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Reinhard Mey: Mädchen in den Schänken – Albumkritik & Hintergrund

Reinhard Mey Mädchen In Den Schänken – Vorstellung und Kritik

Letztes Update: 06. Dezember 2025

Der Artikel stellt das Album »Mädchen in den Schänken« von Reinhard Mey vor, beleuchtet ausgewählte Titel, Arrangements und Texte, ordnet das Werk in Meys Karriere ein und liefert eine fundierte Kritik: Lob für Melodien und Sprachkunst, aber auch kritische Anmerkungen zu stilistischen Entscheidungen.

Reinhard Mey Mädchen In Den Schänken – Vorstellung und Kritik eines feinen 70er-Jahre-Albums

Ein Album zwischen Zartheit und Haltung

1973 erscheint ein Werk, das leise klingt und doch lange nachhallt. Es heißt Mädchen In Den Schänken und stammt von Reinhard Mey. Die Platte enthält 11 Titel. Sie ist auf Vinyl erschienen und dauert eine gute halbe Stunde. Die Stimmung ist intim. Die Texte sind nah. Reinhard Mey Mädchen In Den Schänken fängt einen Moment ein, der beweglich ist. Zwischen Poesie und Alltag, zwischen Blick nach innen und Blick in die Welt. Sie spüren die Balance aus Sanftmut und klarer Haltung in jeder Nummer.

Der Zeitgeist: 1973 und die Liedermacher

Die frühen 70er sind die Jahre der Liedermacher. Der Protest wird leiser, aber nicht kleiner. Er verlegt sich in die private Sphäre. Menschen suchen Orte der Ruhe. Musik soll trösten, aber auch stören, wenn es sein muss. In dieses Feld fällt auch Reinhard Mey Mädchen In Den Schänken. Es passt in die Zeit, weil es dem Wort vertraut. Es passt in die Zukunft, weil es Raum lässt. Der Ton ist persönlich, aber nicht nur privat. Viele Themen sind zeitlos. Das macht den Reiz der Platte aus.

Klang und Arrangement: Weniger ist mehr

Die Arrangements sind sparsam. Die Stimme steht im Zentrum. Dazu gesellt sich die Gitarre, dezent und klar. Manchmal blitzt Begleitung auf. Doch das Fundament bleibt akustisch. So entsteht eine Nähe, die Sie sofort mitnimmt. Reinhard Mey Mädchen In Den Schänken zeigt, wie viel Tiefe in wenig Klang steckt. Der Raum zwischen den Tönen wird Teil der Musik. Pausen atmen. Worte wirken nach. Das ist kein Zufall, sondern Maßarbeit.

Erzählkunst in Miniaturen

Reinhard Mey ist ein Erzähler. Seine Figuren tragen Alltagskleidung. Doch ihre Geschichten reichen weit. Sie lesen wie kleine Novellen. Sie hören wie Briefe, die sich an Sie wenden. Hier ist nichts laut. Und doch ist alles deutlich. Reinhard Mey Mädchen In Den Schänken lebt von Bildern. Ein Krug, ein Sofa, ein Regenzimmer. Dazu kleine Gesten, die große Gefühle tragen. Jede Miniatur hat einen klaren Fokus. Es sind Lieder, die auf den Punkt kommen.

Reinhard Mey Mädchen In Den Schänken als roter Faden

Der Albumtitel klingt wie ein Versprechen. Er ruft Bilder wach: schummrige Räume, Stimmen, ein Glas auf dem Tisch. Menschen teilen Zeit. In der Titelnummer verdichtet sich das. Doch auch die anderen Lieder greifen das Thema auf. Begegnung, Erinnerung, Abschied, Mut. Beziehung ist hier oft eine Frage der Haltung. Sie merken das im Tonfall. Er ist empathisch. Er ist diskret. So führt Reinhard Mey Mädchen In Den Schänken durch die Nacht und wieder hinaus ins Licht.

Song-für-Song: Elf Kapitel, ein Bogen

Die Platte umfasst 11 Songs. Sie bauen einen Bogen. Von der Innenschau zum Ausblick. Vom Regen in ein offenes Feld. Reinhard Mey Mädchen In Den Schänken wirkt wie ein Gang durch ein kleines Theater. Jede Szene hat ihre Kulisse. Jede Szene hat ihren Klang. Der Ablauf ist klug gewählt. Es gibt Ruhepunkte und Wendungen. Sie folgen dem Fluss leicht, denn die Übergänge stimmen.

