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Bunter Hund von Reinhard Mey: Kritik & Highlights

Reinhard Mey Bunter Hund: Albumkritik, Songs und Einordnung

Letztes Update: 05. Oktober 2025

Sie erhalten eine kompakte Vorstellung und kritische Bewertung von Reinhard Meys Album Bunter Hund. Der Artikel analysiert Stil, Texte und Komposition, nennt Höhepunkte und Schwächen und ordnet das Album in Meys Werk ein. Zum Schluss eine Empfehlung.

Reinhard Mey Bunter Hund – Vorstellung und Kritik

Dieses Album zeigt einen Künstler, der sein Handwerk kennt. Es wirkt reif, still und genau. Zugleich ist es bunt und offen. Reinhard Mey Bunter Hund greift Alltag, Erinnerung und Gegenwart auf. Es entsteht ein leises Kammerspiel. Doch in ihm steckt Kraft. Der Ton ist warm. Die Bilder sind klar. Der Blick ist gütig, aber nie blind. Das macht diese Platte so spannend.

Die späte Blüte eines Liedermachers

Das Werk erschien am 3. Mai 2007. Es umfasst 13 Stücke im digitalen Format. Die Dauer der Titel variiert. Dennoch bleibt der Fluss gleichmäßig. Die Gitarre führt. Die Stimme erzählt. Man hört Erfahrung. Man spürt Gelassenheit. Der große Auftritt fehlt. Der große Atem bleibt. Genau hier entfaltet sich die Stärke von Reinhard Mey Bunter Hund. Die Songs wirken wie Geschichten am Küchentisch. Intim, nah und doch von großer Weite.

Reinhard Mey Bunter Hund im Kontext seiner Diskografie

In einer langen Laufbahn droht Wiederholung. Hier passiert das Gegenteil. Diese Platte klingt vertraut, aber nicht bequem. Sie fügt dem Werk einen sanften Schimmer dazu. Es gibt Themen, die Mey oft bewegt. Familie, Kindheit, Stadt, Beruf, Gesellschaft. Er zieht sie hier neu auf. Leiser. Konsequenter. Der Humor bleibt. Die Melancholie bekommt mehr Raum. Und der Blick auf Verantwortung wird klarer. Das passt zur Zeit. Es passt zu einem Künstler, der auf Substanz baut.

Erinnerung als Kompass

Der Einstieg mit Sommer ’52 ist programmatisch. Eine kleine Szene, eine große Spur. Das Lied öffnet das Fenster. Es lässt Luft in die Platte. Man ahnt, wohin die Reise führt: zur Herkunft und zu dem, was bleibt. Drei Kisten Kindheit vertieft diese Linie. Es ist eine poetische Inventur. Dinge werden zu Trägern von Sinn. Drei Jahre und ein Tag bildet die Zeitachse. Darin schwingen Verlust und Trost. So entsteht eine biografische Karte. Sie stimmt nüchtern. Sie berührt. Reinhard Mey Bunter Hund ist damit auch ein Archiv der Gefühle.

Alltag als Bühne

Die Platte liebt die kleinen Orte. Friedrichstraße leuchtet urban, ohne Pathos. Schraders Filmpalast atmet Kino, Kasse und Knistern. Ich brauche einen Sommelier lächelt über Genuss und Auswahl. Es sind Miniaturen, dicht und lebendig. Jede Beobachtung ist präzise gesetzt. Die Lieder wirken wie Skizzen, die zu Gemälden reifen. So bewahrt das Album die Kunst des Beobachtens. Und es zeigt, wie Reinhard Mey Bunter Hund im Kleinen das Große findet.

Der Sound: akustische Nüchternheit

Das Arrangement bleibt schlicht. Gitarre, Stimme, wenige Farben. Es gibt Raum zwischen den Tönen. Nichts drängt. Nichts protzt. Diese Leere ist Absicht. Sie lädt das Wort auf. Der Gesang wirkt direkt und nah. Kleine Verzierungen sitzen pointiert. Auch die Länge der Stücke ist maßvoll. Sechs Minuten können kurz wirken. Drei Minuten können reichen. Der Fokus bleibt immer auf dem Text. So klingt Reinhard Mey Bunter Hund wie ein Wohnzimmerkonzert. Und doch trägt es weit.

Track-für-Track: Schlaglichter auf 13 Songs

Als Ganzes wirkt das Album geschlossen. Doch jedes Lied hat sein eigenes Leuchten. Reinhard Mey Bunter Hund vereint diese Stimmen zu einem Chor. Dabei bleibt jedes Stück klar erkennbar.

Sommer ’52 (03:02) eröffnet mit einer zarten Erinnerung. Ein sanftes Tempo. Ein helles Gitarrenbild. Die Stimme führt durch Bilder der Kindheit. Es ist der kurze Atem, der lange wirkt.

