Letztes Update: 05. Dezember 2025
Der Text stellt Konstantin Weckers Live-Album 'Stürmische Zeiten, mein Schatz (live)' vor, analysiert Arrangements, Gesang und politische Texte. Er lobt intime, bewegende Momente, benennt Längen und gibt eine persönliche Bewertung samt Songempfehlungen und Kontext.
Dieses Album fängt einen Künstler im Feuer ein. Konstantin Wecker sitzt am Klavier. Er spricht, singt, ringt. Er öffnet einen Raum, in dem Liebe, Zorn und Trost nah beieinander stehen. Sie hören keine glatte Studioästhetik. Sie hören das Atmen des Saals und die Reibung der Gegenwart. Genau das macht den Reiz dieses Mitschnitts aus.
Der Abend beginnt nicht mit einer Hymne, sondern mit einem Lächeln. Ein kurzes Stück Applaus, 28 Sekunden lang. Dann gleitet er in die erste Nummer. Es ist der Ton eines Künstlers, der Nähe sucht. Er lädt Sie ein, ihm eine Weile zu vertrauen. Dieses Vertrauen zahlt sich aus.
Konstantin Wecker Stürmische Zeiten, mein Schatz (live) erschien am 25. März 2011. Das Format ist klassisch: eine CD, 23 Tracks, ein Abend verdichtet. Es ist ein Album, das den Weg von Lied zu Text und zurück zeigt. Zwischen den Stücken stehen kleine Monologe. Sie tragen Gedanken, die erst im nächsten Lied wieder loslassen. So wächst aus Song und Rede ein erzählter Bogen.
Der Titel ist Programm. Er benennt den Gegenwind, aber auch die Zärtlichkeit. Wecker liebt das Paradox: Stürme und Küsse, Politik und Poesie. Das Album hält diese Spannung. Es ist weniger Best-of als Momentaufnahme. Ein Künstler schaut auf die Welt und auf sich selbst.
Die Dramaturgie ist fein gebaut. „Auftrittsapplaus“ öffnet die Tür. „San koane Geigen da“ folgt, rau und nah. Der Titel wirkt wie ein Augenzwinkern. Kein süßer Schmelz, kein Glanz. Dafür Haltung. Danach hört man „Texte zum Thema Wollust“. Dann „Was ich an dir mag“. Aus dem Witz fällt er in Zärtlichkeit. Aus der Zärtlichkeit in Gesellschaftskritik. Konsequent, aber nicht hart.
Konstantin Wecker Stürmische Zeiten, mein Schatz (live) zeigt, wie gut er Spannungen steuert. Er gönnt Ihnen Pausen. „Nachtcafé“ ist kurz und leicht, nur 1:06 Minuten lang. Dann bricht „Ich liebe diese Hure“ das Schema. Der Blick wird düsterer. Das Publikum ist mittendrin. Es atmet mit.
Wecker misstraut einfachen Antworten. Er liebt, doch er verzweifelt nicht. Er kämpft, doch er predigt nicht. Diese Haltung prägt die Mittelteile des Abends. „Wenn es keine Bücher gäbe“ ist eine knappe Hymne auf das Denken. „Was tat man den Mädchen“ legt den Finger in eine alte Wunde. Danach erlaubt er sich ein „Frühlingslied“, mehr als sieben Minuten lang. Hier zeigt er seine lyrische Seite. Der Ton ist hell. Aber die Welt bleibt darin vorhanden.
„Willkommen und Abschied“ schiebt das Erzählen weiter. Der Abschied ist nie endgültig. Der Wille, noch einmal zurückzukehren, bleibt. Auch „Liebesflug“ und „MondoLine / Du liebst“ halten diese Schwingung. Der Zynismus taucht als Thema auf. Doch Wecker gibt ihm nur eine kurze Bühne. Er benennt ihn. Dann wählt er eine Sprache des Herzens.