In Meinem Zimmer Fällt Leis' Der Regen (Sing With The Young Ones) – 02:52

Das Auftaktstück stellt die Atmosphäre her. Es regnet. Ein Zimmer wird zum Resonanzraum. Erinnerungen kleben an den Wänden. Die Melodie ist wie ein leiser Puls. Ein Blick nach innen, unprätentiös und warm. Der englische Untertitel zeigt eine Brücke. Mey öffnet ein Fenster in eine andere Welt. Es ist kein Weltenflug, eher ein feiner Luftzug. Reinhard Mey Mädchen In Den Schänken beginnt in einer Stimmung, die Sie sofort erkennen. Wer hat nicht solche Zimmermomente erlebt?

Bauer Ich Bitt' Euch – 03:15

Dieses Lied wendet sich nach außen. Es hat eine höfliche Form und doch klare Kante. Die Ansprache ist direkt. Landschaft, Arbeit, Verantwortung. Mey schreibt über Respekt, nicht über Romantik. Die Musik bleibt still. Der Text trägt. Ein Bitte-Ton, der kein Flehen ist. Eher eine Bilanz des Gewissens. Damit schlägt die Platte eine soziale Saite an. Sie hören Empathie. Sie hören auch Forderung. Beides hält sich die Waage.

Der Weg Zurück – 02:16

Ein kurzer Titel, knapp über zwei Minuten. Er erzählt von Sehnsucht und Kurskorrektur. Die Gitarre schreitet, der Gesang führt. Es geht um Rückkehr, doch nicht um Flucht. Eher um das Finden der eigenen Spur. Das Stück ist ein Drehpunkt. Es zeigt, wie Mey Bewegung in kleine Formen fasst. Keine großen Gesten, nur klare Bilder. Ein Weg im Kopf, der auf die Füße fällt.

Ein Krug Aus Stein – 02:39

Die Symbolik ist stark und greifbar. Ein Krug ist Behälter, Last, Erinnerung. Das Lied spielt mit Gewicht und Zerbrechlichkeit. Der Stein ist schwer, doch der Inhalt ist weich. So klingt die Musik auch. Stabil im Takt, weich im Ton. Sie spüren die Hand auf dem Krug. Sie hören den Atem, der inne hält. Hier zeigt sich die Kraft des Konkreten. Große Themen werden handlich.

Rouge Ou Noir – 02:55

Französisches Flair zieht ein. Ein Hauch von Spieltisch und Risiko. Mey liebt die feine Anlehnung. Er nutzt die Sprache, um Farbe zu setzen. Rot oder Schwarz, Chance oder Verlust. Die Gitarre tänzelt. Die Stimme erzählt ohne Hast. Es ist ein zartes Chanson-Moment. Nicht laut, nicht grell. Eher wie ein Abendspaziergang. Reinhard Mey Mädchen In Den Schänken eignet sich ideal für solche Lichtwechsel.

Mädchen In Den Schänken – 02:36

Der Titelsong ist das Herzstück. Er betritt den Raum, den der Albumtitel eröffnet. Hier sitzen Menschen, hier kreuzen sich Blicke. Es geht um Sehnsucht im Alltag. Um jene kurzen Sekunden, die sich einprägen. Mey urteilt nicht. Er beobachtet und deutet. Die Musik stützt das. Sie bleibt nahe an der Stimme. Keine Pose, nur Präsenz. Damit bündelt der Song die Idee der Platte. Er schenkt ihr eine klare Silhouette.

Die Musketiere – 02:15

Ein historisches Bild mit aktueller Wirkung. Freundschaft, Mut, ein Funken Spiel. Das Lied ist flott, aber nicht hastig. Es ruft das Wir herbei, ohne Pathos. Die Musketiere tauchen auf wie Erinnerungen an Jugend. Doch der Blick ist erwachsen. Er weiß, was Loyalität kostet. Das macht das Lied stark. Es ist kurz und rund. Ein kleiner Salto, der weich landet.

