Letztes Update: 08. Dezember 2025
Der Artikel stellt und bewertet das Jubiläumsalbum 'Trotz alledem – Lieder aus 50 Jahren' von Hannes Wader. Er analysiert Auswahl, Neuaufnahmen und Raritäten, beurteilt Produktion und Interpretation und ordnet das Werk in Waders Schaffen und die deutschsprachige Liedtradition ein.
Dieses Album ist keine gewöhnliche Sammlung. Es ist eine Lebensgeschichte in Liedern. Sie betreten einen Raum, der aus Zeit gebaut ist. Jede Nummer wirkt wie eine Tür. Dahinter liegt eine Szene, ein Jahr, ein Geruch, ein Gesicht. Hannes Wader hat dieses Album 2014 veröffentlich. Es zeigt seine Wege, seine Brüche, seine langen Linien. Sie hören Politik, doch auch Poesie. Sie hören Haltung, und Sie hören stille Zweifel. Am Ende steht ein warmes Gefühl: So kann Erinnerung klingen.
Die Edition kommt in zwei CDs. Das passt zum Versuch, fünf Jahrzehnte zu umarmen. Die erste CD enthält 18 Stücke. Darunter finden Sie Lieder wie „Der Rattenfänger“, „Es ist an der Zeit“ und „Gut wieder hier zu sein“. Die zweite CD bringt 19 Titel. Sie reicht von „Rosen im Dezember“ über „Trotz alledem III“ bis „Dass wir so lang leben dürfen“. Zusammen entsteht ein weiter Bogen. Sie spüren Herkunft, Bewegung und Ziel. Die Auswahl zeigt Rhythmus und Ruhe, Wucht und Feinheit.
Das zentrale Stilmittel ist die Stimme. Wader singt klar, doch nie glatt. Er spricht fast, wenn die Worte schwer werden. Er hebt an, wenn die Melodie trägt. Seine Gitarre bleibt der Kern. Das Spiel ist sicher, fein und bewusst sparsam. So kommt die Sprache nach vorn. Kleine Figuren auf der Gitarre setzen Akzente. Ein Bass hier, eine Harfe dort, ein Akkordeon im Nu. Die Arrangements bleiben dienlich. Sie sind nie eitel. So wird jedes Lied zu einer kleinen Begegnung.
Der Klang ist warm, durchhörbar und nah. Nichts wirkt grell oder hart. Die Mitten tragen die Stimme. Der Raum ist trocken genug, um Worte zu fassen. Doch er ist nicht leer. Ein Hall schmiegt sich sanft an die Silben. Das macht die Texte griffig. Gleichzeitig bleibt die Gitarre luftig. Sie atmet zwischen den Zeilen. Sie fühlen sich als Gast im Studio. Das ist die große Kunst dieser Produktion.
Hannes Wader war nie nur Unterhalter. Er ist Zeuge. Er ist Chronist. Er ist auch Störer. Diese Aufnahmen zeigen das mit Ruhe. Es gibt keine plumpe Parole. Es gibt Geschichten, die Haltung tragen. „Es ist an der Zeit“ fasst Widerspruch und Trauer. „Schwestern, Brüder…“ ruft leise und fest. „Uns bleibt keine Wahl“ klingt wie ein nüchterner Schluss. Diese Lieder sind nicht alt geworden. Sie atmen weiter, auch heute. Das macht die Sammlung wertvoll.
Eine Werkschau steht immer vor einer Frage. Was darf fehlen, was muss rein. Hier ist die Auswahl schlüssig. Sie deckt Themen und Zeiten ab. Sie mischt große Lieder mit stillen Stücken. Sie zwingt nichts in Chronologie. Stattdessen baut sie Bögen. Ein Nachhall aus den 70ern trifft auf späte Reflexion. So versteht man Wege, nicht nur Wendepunkte. Diese Mischung hält die Spannung über beide CDs.
