Letztes Update: 06. Oktober 2025
Der Artikel stellt das Album 'Trotz alledem â Lieder aus 50 Jahren' von Hannes Wader vor, analysiert Songauswahl, Arrangements und Waders Stimme, ordnet die Sammlung in biografischen und politischen Kontext ein und bietet kritische Anmerkungen sowie eine klare Hörempfehlung.
Diese Sammlung fĂŒhrt durch ein halbes Jahrhundert Liedgeschichte. Sie hören nicht nur bekannte Titel. Sie hören auch ĂŒberraschende Seiten. Das Album erschien 2014 und blickt weit zurĂŒck. Es zeigt einen KĂŒnstler, der nie stillstand. Wader verbindet Sprache und Musik mit Ruhe und Klarheit. Er kann scharf sein. Er kann auch sanft sein. Die Spannweite trĂ€gt die Auswahl. So wirkt die Chronik lebendig. Sie lĂ€dt zum erneuten Hören ein. Und sie zeigt, wie aktuell alte Themen klingen.
Man könnte meinen, es sei nur ein RĂŒckblick. Doch es ist mehr. Die StĂŒcke reden mit der Gegenwart. Sie sprechen ĂŒber Macht, Liebe und Alltag. Sie erzĂ€hlen von LĂ€ndern und Wegen. Sie erzĂ€hlen auch von BrĂŒchen. Das hĂ€lt die Sammlung zusammen. Und es gibt ihr WĂ€rme. Es gibt ihr auch Kante.
Die Welt hat sich geĂ€ndert. Die Fragen bleiben. Genau hier setzt Hannes Wader Trotz alledem - Lieder aus 50 Jahren an. Das Album ist ein Archiv der Haltung. Es ist zugleich eine Einladung. Sie hören Lieder, die trösten. Sie hören Lieder, die aufrĂŒtteln. Sie hören Lieder, die ganz leise leuchten. Das wirkt heute stark. Gerade weil der Ton nicht schrill ist. Wader sucht das Bild. Er sucht die Geschichte hinter der Schlagzeile. Damit bleibt er nah an Ihren Erfahrungen.
Die Zeitspanne deckt viele Phasen ab. FrĂŒhere Proteste, zarte Beobachtungen, Reisebilder. Und immer wieder die Frage: Wie lĂ€sst sich IntegritĂ€t halten? Die Antwort fĂ€llt nie platt aus. Sie ist in der Musik selbst zu spĂŒren. In der Ruhe des Vortrags. In der Genauigkeit der Worte. In der Disziplin der Formen.
Es gibt Ausgaben mit 18 und mit 19 Titeln. Die Unterschiede liegen in der Auswahl, nicht im Kern. In der 18-Track-Edition finden Sie StĂŒcke wie "Der RattenfĂ€nger" und "Es ist an der Zeit". Auch "Gut wieder hier zu sein" ist dabei. Dazu kommen poetische Miniaturen wie "Im Garten". In der 19-Track-Edition stehen Lieder wie "Rosen im Dezember" oder "Trotz alledem III". Auch "Schwestern, BrĂŒder..." und "Dass wir so lang leben dĂŒrfen" sind vertreten. Beide Fassungen bilden den Rahmen gut ab. Sie zeigen Breite und Tiefe.
Die Dramaturgie wirkt durchdacht. Lange ErzĂ€hlungen wechseln mit kurzen Skizzen. SĂ€tze stehen oft wie Stufen. Mal tragen sie eine Pointe. Mal tragen sie Trauer. Das macht den Fluss beweglich. So ermĂŒdet die FĂŒlle nicht. Stattdessen wĂ€chst mit jedem Titel ein weiteres Bild.
Der Klang ist klar. Die Stimme steht nah. Die Gitarre klingt prĂ€zise, aber nie hart. Begleitmomente bleiben sparsam. Nichts drĂ€ngt vor. Das passt zur Haltung. Wader vertraut dem Lied als Form. Er braucht keine groĂen Gesten. Er braucht keine dicken Effekte. So entsteht NĂ€he. Sie hören Nuancen. Sie hören Atem. Sie hören Stille zwischen den Worten. Diese Stille trĂ€gt. Sie lĂ€sst Raum fĂŒr eigene Bilder.
Im Hintergrund arbeitet Disziplin. Metrik und Rhythmus halten die Zeilen in Balance. Die Sprache bleibt schlicht. Doch sie wirkt nie simpel. Das ist schwerer, als es klingt. Genau diese Spannung macht den Reiz. Sie lÀdt Sie ein, genauer hinzuhören. Und sie belohnt die Geduld.