Abgesang – 03:10

Der Titel klingt nach Ende. Doch er ist mehr Abschied als Schlussstrich. Ein Resümee in Moll, ohne Bitterkeit. Der Blick geht zurück, aber er bleibt fair. Was war, hat Gewicht. Was kommt, bleibt offen. Das Stück ordnet, ohne zu fixieren. Es passt perfekt in den Spannungsbogen. Nach dem Herzstück folgt die Einkehr. So hält die Platte die Balance.

Trilogie Auf Frau Pohl – 05:19

Das längste Stück der Platte. Es ist eine kleine Welt für sich. Drei Teile, eine Figur, viele Facetten. Mey widmet der Nachbarin, der Bekannten, der Beobachteten ein Mini-Epos. Alltag wird Bühne. Humor blitzt auf, aber nie auf Kosten der Figur. Sie spüren Zärtlichkeit und Distanz zugleich. Die Länge zahlt sich aus. Es entsteht Tiefe. Hier zeigt sich, wie viel Raum in einer Stimme steckt.

Ich Hab' Nur Dich Gekannt – 02:30

Ein Liebeslied, das nicht schwelgt. Es ist präzise, fast sachlich. Gerade deshalb trifft es. Wenige Worte, klare Bilder. Der Refrain bindet. Die Strophen erzählen ohne Schnörkel. So wird Intimität nicht ausgestellt, sondern geteilt. Reinhard Mey Mädchen In Den Schänken nutzt solche Momente klug. Sie halten die Spannung und öffnen das Herz.

Das Canapé – 03:18

Ein Sofa als Bühne des Lebens. Es klingt schlicht, ist es aber nicht. Auf dem Canapé sitzt Zeit. Paare sprechen, schweigen, warten. Staub tanzt im Licht. Mey macht aus Möbeln Metaphern, aber ohne Belastung. Die Musik ist weich. Der Text hat Grip. Das Finale liefert ein Schmunzeln und einen Stich. Danach bleibt ein stilles Lächeln.

Sprache, Rhythmus, Bildkraft

Die Sprache ist schnörkellos. Der Rhythmus dient dem Wort, nicht umgekehrt. Bilder erscheinen schnell und sind klar. Das macht den Zugang leicht. Der Witz ist nie zynisch. Die Melancholie nie bleiern. Mey liebt den kleinen Dreh, der Sätze öffnet. Er vertraut der Nuance. So bleibt Ihnen Raum zum Fühlen. Reinhard Mey Mädchen In Den Schänken setzt auf diese Kunst der Reduktion. Darin liegt seine Stärke.

Die Platte als Hörraum

Ein gutes Album ist mehr als eine Summe von Songs. Es ist ein Hörraum. Diese Platte lädt Sie in einen solchen Raum ein. Sie betreten ihn durchs Regenzimmer. Sie nehmen Platz im Schankraum. Sie lehnen sich aufs Canapé. Dabei bleibt alles leicht. Nichts wirkt ausgestellt. Reinhard Mey Mädchen In Den Schänken dirigiert nicht. Es begleitet Sie. Sie wählen den Blickwinkel. Das schafft Bindung. So hört man das Album heute noch gern am Stück.

Rezeption und Wirkung

1973 war das große Donnern abgeklungen. Doch die leisen Stimmen setzten Zeichen. Die Platte fügt sich in diese Entwicklung ein. Kritiker lobten die Präzision. Hörer mochten die Wärme. Es ist kein Werk der großen Hits, sondern der großen Stille. Das ist seine Würde. Viele spätere Liedermacher lernten daraus. Reden in Ruhe. Erzählen in Bildern. Reinhard Mey Mädchen In Den Schänken bot dafür eine Schule des Tons.

Vergleich im Werk von Mey

Im Spätwerk öffnet Mey oft größere Räume. Er arbeitet mit längeren Linien. Er setzt Akzente zu Politik und Gesellschaft. Auf dieser Platte liegt der Fokus noch stärker beim Intimen. Das ist kein Mangel, eher ein Profil. Es zeigt, woher er kommt. Und es zeigt, was bleibt. Wer spätere Songs mit großer Geste mag, findet hier die Quelle. Reinhard Mey Mädchen In Den Schänken ist ein Schlüssel. Es erklärt die feinen Mechaniken seines Erzählens.