Der Titel trägt die Haltung vor sich her. „Trotz alledem“ klingt wie ein Schutzschild. Doch auch wie ein Lächeln. Es ist kein Trotz aus Stein. Es ist ein Trotz aus Erfahrung. Das Wort „Lieder aus 50 Jahren“ ist mehr als Zahl. Es markiert die Dauer eines Blicks. So entsteht eine Klammer aus Geduld und Widerstand. Das zieht sich durch Liebeslieder, Arbeiterlieder und Reisestücke.
„Der Rattenfänger“ ist ein Langstück. Fast acht Minuten Erzählung. Es ist düster, doch nicht dumpf. Wader baut Bilder in Reihen. Er lässt sie laufen. Dazu trägt die Gitarre in feinen Mustern. Das Lied zeigt seine Kraft als Erzähler. Dann „Es ist an der Zeit“. Dieses Lied steht fest in der Geschichte. Die Aufnahme fängt die Schwere ohne Pathos. Die Stimme bleibt weich, fast zärtlich. Das macht die Härte der Worte spürbar. Es ist ein Lied gegen das Vergessen. Auch „Gut wieder hier zu sein“ leuchtet. Es ist ein Heimkehrlied, offen und schlicht. Die Wärme kommt aus der Art, wie er „hier“ singt. Es klingt, als wäre das Hier ein Mensch.
„Das Loch unterm Dach“ eröffnet kurz und knapp. Es ist wie ein Prolog. Es blinzelt und legt los. „Arschkriecher-Ballade“ ist bitter. Doch sie bleibt klug und trocken, nicht grob. „Reine Natur“ spielt mit Blick und Bild. Der Ton ist heiter, die Pointe sitzt spät. „Jepestinija Stepanowas Garten“ klingt wie ein Brief. Er kommt aus der Ferne, doch landet nah. All das baut ein Panorama. Sie merken: Die erste CD verknüpft Erzählung und Haltung.
Die zweite CD weitet die Palette. „Rosen im Dezember“ ist feinsinnig. Der Text ist leicht und weise. Ein Lied über den Trost der kleinen Dinge. „Trotz alledem III“ knüpft an die Tradition an. Es ist kein bloßes Update. Es ist eine neue Wendung. Das Motiv bleibt trotzig, doch der Ton zeigt Reife. „Schwestern, Brüder…“ singt Zusammenhalt ohne Kitsch. Sie hören Nähe, nicht Schwur. „Dass wir so lang leben dürfen“ wirkt wie ein leiser Toast. Ein Dank, ohne viel Zier. Es hält die Sammlung sanft zusammen.
„Prosit bei Tag und Nacht“ tanzt lächelnd am Rand. Ein Trinklied? Vielleicht. Doch es geht um mehr. Um Gunst, um Zeit, um Verlust. „Blues in F“ ist der Blick zur Seite. Wader nimmt Spielräume an. Es ist ein Gruß in ein anderes Regal. „Kleine Stadt“ zeigt das genaue Auge. Ein Ort, ein Verlauf, ein Atem. Sie nehmen Bilder mit, nicht Thesen. Das ist der stille Gewinn der zweiten CD.
Diese Sammlung arbeitet mit Balance. Wader ist nah, doch er lässt Raum. Er erklärt nicht. Er zeigt. Er nimmt Sie ernst. Das macht die Lieder haltbar. Die Arrangements stützen diese Haltung. Das Instrumentarium bleibt schlank. Kein Übermaß, keine Show. Die Feinheiten entstehen in Pausen und Übergängen. Ein Atemzug vor einer Zeile. Ein Saitenrutschen nach dem Refrain. So sprechen die Lieder weiter, wenn sie schon enden.
Sprache ist bei Wader Werkzeug und Welt. Er liebt klare Worte. Er scheut den groben Schlag. Das gilt auch hier. Die Texte tragen Bilder und Metaphern, doch sie bleiben greifbar. Ein Satz wie ein Pfad. Keine Fallen, keine Schleifen. Sie bleiben dran, auch wenn das Thema schwer ist. Das macht die politische Arbeit im Lied stark. Das macht die Liebeslieder weich ohne Kitsch. Diese Sprache kann Wärme und Kantigkeit zugleich.