Politische StĂŒcke prĂ€gen den Ruf. Hier zeigt sich die StĂ€rke der Bildsprache. "Arschkriecher-Ballade" schlĂ€gt böse Töne an. Aber der Spott erstickt nicht die Einsicht. "Der RattenfĂ€nger" baut Spannung auf. Fast acht Minuten, und es wird nie lang. Die Metapher ist alt. Doch sie bleibt frisch. Weil sie mit Alltagsszenen verknĂŒpft ist.
"Es ist an der Zeit" ist ein Klassiker. Der Text nimmt Stellung. Doch die Melodie bleibt ruhig. Das verstĂ€rkt die Botschaft. In der 19-Track-Ausgabe greift "Schwestern, BrĂŒder..." den Faden auf. Auch "Uns bleibt keine Wahl" wirkt wach. Es sind Lieder gegen LĂ€rm. Sie zwingen nicht. Sie laden ein, den eigenen Standpunkt zu prĂŒfen.
So entsteht politische Kunst ohne Schlagwort. Sie bleibt sprechfÀhig. Gerade deshalb ist die Wirkung anhaltend. Das ist ein ruhiges, aber klares Statement.
Wader kann laut sein. Nur muss er es selten. Seine zarten Lieder tragen oft weiter. "Begegnung" zeigt das gut. Wenige Worte reichen. "Im Garten" findet Schönheit im Kleinen. "Die bessere Zeit" blickt milde zurĂŒck. Aber sie verklĂ€rt nicht. "Am Fluss" ist kontemplativ. Es flieĂt langsam. Sie spĂŒren Zeit. Das tut gut.
In der 19-Track-Ausgabe entfalten "Erste Liebe" und "Tagtraum" weiche Töne. Sie bauen RÀume. Dort kann Ihr eigenes Erleben ruhen. Die Melodien wirken vertraut. Doch sie sind klar gezeichnet. Das lÀsst die Songs halten.
Wader lebt aus vielen Quellen. Volkslied, Chanson, Blues. Auch Dialekt spielt eine Rolle. "Min Jehann" und "De Groffschmitt" sind Beispiele. Die Worte klingen anders. Die Haltungen bleiben gleich. So verbindet sich RegionalitÀt mit Haltung. Dazu kommen Reise-Lieder. "Nach Hamburg" schaut in den Norden. "Griechisches Lied" öffnet ein anderes Licht. Es ist kein Folklore-Kitsch. Es ist ein ehrlicher Blick. Der Ton bleibt respektvoll. Er bleibt neugierig.
Auch Wander-Motive tauchen auf. "Wandern lib ich fĂŒr mein Leben" klingt fast heiter. Es trĂ€gt trotzdem die Frage nach Richtung in sich. Diese kleinen Verschiebungen machen den Reiz aus. Sie halten das Bild in Bewegung.
Wader ist ein ErzĂ€hler. Lange StĂŒcke zeigen das am klarsten. "Der RattenfĂ€nger" gilt schon als Probe aufs Exempel. Die Zeit vergeht beim Hören schnell. Das liegt an der Balance aus Bild und Rhythmus. "Der BĂŒffel" hat eine andere Farbe. Es ist ein PrĂŒfstein fĂŒr seine Prosa in Tönen. "Kleine Stadt" wiederum schafft Kino im Kopf. Wenige Requisiten, starke Wirkung. Auch "Jepestinija Stepanowas Garten" öffnet eine Welt. Die Namen bleiben haften. Weil der Blick prĂ€zise ist.
Die Langform verlangt Vertrauen. Sie verlangt auch Geduld. Beide werden belohnt. Die Geschichten tragen nicht nur Sinn. Sie tragen Klang. Sie tragen Zeit. Das schĂ€rft die Sinne. Es stĂ€rkt auch das GefĂŒhl fĂŒr Form.
Die Sammlung ĂŒberstreicht viele Jahre. Ein Thema bleibt: die Zeit. "Dass wir so lang leben dĂŒrfen" fasst das in ruhige Worte. Der Ton ist dankbar. Doch er ist nicht fromm. "Reine Natur" schaut genauer hin. Es ist ein Blick auf das, was bleibt. Und auf das, was schwindet. "Schon morgen" greift diese Unruhe auf. Es ist nicht bang. Es ist wach.
So entsteht eine milde SpĂ€tphase, die nicht matt ist. Sie hat Licht. Sie hat Schatten. Sie hat Rhythmus. Diese Balance prĂ€gt die Wirkung. Sie lĂ€dt ein, das Album als Lebensbild zu hören. Nicht als Denkmal. Eher als GesprĂ€ch ĂŒber Zeit.
