scheu vor großen Themen. Krieg, Armut, Liebe, Reisen, Lohnarbeit. Alles ist da. Doch es wird nicht platt. Es bleibt menschlich. Der Witz kommt trocken. Die Wut bleibt begrĂŒndet. Die ZĂ€rtlichkeit ist frei von Zucker. So schafft es der SĂ€nger, dicht zu schreiben und leicht zu klingen. Hannes Wader Schon so lang '62-'92 zeigt diese Kunst auf engem Raum. Es lĂ€dt zum Wiederhören ein.

Poetik und Politik: Die Balance

Wader war immer politisch. Doch er war nie nur Parole. Er erzĂ€hlt erst. Dann urteilt er. So wirken die Lieder offen. Sie lassen Ihnen eine Stelle. Sie dĂŒrfen mitdenken. Sie dĂŒrfen sich wiederfinden. Der Blick ist sozial. Aber er ist nicht dogmatisch. Er bleibt bei den Menschen. Er bleibt in den Szenen. Das macht die StĂŒcke langlebig. Hannes Wader Schon so lang '62-'92 hebt diese QualitĂ€t hervor. Es zeigt Haltung, ohne den Song zu opfern.

Das Erbe der Folk-Bewegung und seine AktualitÀt

Die Wurzeln liegen im Folk. Ein Mann, eine Gitarre, eine Geschichte. Das bleibt stark. Aber die Wirkungen gehen weiter. Viele jĂŒngere Stimmen greifen heute wieder zu dieser Reduktion. Sie suchen NĂ€he und Sinn. In dieser Sammlung hören Sie, wie gut das funktionieren kann. Sie hören, wie Text und Ton sich tragen. Das bleibt modern. Hannes Wader Schon so lang '62-'92 legt dafĂŒr Belege vor. Die StĂŒcke altern langsam. Sie klingen echt. Das ist ihr Vorteil in einer lauten Zeit.

Vergleich mit den Live-Aufnahmen: PrÀsenz und Kontrolle

Live ist Wader oft freier. Er dehnt. Er zieht Pausen. Er baut Humor ein. Im Studio wirkt er kontrollierter. Das muss kein Nachteil sein. Hier zĂ€hlen Form und Haltung. Die Auswahl ist straff. Die PrĂ€senz bleibt hoch. Wenn Sie Live-Alben schĂ€tzen, finden Sie hier die konzentrierte Essenz. Hannes Wader Schon so lang '62-'92 schafft diesen Spagat. Es hĂ€lt die NĂ€he einer BĂŒhne. Und es wahrt die Ruhe eines Studios.

FĂŒr Einsteiger und Kenner: Der doppelte Zugang

Wenn Sie neu sind, finden Sie LeitstĂŒcke. „Heute hier, morgen dort“ öffnet die TĂŒr. „Der RattenfĂ€nger“ zeigt die Tiefe. „Der Tankerkönig“ zeigt den Mut. Wenn Sie Kenner sind, hören Sie Reife. Sie hören Nuancen, die erst jetzt leuchten. Kleine Betonungen. Feine Tempi. Das macht die Sammlung wertvoll. Es ist eine gute Einstiegsdroge. Und es ist ein gutes Erinnerungsalbum. Hannes Wader Schon so lang '62-'92 erfĂŒllt beide Aufgaben.

Kritikpunkte: Auswahl, Dauer, Kontext

Eine Werkschau kann nie alles leisten. Auch hier wird manches fehlen. Sie könnten andere Titel vermissen. Die Spanne von 1962 bis 1992 ist groß. Vierzehn Tracks sind da kurz. Manche Themen tauchen nur an. Sie hĂ€tten gerne mehr Raum. Zudem wĂ€re ein Booklet mit HintergrĂŒnden wichtig. Wer spielte wann was? Welche Versionen sind es genau? Hier bleibt Platz nach oben. Trotzdem hĂ€lt Hannes Wader Schon so lang '62-'92 die Balance. Es ist schlank. Aber es ist nicht dĂŒnn.

Tracklist in der Praxis: Ein Parcours ohne BrĂŒche

Die 14 Titel sind sinnvoll gesetzt: 1) Lied vom kleinen MĂ€dchen (03:36), 2) Heute hier, morgen dort (03:00), 3) Charley (05:39), 4) Unterwegs nach SĂŒden (05:33), 5) Kokain (05:27), 6) Arschkriecher-Ballade (05:25), 7) Der RattenfĂ€nger (07:53), 8) Schon morgen (04:15), 9) Hotel zur langen DĂ€mmerung (06:59), 10) Rosen im Dezember (02:49), 11) Schon so lang (03:32), 12) Nach Hamburg (03:39), 13) Schön ist die Jugend (04:41), 14) Der Tankerkönig (11:48). Die Mischung stimmt. Lang und kurz, hart und weich, privat und öffentlich. Hannes Wader Schon so lang '62-'92 hĂ€lt Sie in Bewegung. Der Weg fĂŒhlt sich rund an.

Zeitlosigkeit als Haltung: Warum es heute wirkt

Was macht StĂŒcke zeitlos? Es ist die Ehrlichkeit. Es ist die Form, die dem Inhalt dient. Es ist die Stimme, die nicht schmeichelt. All das ist hier zu hören. Sie können die Lieder in neue Kontexte stellen. Sie tragen immer noch. Arbeit, Flucht, Aufbruch, Angst, Hoffnung. Sie sind wieder Themen. Die Songs rufen nicht. Sie sprechen. Das ist stark. Hannes Wader Schon so lang '62-'92 wird darum nicht alt. Es bleibt brauchbar. FĂŒr Herz und Kopf.

Hören mit offenen Ohren: Tipps fĂŒr Ihre Reise

Hören Sie die CD am StĂŒck. Einmal ohne Pause. Lassen Sie die Dramaturgie wirken. Beim zweiten Mal springen Sie. Folgen Sie einem Motiv: Reise, Arbeit, Macht, Liebe. Achten Sie auf Gitarrenfiguren. Achten Sie auf Atem und Pausen. Suchen Sie das LĂ€cheln in den bitteren StĂŒcken. Und die SchĂ€rfe in den zarten. So öffnen sich Schichten. Hannes Wader Schon so lang '62-'92 belohnt geduldiges Hören. Es ist eine Reise. Sie entscheiden das Tempo.

Fazit: Eine Landkarte, die nicht altert

Diese Werkschau ist sorgfĂ€ltig, klar und mutig. Sie bĂŒndelt dreißig Jahre Arbeit in 14 Tracks. Sie zeigt den Autor, den SĂ€nger, den ErzĂ€hler. Sie zeigt den BĂŒrger, der nicht still bleibt. Manche LĂŒcken bleiben. Doch das Ganze stimmt. Es atmet, es spricht, es hĂ€lt Stand. Wenn Sie eine TĂŒr in dieses Werk suchen, ist dies ein guter SchlĂŒssel. Wenn Sie Erinnerungen tragen, ist dies ein gutes Archiv. Hannes Wader Schon so lang '62-'92 ist eine Landkarte. Sie fĂŒhrt durch gestern. Und sie taugt fĂŒr heute.

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