Der Fischer und der Boss (06:13) setzt einen Kontrapunkt. Hier arbeitet Mey mit Kontrast. Zwei Lebenswelten, eine Waage. Er zeigt Macht und Ohnmacht. Er urteilt mit ruhiger Härte. Das Lied bleibt sachlich. Genau dadurch trifft es.

Wotan und Wolf (05:59) nimmt die Mythen in die Gegenwart. Der Titel lädt zum Schmunzeln ein. Doch die Pointe sitzt tief. Es geht um Posen, um Rollen, um Männlichkeit. Mey setzt Ironie gegen Krach. Das entlarvt.

Bunter Hund (04:02) ist das Zentrum. Es geht um Sichtbarkeit und Eigenheit. Das Bild des bunten Hundes steht für Differenz. Für Mut zur Farbe. Für Würde im Anderssein. Der Refrain trägt das Motto der Platte. Es ist ein liebevolles Selbstporträt. Und eine Einladung an Sie.

Ich bin verliebt in meine Sekretärin (02:58) spielt mit Büroklischees. Das Thema ist leicht. Die Tonlage ist charmant. Doch unter dem Lachen schwingt Sehnsucht. Der Alltag bekommt eine zarte Note.

Drei Kisten Kindheit (05:39) zählt Dinge auf, die zu Leben werden. Ein Kamm, ein Bild, ein Geruch. Alles wird Speicher. Das Lied macht Inventur, ohne trocken zu sein. Es ist leise, es ist triftig.

Drei Jahre und ein Tag (06:29) zieht Bilanz. Zeit wird greifbar. Entscheidungen werden tastbar. Die Gitarre atmet. Die Stimme trägt. Man hört die Last. Man hört auch den Trost.

Danke, liebe gute Fee (05:22) spielt mit einem Wunschmotiv. Das Stück klingt fast märchenhaft. Doch es bleibt real. Wünsche taugen nur, wenn sie Haltung stützen. Darin liegt die Pointe.

Ich brauche einen Sommelier (03:40) wirkt wie ein Zwinkern. Zu viel Auswahl kann verwirren. Geschmack bleibt persönlich. Das Lied ist elegant und kurz. Ein Schluck Humor, gut temperiert.

Friedrichstraße (05:10) ist Stadtkunde. Der Song geht mit Ihnen die Straße entlang. Er zeigt Gesichter, Lichter, Schatten. Berlin klingt, ohne laut zu sein. Man spürt die Liebe zur Stadt. Man spürt die Distanz eines Beobachters.

Kai (05:49) ist ein Personenstück. Es behandelt Nähe und Zeit. Namen werden zu Schlüsseln. Gefühle öffnen Räume. Dieses Lied verweilt. Es wirkt nach.

Große Schwester (04:25) ist ein Familienbild. Es ist dankbar und ehrlich. Kein Kitsch. Keine Pose. Stattdessen Respekt. Die Stimme legt die Zuneigung frei.

Schraders Filmpalast (05:14) schließt mit Nostalgie. Kino als Tempel des Lichts. Ein Ort, der bleiben soll. Das Finale lässt die Platte weich ausklingen. Man geht aus dem Saal. Und trägt die Bilder mit.

Der Titelsong als Programm des Andersseins

Der Song Bunter Hund ist mehr als ein hübsches Motiv. Er markiert eine Haltung. Sie dürfen anders sein. Sie sollen sogar. Das Lied feiert Eigenart. Es meidet Parolen. Es sucht Bilder. Die Figur vom bunten Hund steht zwischen Stolz und Verletzlichkeit. Das passt zu diesem Werk. Reinhard Mey Bunter Hund kreist um genau diesen Punkt: ruhig bleiben, Farbe zeigen, Haltung wahren.

Zwischen Zärtlichkeit und Stichelei

Mey kann trösten. Und er kann pieksen. Der Fischer und der Boss zeigt das mit Kraft. Wotan und Wolf ergänzt es mit Ironie. Diese Lieder leuchten, weil sie höflich bleiben. Doch sie sind klar. Das ist selten. Und es ist wirksam. Reinhard Mey Bunter Hund zeigt Zähne. Aber es knurrt nicht. Die Kritik ist eingebettet in Empathie. Das gibt ihr Gewicht.

Stadt, Familie, Nähe: ein leiser Dreiklang

Friedrichstraße, Große Schwester und Kai bauen eine innere Brücke. Stadt ist der äußere Rahmen. Familie ist das Herz. Nähe ist die Methode. Diese drei Lieder sind der Kern des Humanen. Nichts ist laut. Nichts ist flach. Man merkt die Erfahrung des Erzählers. Man merkt die Sorgfalt im Detail. Gerade diese Schlichtheit macht stark. So klingt Reinhard Mey Bunter Hund als Sammlung von Lebensproben.