Ohne Handwerk gibt es keine Freiheit. Wader kennt sein Instrument. Der Anschlag ist sauber. Er bleibt doch lebendig. Das Picking ist rund. Die Begleitfiguren sind schlank. Nichts steht im Weg. So liegt die Last auf der Stimme. Die Stimme trĂ€gt. Sie ist wĂ€rmer geworden. Sie ist auch rauer geworden. Beides passt. Sie hĂ€lt die langen Bögen. Sie hĂ€lt die kurzen Zeilen. Das stĂŒtzt die Texte.
Formbewusstsein zeigt sich auch in den Reimen. Sie sind nie Zierde. Sie sind Struktur. Das merkt man in StĂŒcken wie "Blues in F". Dort flieĂt das Schema frei. Ohne Fesseln. Und doch mit Ordnung. Dieses MaĂ ist die eigentliche Kunst. Es wirkt beilĂ€ufig. Es ist in Wahrheit hoch prĂ€zise.
Das Lied ist eine kleine Oper. Ein Motiv aus der Sage. Ein Blick auf heutige VerfĂŒhrer. Der Text wĂ€chst Schicht fĂŒr Schicht. Die Spannung hĂ€lt. Das Ende lĂ€sst Raum. Es wirkt lange nach. Als LehrstĂŒck. Als MusikstĂŒck. Als MaĂstab.
Ein Anti-Kriegs-Lied. Doch kein Donner. Der Ton bleibt leise. Gerade das trifft. Sie hören Betroffenheit. Aber ohne Pathos. Das macht den Song stark. Er wird nicht alt. Er reibt sich an jeder Gegenwart neu.
Ein Heimkehr-Lied. Einfach und warm. Ohne Zuckerguss. Es ist ein Knotenpunkt im Repertoire. FĂŒr viele Hörer ist es ein Einstieg. FĂŒr Kenner ist es ein Ruhepol. So funktioniert ein Lied, das Halt gibt.
Eine Bilanz. Sie hĂ€lt Distanz. Sie sucht doch NĂ€he. Die Worte sind schlicht. Die Bilder sind hell. Man glaubt sie. Das genĂŒgt.
Ein kurzes StĂŒck. Ein Winterlicht. Sehr zart und klar. Es offenbart die StĂ€rke der Miniatur. Kleine Geste, groĂe Wirkung. Ein gutes Tor in die 19-Track-Ausgabe.
Sie können linear hören. So entfaltet sich die Dramaturgie. Sie können auch springen. Die Lieder halten allein. Doch im Ganzen wÀchst etwas. Ein Ton, der bleibt. Ein Blick, der sich schÀrft. Hören Sie mit guten Kopfhörern. Dann trÀgt die Stimme besser. Hören Sie auch leise. Diese Musik braucht keinen Druck. Sie braucht Raum.
Im Auto funktioniert die Auswahl ebenfalls. Die Kontraste wecken. Lange StĂŒcke machen die Zeit kurz. Kurze Skizzen helfen beim Atmen. Auch im Wohnzimmer verstĂ€rkt sich der Effekt. Eine Tasse Tee, ein Abend. Das reicht. Mehr braucht es nicht.
Das Erscheinungsjahr 2014 markiert einen Punkt. Es ist eine Bilanz. Doch der Blick geht nach vorn. Die politischen Linien bleiben offen. Die persönlichen Linien auch. Wader stellt die Summe vor. Aber er rechnet sie nicht zu. Er hÀlt Fragen lebendig. Das macht diese Sammlung so wertvoll.
Sein Platz in der Liedtradition ist gefestigt. Und doch wirkt hier nichts unantastbar. Die Lieder bleiben sprechbar. Sie sind nicht Museal. Sie sind beweglich. Das beweist die Auswahl. Und das gibt Vertrauen.
Eine Auswahl ist immer ein Verzicht. Manche Hörer werden Titel vermissen. Andere werden Neues entdecken. Die Balance gelingt dennoch. Es gibt politische Spitze. Es gibt poetische Tiefe. Es gibt Reise und Heimat. Es gibt Langform und Skizze. Manches hÀtte man anders setzen können. Doch der Faden bleibt klar. Das zÀhlt.
Ein kleiner Einwand betrifft die KlangsprĂŒnge. Nicht alle Aufnahmen atmen gleich. Das liegt in der Natur einer Werkschau. Es stört selten. Denn der Vortrag hĂ€lt zusammen. Und die Texte verankern die Zeit. So lĂ€sst sich die Vielfalt eher als Reichtum hören.