Der politische Kern steht klar in „Die weiße Rose“. Es ist eine Verbeugung vor Mut und Gewissen. Die Töne sind zärtlich, aber die Aussage ist hart. Freiheit ist nicht verhandelbar. Sie hören in dieser Aufnahme, wie der Saal still wird. Dieses Lied braucht die Stille. Erst dann entfaltet es seine Kraft.
Am Ende steht „Da muss doch noch irgendetwas sein“. Der Satz ist kein Trostpflaster. Er ist ein offener Blick in den Himmel. Oder in sich selbst. Hier treffen Sie das Wesen von Konstantin Wecker Stürmische Zeiten, mein Schatz (live). Das Album sagt: Es gibt mehr. Es gibt Hoffnung, aber sie fällt nicht vom Himmel. Sie entsteht durch Haltung, Empathie und Mut.
Die Aufnahme klingt warm. Das Klavier trägt die Lieder. Dazu kommen feine Farben. Vielleicht Bass. Vielleicht Percussion. Sicher Atem, Holz, Leder, Saal. Es klingt nach Bühne, nicht nach Maschine. Kleine Knackse sind zu hören. Manchmal tost der Applaus an. Das ist Teil des Erlebnisses. Es macht das Album lebendig.
Konstantin Wecker Stürmische Zeiten, mein Schatz (live) ist kein technisches Schaustück. Die Balance passt dennoch. Die Stimme bleibt vorne. Selbst in lauten Momenten kommt jedes Wort an. Die Dynamik ist frei. Das Flüstern hat Platz. Der Ausbruch ebenfalls. So soll ein Live-Album klingen.
Die kleinen Textinseln geben dem Abend Raum. „Texte zum Thema Wollust“. „Text zum Thema Zynismus“. „Ein Geständnis“. Der Ton ist hell und persönlich. Er spricht in Bildern, nicht in Thesen. Das macht die Gedanken greifbar. Und es schützt das Lied vor Überlast. Jede Rede führt zurück in Musik. Das ist klug. Es hält die Spannung, ohne zu ermüden.
Sie merken, wie stark die Form wirkt. Die Monologe sind wie Brücken. Sie tragen die Lieder über Brüche. So trifft Witz auf Wut. So trifft Trauer auf Mut. Alles bleibt in einem Fluss.
„Frühlingslied“ nimmt sich Zeit. Über sieben Minuten wächst ein leiser Rausch. Da blüht Sprache auf. Das Klavier spielt weich. Es ist ein Moment der Öffnung. Gleich danach folgt „Willkommen und Abschied“. Dieses Nebeneinander von Kommen und Gehen ist typisch. Es spiegelt das Leben, wie Wecker es sieht. Nichts ist ewig, aber vieles ist kostbar.
In „Liebesflug“ lockert er die Zügel. Dann verschränkt er „MondoLine“ mit „Du liebst“. Diese Kombination wirkt wie ein Spiegel. Sie hören zwei Blickwinkel auf das gleiche Gefühl. Das ist schlicht und stark.
Der Titelsong „Stürmische Zeiten, mein Schatz“ ist das Herz. Acht Minuten und fünfundzwanzig Sekunden lang baut er Spannung auf. Wecker bleibt nah am Wort. Das Klavier setzt Akzente, keine Mauern. Der Song lebt aus dem Wechsel von Wut und Wärme. Er spricht direkt. Aber er ruft nicht nur. Er lädt ein, den Blick zu heben.
Hier berührt Konstantin Wecker Stürmische Zeiten, mein Schatz (live) seine größte Stärke. Der Künstler ist nicht nur Sänger. Er ist Gastgeber in einem Raum, in dem Sie denken dürfen. Der Titelsong ist Angebot und Auftrag. Er sagt: Mach Ihr Herz weit. Doch das ist kein Kitsch. Es ist eine Haltung. Sie trägt dieses Album.