Wer die Geschichte der Bundesrepublik durch Musik fühlen will, ist hier richtig. Die Lieder zeichnen eine Linie. Von Nachkriegsfragen über Proteste, Wende, Ernüchterung. Doch das Album will keine Chronik sein. Es will Ihnen Werkzeuge geben. Es zeigt, wie man mit Zeit umgeht. Mit Verlust, Zorn, Hoffnung. Darin liegt sein Nutzen heute. Sie können diese Lieder hören wie einen Spiegel. Er verzieht nicht. Er beschönigt nicht. Er zeigt.
Im Kanon der deutschsprachigen Chanson-Kunst steht Wader seit langem fest. Diese Sammlung reibt sich nicht an Konkurrenz. Sie hält den eigenen Ton. Im Vergleich wirkt sie weniger theatralisch als manche Kabarett-Tradition. Sie ist weniger artifiziell als manche Pop-Literatur. Dafür ist sie beständig, klar und menschlich. Das ist ein Wert, gerade über Jahrzehnte. Sie spüren einen roten Faden. Auch dann, wenn die Themen springen.
Die Dramaturgie über beide CDs ist durchdacht. Es gibt keine reine Hitschau. Der Fluss folgt Stimmungen. Ein schweres Lied wird oft von einem leichten gefolgt. Ein langer Text von einem kurzen. Das hält Ihr Ohr wach. Es vermeidet Ermüdung. Diese Kunst der Reihenfolge ist selten. Sie macht aus einer Sammlung ein Album. Sie führt Sie durch die Jahrzehnte, ohne dass es holpert.
Die Produktion wirkt wie ein Statement. Sie verzichtet auf schnelle Effekte. Sie setzt auf Handwerk. Der Mix steht im Dienst der Worte. Die Instrumente wirken organisch. Nichts klingt nach Trend. Das gibt dem Album Würde. Und eine Ruhe, die in lauter Zeit fehlt. Wenn Sie Zeit mitbringen, hören Sie das sehr genau. Jede Nuance hat dort ihren Platz.
Wenn Sie Einstiegsstücke suchen, bietet dieses Album Orientierung. Es zeigt Breite und Tiefe. Wenn Sie bereits vertraut sind, gibt es Ihnen Überblick. Sie spüren neue Zusammenhänge. Für Sammler ist die Zusammenstellung reizvoll. Für Neugierige ist sie freundlich. Sie lädt ein, nicht belehrt. So entsteht eine Brücke zwischen Generationen. Das ist selten und wertvoll.
Eine Werkschau kann nie alles liefern. Einige Hörer werden ein Lieblingslied vermissen. Andere hätten sich mehr Risikofreude in neuen Versionen gewünscht. Manches wirkt sehr nah an bekannten Fassungen. Das ist ehrbar, doch nicht überraschend. Die Spieldauer ist hoch. Ohne Pausen kann das fordern. Nehmen Sie sich Zeit, hören Sie in Etappen. Dann entfaltet sich die Sammlung besser. Kleinere Längen gibt es in wenigen Tracks. Doch das fällt im Gesamtbild wenig ins Gewicht.
Was bleibt, ist ein Eindruck von Reife. Es gibt keinen Drang zur Geste. Keine Zier, die die Sicht stört. Stattdessen eine ruhige Hand. Eine Stimme, die weiß, wann sie schweigen muss. Eine Gitarre, die weiß, wann sie tragen darf. Das ist die große Stärke. Sie spüren Vertrauen in das eigene Material. Und in Sie als Hörer. Diese Haltung prägt das Erlebnis.
Nehmen Sie sich „Der Rattenfänger“ für einen Abend. Hören Sie im Dunkeln. Lassen Sie die Bilder kommen. Legen Sie „Gut wieder hier zu sein“ an einem Morgen auf. Dazu Kaffee, dazu Licht. Prüfen Sie, wie „Es ist an der Zeit“ heute auf Sie wirkt. Konfrontieren Sie die Zeilen mit der Gegenwart. Danach eine Pause. Später „Rosen im Dezember“. Atmen. So entfaltet sich die Dramaturgie auch in Ihnen.