Die Sprache: klare Bilder statt großer Geste

Meys Sprache ist einfach. Doch sie trägt viel. Er setzt kurze Sätze und klare Metaphern. Er vermeidet das Auftrumpfen. Dadurch bleiben die Lieder offen. Ihre eigene Erfahrung darf hinein. Reime stützen, aber führen nicht. Der Rhythmus folgt dem Sinn. Diese Disziplin prägt die Platte. Sie prägt auch den Nachhall. Deshalb wirkt Reinhard Mey Bunter Hund so nah. Es ist Literatur, die atmet.

Form und Dauer: Balance als Stärke

Die Laufzeiten variieren deutlich. Das gibt der Dramaturgie Luft. Lange Stücke bekommen Raum. Kurze Stücke setzen Punkte. Die Anordnung wirkt bewusst. Der Wechsel zwischen Erinnerung, Humor und Kritik hält die Spannung. Keine Nummer kippt aus dem Rahmen. Die Platte bleibt eine Einheit. Das ist nicht selbstverständlich. Es zeigt Planung. Und es zeigt Vertrauen in das Publikum.

Kritische Anmerkungen

Trotz der Stärke gibt es Reibung. Manche Wendung wirkt vertraut. Manches Bild kennen Sie schon aus früheren Alben. Der sanfte Ton birgt ein Risiko. Er kann zu mild werden. An zwei, drei Stellen hätte ein härterer Schnitt gutgetan. Auch der Klang bleibt sehr nah am bewährten Muster. Ein mutiger Ausbruch in die Form, vielleicht ein Duett oder ein fremdes Instrument, hätte überraschen können. Aber auch das ist Folge einer Wahl: Die Worte sollen tragen. In dieser Logik bleibt Reinhard Mey Bunter Hund konsequent. Der Preis ist eine geringe klangliche Varianz.

Warum das Album heute noch wirkt

2007 liegt eine Weile zurück. Doch die Lieder altern gut. Das liegt an der Sprache. Und an den Themen. Erinnerung, Arbeit, Stadt, Familie, Würde: Das sind Dauerbrenner. Streaming mag schnelle Reize lieben. Dieses Album bietet das Gegenteil. Es lädt zum Verweilen ein. Es belohnt mit Tiefe. Sie können jederzeit ansetzen. Ein Song pro Morgen. Oder die ganze Platte am Stück. In beiden Fällen funktioniert es. In diesem Sinn ist Reinhard Mey Bunter Hund zeitlos.

Kontext der Veröffentlichung und Format

Die Veröffentlichung als Digital Media passt zur Übergangszeit. Die Branche wechselte das Format. Der Künstler hielt am Kern fest. 13 Tracks, kein Füllmaterial, klare Struktur. Die Laufzeiten von knapp drei bis gut sechs Minuten sorgen für Atem. Die Reihenfolge führt durch Blickwinkel und Stimmungen. Wer die Platte heute digital findet, erlebt sie so transparent wie damals. Es zeigt, wie gut gedachte Alben auch im Stream bestehen.

Ein Blick auf die Handwerksebene

Die Gitarre ist der Erzähler hinter der Stimme. Sie trägt Arpeggien, setzt kleine Bassgänge, streut helle Akzente. Die Tonarten bleiben singbar. Modulationen dienen dem Wort, nicht der Schau. Atempausen sind dramaturgisch klug gesetzt. Pausen werden zu Bedeutung. Der Refrain im Titelsong öffnet, die Strophen erden. Bei langen Stücken entsteht ein Bogen, kein Kreis. Das Handwerk ist diskret. Gerade das ist die Kunst.

Für wen ist dieses Album?

Wenn Sie Geschichten mögen, ist es Ihr Album. Wenn Sie Sprache mögen, ebenso. Wenn Sie eine Stadt hören wollen, ohne Lärm, dann finden Sie sie hier. Wenn Sie leise Kritik schätzen, werden Sie fündig. Wenn Sie Trost suchen, auch. Das Album ist kein Ereignis mit Paukenschlag. Es ist ein Begleiter. Einer, der bleibt. Und der jeden Besuch lohnt.

Fazit

Am Ende überzeugt die Summe. Die Platte ist klar, reif und warm. Sie ist intim, ohne klein zu werden. Sie ist politisch, ohne laut zu sein. Die Reise durch Kindheit, Arbeit, Stadt und Familie wirkt geschlossen. Die Sprache glänzt. Die Musik hält sich zurück. So bleibt die Erinnerung an Stimmen, Orte, Gesten. Das ist viel. Das ist genug.

Wer das Werk von Reinhard Mey kennt, wird sich verstanden fühlen. Wer neu einsteigt, findet hier einen idealen Zugang. Reinhard Mey Bunter Hund bündelt Motive und Tugenden. Es zeigt Haltung und Wärme. Es lädt ein, anders zu sein, und bei sich zu bleiben. Dadurch bleibt Reinhard Mey Bunter Hund eine der runden, hellen Platten im Spätwerk. Sie wird Sie noch lange begleiten.

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