„Die Liebe zum Elternhaus“ schlägt einen stillen Ton an. Kurze zwei Minuten, dann „Für meinen Vater“. Hier bricht Wecker den großen Bogen ins Kleine. Der Schmerz ist leise. Die Töne sind vorsichtig. Kein Pathos, nur Dank und Frage. Danach „Vom Weinstock und den Reben“. Herkunft ist nicht Fessel. Sie ist Wurzel. Man kann sich recken, ohne zu reißen. Das Album hält diesen Faden behutsam.
In dieser Folge wird die Bühne sehr privat. Dennoch bleibt genug Luft, damit Sie mitgehen können. Das ist hohe Kunst. Es geht um ihn, und zugleich um Sie. So bekommt der Abend Tiefe und Licht.
„Under African skies“ verlegt den Blick. Es ist ein kurzer, feiner Moment. Der Titel öffnet einen Horizont. Man spürt den Wunsch, die eigenen Grenzen zu prüfen. Der Song wirkt wie ein Gruß an die Welt. Danach greift er wieder nach Innen. Die Spannung von Außen und Innen bleibt somit erhalten. Das tut dem Fluss gut. Es zeigt die Weite dieses Programms.
Gerade in dieser Mischung liegt der Reiz. Konstantin Wecker Stürmische Zeiten, mein Schatz (live) reagiert nicht nur auf den Tag. Es denkt über Grenzen hinweg. Es spielt mit Fernweh und Rückkehr. Das wirkt ehrlich, nicht bemüht.
Die Struktur ist präzise. 23 Tracks bilden einen Spannungsbogen. Die kurzen Texte markieren Kapitel. Die Songs entfalten das jeweilige Thema. Lachen, Lust, Zorn, Zärtlichkeit. Es ist wie ein Theaterabend. Wecker ist sein eigener Dramaturg. Daraus entsteht ein Sog. Sie wollen wissen, was als nächstes kommt.
Solche Abende stehen und fallen mit der Balance. Hier stimmt sie. Kein Stück wirkt Füllmaterial. Kein Text moniert zu lang. Der Fluss bleibt stabil. Der Applaus ist wohl gesetzt. Er trägt, ohne zu stören. Das ist die Kunst guter Live-Produktionen.
Die Abmischung bleibt dem Raum treu. Sie hören Tasten, Hocker, vielleicht den Pedalweg. Das Publikum reagiert wach. Gelächter und Ahs sind da. Doch sie drängen sich nicht nach vorn. Der Schnitt respektiert den Verlauf. Keine harten Brüche, keine künstlichen Pausen. Die Ohren bleiben im Saal. Das steigert die Präsenz.
Auch leise Stellen tragen gut. Die S-Laute zischeln nicht. Der Bass dröhnt nicht. Das Klavier klingt rund. Sie merken, dass hier jemand zugehört hat. Technik dient dem Inhalt. So kann die Kunst aufblühen. Auch das passt zur Haltung dieses Künstlers.
Wecker hat viele Live-Alben. Er ist ein Bühnenmensch. Diese Platte zeigt ihn in einer reifen Phase. Er kennt sein Publikum. Er spielt mit Erwartungen, aber er erliegt ihnen nicht. Er setzt auf Texte, die reiben. Dabei scheut er Gefühle nicht. Das ergibt ein starkes Profil. Man hört den Gereiften. Man hört auch den Jungen, der nie gegangen ist.
Im Kanon wirkt diese Aufnahme wie ein Knotenpunkt. Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft greifen ineinander. Konstantin Wecker Stürmische Zeiten, mein Schatz (live) fasst diese Verbindung gut. Wer neu einsteigt, bekommt einen weiten Blick. Wer schon lange hört, findet viele Anker.
Wenn Sie Live-Energie lieben, sind Sie hier richtig. Wenn Sie klare Texte suchen, noch mehr. Wenn Sie Sentiment fürchten, keine Sorge. Hier gibt es Gefühl, aber ohne Zuckerguss. Die Songs tragen Gedanken. Die Gedanken tragen Songs. Dieser Wechsel hält wach. Genau das macht den Reiz aus.