Wenn Sie neu einsteigen, sind Sie gut aufgehoben. Die Auswahl zeigt die Spannweite. Sie bekommen Haltung, Herz und Handwerk. Kenner finden ein konzentriertes Bild. Es ist ein Kompass. Er fĂŒhrt durch bekannte Pfade. Und er zeigt Nebenwege. Beides ist wichtig. Beides macht Freude.
Auch als Geschenk taugt das Album. Es ist zugĂ€nglich. Es ist reich. Es erzĂ€hlt. Und es lĂ€sst offen. Das sind gute GrĂŒnde. Gerade in einer Zeit, die gern laut ist. Hier findet man Tiefe in Ruhe.
Die Sammlung verzichtet auf Spektakel. Das ist ein Statement. Es erinnert daran, dass das Lied genĂŒgt. Eine Stimme. Eine Gitarre. Ein Bild. Mehr braucht es oft nicht. Diese Haltung ist nicht nostalgisch. Sie ist gegenwĂ€rtig. Sie passt in jeden Raum. Sie passt in jede Zeit. Das ist die besondere StĂ€rke.
Wer Aufmerksamkeit sucht, wird hier fĂŒndig. Nicht im LĂ€rm. Im Hören. Das ist ein Angebot. Es ist auch eine Ăbung. Sie lohnt sich. Denn sie bringt das Eigene zum Klingen.
Der Titel ist lang. Doch er trifft. Hannes Wader Trotz alledem - Lieder aus 50 Jahren sagt, was Sache ist. Trotz allem bleiben Lied und Haltung. Trotz allem bleiben Sprache und Musik. Genau das hören Sie hier. In vielen Farben. In klarem Licht. So trÀgt der Name den Kern. Und der Kern hÀlt die Zeit.
Am Ende steht ein klarer Eindruck. Diese Sammlung bĂŒndelt fĂŒnfzig Jahre. Sie tut es ohne Prunk. Sie tut es mit Genauigkeit. Die Auswahl ist klug. Der Klang ist schlicht und wahr. Die Themen bleiben frisch. Weil sie an Menschen gebunden sind. Nicht an Moden. Nicht an Trends.
Wenn Sie nur ein Album wĂ€hlen, um Wader zu verstehen, dann dieses. Hannes Wader Trotz alledem - Lieder aus 50 Jahren ist ein Brennspiegel. Er sammelt Licht und wirft es zurĂŒck. Auf Vergangenheit. Auf Gegenwart. Auf Sie. Nehmen Sie sich Zeit. Hören Sie leise. Hören Sie wieder. Es lohnt sich.
So wirkt die Sammlung nach. In politischen Fragen. In persönlichen Momenten. In stillen Abenden. Und in hellen Morgenstunden. Sie wird nicht kleiner. Sie wÀchst. Mit jedem Hören. Das ist die beste Kritik, die man geben kann.
Das Album "Trotz alledem - Lieder aus 50 Jahren" von Hannes Wader bietet einen tiefen Einblick in das Schaffen des KĂŒnstlers. Es ist eine Sammlung von Liedern, die ĂŒber fĂŒnf Jahrzehnte hinweg entstanden sind und die Entwicklung von Waders Musikstil und Themen widerspiegeln. Diese Zusammenstellung zeigt nicht nur seine musikalische Vielseitigkeit, sondern auch seine FĂ€higkeit, gesellschaftliche und persönliche Themen aufzugreifen.
Ein weiteres bemerkenswertes Werk von Hannes Wader ist das Album "Hannes Wader Liederbuch". Diese Sammlung zeigt die lyrische Tiefe und musikalische Vielfalt, die Wader auszeichnet. Es ist eine Hommage an seine Karriere und bietet einen umfassenden Ăberblick ĂŒber seine bedeutendsten Werke.
Auch andere KĂŒnstler haben Ă€hnliche thematische Alben veröffentlicht. Ein Beispiel dafĂŒr ist "Reinhard Mey Lieder von Freunden". Dieses Album zeigt, wie Mey seine persönlichen Beziehungen und Erfahrungen in seine Musik einflieĂen lĂ€sst. Es ist ein tiefgrĂŒndiges Werk, das die emotionale Bandbreite des KĂŒnstlers widerspiegelt.
Ein weiteres bemerkenswertes Album, das thematisch gut zu Waders Werk passt, ist "Wolf Biermann Heimkehr nach Berlin Mitte". Biermanns Lieder sind oft politisch und gesellschaftskritisch, Ă€hnlich wie viele der Werke von Hannes Wader. Dieses Album bietet eine eindrucksvolle Sammlung von Liedern, die Biermanns RĂŒckkehr nach Berlin thematisieren und seine Erfahrungen und Beobachtungen widerspiegeln.