Im Werk von Hannes Wader ist dieses Album ein SchlĂĽssel. Es fasst zusammen, ohne zu schlieĂźen. Es stellt Fragen, ohne alte Antworten zu recyceln. Es atmet den Geist einer langen Laufbahn. Und doch klingt es frisch. Das ist ein seltenes KunststĂĽck. Es zeigt, dass Reife nicht mĂĽde macht. Sondern genauer und wahrer.
2014 war kein leichtes Jahr im Weltgeschehen. Das spürt man im Unterton. Es ist nicht laut, doch es ist da. Ein Hauch von Müdigkeit, aber auch Trotz. In dieser Spannung liegen viele Lieder. Der Titel passt also zur Zeit. Und zur Person. So bekommt die Veröffentlichung eine zweite Ebene. Sie liest sich auch als Kommentar auf das Jetzt.
Am Ende zählt, ob ein Album bleibt. Dieses bleibt. Es bleibt wegen der Sprache. Es bleibt wegen der Haltung. Es bleibt wegen der Melodien, die treu sind, ohne brav zu sein. Es bleibt, weil es Wärme und Widerstand verbindet. Wenn Sie ein Stück Liedgeschichte im Regal wollen, greifen Sie zu. Wenn Sie ein Stück Gegenwart im Ohr wollen, ebenso. Das Album zeigt, wie Lieder tragen. Durch Jahre, durch Debatten, durch unser Leben.
Die Bedeutung von Hannes Wader Trotz alledem - Lieder aus 50 Jahren zeigt sich im weiten Bogen. Die Stücke wirken wie Marksteine. Sie führen Sie durch Sprache, Zeit und Erfahrung. In der Summe wird Hannes Wader Trotz alledem - Lieder aus 50 Jahren zu mehr als Musik. Es ist eine Haltung in Tönen. Wenn Sie nach einem sicheren Zugang suchen, ist Hannes Wader Trotz alledem - Lieder aus 50 Jahren ideal. Auch Kenner finden hier Struktur. Als Klangarchiv des eigenen Lebens ist Hannes Wader Trotz alledem - Lieder aus 50 Jahren bemerkenswert. Im Kontext der Liedkunst behauptet Hannes Wader Trotz alledem - Lieder aus 50 Jahren einen stillen Rang. Darum gehört Hannes Wader Trotz alledem - Lieder aus 50 Jahren in jede Sammlung, die Anspruch und Herz verbindet.
Das Album "Trotz alledem - Lieder aus 50 Jahren" von Hannes Wader bietet einen tiefen Einblick in das Schaffen des Künstlers. Es ist eine Sammlung von Liedern, die über fünf Jahrzehnte hinweg entstanden sind und die Entwicklung von Waders Musikstil und Themen widerspiegeln. Diese Zusammenstellung zeigt nicht nur seine musikalische Vielseitigkeit, sondern auch seine Fähigkeit, gesellschaftliche und persönliche Themen aufzugreifen.
Ein weiteres bemerkenswertes Werk von Hannes Wader ist das Album "Hannes Wader Liederbuch". Diese Sammlung zeigt die lyrische Tiefe und musikalische Vielfalt, die Wader auszeichnet. Es ist eine Hommage an seine Karriere und bietet einen umfassenden Ăśberblick ĂĽber seine bedeutendsten Werke.
Auch andere Künstler haben ähnliche thematische Alben veröffentlicht. Ein Beispiel dafür ist "Reinhard Mey Lieder von Freunden". Dieses Album zeigt, wie Mey seine persönlichen Beziehungen und Erfahrungen in seine Musik einfließen lässt. Es ist ein tiefgründiges Werk, das die emotionale Bandbreite des Künstlers widerspiegelt.
Ein weiteres bemerkenswertes Album, das thematisch gut zu Waders Werk passt, ist "Wolf Biermann Heimkehr nach Berlin Mitte". Biermanns Lieder sind oft politisch und gesellschaftskritisch, ähnlich wie viele der Werke von Hannes Wader. Dieses Album bietet eine eindrucksvolle Sammlung von Liedern, die Biermanns Rückkehr nach Berlin thematisieren und seine Erfahrungen und Beobachtungen widerspiegeln.