Sie brauchen keine Vorkenntnis. Namen und Themen erklären sich selbst. Die kurzen Moderationen nehmen Sie an die Hand. Die Melodien öffnen Türen. Kommen Sie mit offenem Ohr. Dann belohnt Sie dieser Abend reich.
Dieses Album zeigt, wie Haltung klingen kann. Es ist politisch, aber nicht parolenhaft. Es ist zärtlich, aber nicht weich. Es ist wütend, aber nicht blind. Es sucht das Gespräch. Mit Ihnen, mit der Welt, mit sich selbst. Daher bleibt es frisch, auch Jahre nach der Aufnahme.
Konstantin Wecker Stürmische Zeiten, mein Schatz (live) trägt einen Satz in sich. Kunst ist nicht Flucht, sondern Gegenwart. Das hört man hier in jedem Stück. Sie spüren, wie sehr Wecker den Dialog will. Das ist ansteckend. Es macht mutig. Und es macht Freude.
„San koane Geigen da“ setzt ein raues Motto. „Was ich an dir mag“ öffnet Zärtlichkeit ohne Kitsch. „Die weiße Rose“ ist Pflicht und Ehre. „Für meinen Vater“ bleibt wie ein stilles Licht. „Stürmische Zeiten, mein Schatz“ bündelt alles. „Da muss doch noch irgendetwas sein“ stellt die letzte Frage. Jeder dieser Punkte leuchtet. Zusammen ergeben sie einen Sternenhimmel.
Auch die Miniaturen wirken. „Nachtcafé“ ist ein Atemzug. „Wenn es keine Bücher gäbe“ ist ein Dank. „Ein Geständnis“ blinzelt und ist vorbei. Diese kurzen Momente bringen Balance. Sie geben dem Abend ein gutes Tempo.
Dieses Live-Album ist eine Einladung. Es bittet Sie auf einen Platz im ersten Rang. Es zeigt einen Künstler, der ganz bei sich ist. Und zugleich ganz beim Publikum. Die Mischung aus Lied und Rede ist stimmig. Der Klang ist warm und ehrlich. Die Themen sind groß. Sie werden doch leicht getragen.
Wer wissen will, wie Wecker heute klingt, findet hier eine klare Antwort. Wer sich an frühen Wecker erinnert, wird nicht enttäuscht. Der Abend ist reif, doch nicht satt. Er sucht den Sturm, ohne die Zärtlichkeit zu verleugnen. Darum lohnt dieses Album. Konstantin Wecker Stürmische Zeiten, mein Schatz (live) ist ein starkes Dokument. Es ist auch ein guter Beginn für neue Hörerinnen und Hörer. Und es ist ein Begleiter für viele Nächte.
Das Album "Stürmische Zeiten, mein Schatz (live)" von Konstantin Wecker bietet eine beeindruckende Sammlung von Live-Aufnahmen, die die Energie und Leidenschaft des Künstlers perfekt einfangen. Wenn Sie ein Fan von Konstantin Wecker sind, könnte auch das Album Konstantin Wecker Solo (Live) [Live‐Mitschnitt aus dem ORF RadioKulturhaus] Ihr Interesse wecken. Diese Aufnahme zeigt Wecker in einer intimen Atmosphäre und bietet tiefgehende Einblicke in seine musikalische Welt.
Ein weiteres bemerkenswertes Werk von Wecker ist das Album Konstantin Wecker Die Liedermacher. Dieses Album hebt sich durch seine poetischen Texte und die meisterhafte Musikalität hervor. Es ist ein Muss für jeden, der die Kunst des Singer-Songwriting schätzt und sich für tiefgründige Musik interessiert.
Für diejenigen, die sich für Live-Auftritte begeistern, ist das Album Konstantin Wecker Uferlos in Salzburg: Live eine hervorragende Wahl. Die Aufnahme fängt die besondere Atmosphäre eines Wecker-Konzerts ein und lässt Sie die Magie seiner Live-Performance hautnah erleben.