Hören heute: Warum es noch trägt

Die Themen altern nicht. Sehnsucht, Respekt, leise Revolte. Das sind keine Moden. Die Produktion altert gut, gerade wegen der Schlichtheit. Keine Effekte, die datieren. Kein Bombast, der altert. Nur Stimme, Text, Gitarre. Das fühlt sich heute frisch an. Streaming macht vieles gleich laut. Dieses Album gewinnt durch die Ruhe. Sie hören näher hin. Und Sie bleiben dabei. Auch deshalb behält Reinhard Mey Mädchen In Den Schänken seine Kraft.

Stärken und kleine Schwächen

Die Stärken sind klar: Sprache, Nähe, Struktur. Die Platte hat ein stimmiges Tempo. Sie findet die richtigen Bilder. Die Stimme ist präsent, aber nie penetrant. Kleinere Schwächen gibt es auch. Manches Motiv wiederholt sich. Zwei, drei Akkordfolgen wirken vertraut. Doch diese Déjà-vus stören nicht. Sie prägen den Charakter. Das Album bleibt geschlossen. Es verliert nie den Faden. Das ist in sich eine Kunst.

Ein Blick auf Performance und Ausdruck

Mey singt zurückgenommen. Er setzt keine Kraftakte. Er arbeitet mit Farben. Ein Hauch im Ton, ein Lächeln in der Silbe. So entstehen Schichten, ohne dass der Satz schwer wird. Das passt zu den Texten. Es ist ein Dienst am Lied. Wer virtuos glänzen will, wird diese Platte unterschätzen. Wer zuhören will, findet viel. Und wird belohnt, wenn er wiederkehrt. Auch hier zeigt sich: Reinhard Mey Mädchen In Den Schänken ist ein Album fürs Wiederhören.

Formate, Reihenfolge, Spielzeit

Vinyl mit 11 Stücken, jeweils knapp und präzise. Von 2:15 bis gut 5 Minuten. Diese Spanne genügt. Die Reihenfolge baut einen Atem auf. Beginn mit Innenschau. Dann Blick nach außen. Dann die Vignetten, der Kern, die Trilogie, das Sofa. Sie können die Platte durchlaufen lassen. Oder Sie wählen Inseln. Beides funktioniert. Das spricht für die tragende Qualität der einzelnen Songs.

Zentrale Motive und ihre Linien

Drei Motive ziehen sich durch das Werk. Erstens: die Würde des Alltags. Zweitens: die zarte Ironie in Schwellenmomenten. Drittens: die Verantwortung des Wortes. Diese Linien kreuzen sich stets an Figuren. Ein Bauer, eine Nachbarin, ein Mädchen im Schankraum. Aus ihnen wachsen die Themen. Das ist die Poetik der kleinen Bühne. Reinhard Mey Mädchen In Den Schänken hält diese Bühne klug frei. So bleibt Platz für Ihr eigenes Bild.

Schreiben in Bildern: warum das funktioniert

Bildhafte Sprache ist riskant. Sie kann kitschig werden. Hier passiert das nicht. Denn die Bilder sind konkret. Sie haben Gewicht. Ein Krug, ein Canapé, ein Regenzimmer. Dazu klare Verben. Kein Schmuck um des Schmucks willen. So entsteht Glaubwürdigkeit. Jede Szene wirkt erlebt oder genau beobachtet. Sie müssen nicht alles kennen. Sie müssen nur hinhören. Der Rest macht sich fast von selbst.

Fazit: Ein Album, das hält, was es nicht verspricht

Dieses Album verspricht nichts Lautes. Es winkt, es ruft nicht. Doch wer folgt, findet viel. Es findet die Würde im Kleinen. Es gibt dem Wort den Vorrang. Es nutzt die Gitarre als zweite Stimme. Die Produktion dient der Sache. Deshalb trägt die Platte seit 1973. Sie trägt auch heute. Wenn Sie ein Liedermacher-Album suchen, das spricht und nicht predigt, sind Sie hier richtig. Reinhard Mey Mädchen In Den Schänken ist kein Denkmal. Es ist ein Begleiter. Und darin liegt seine Größe.

Schlussakkord

Bleibt die Frage nach dem Lieblingsmoment. Ist es der erste Regen? Der Blick in den Schankraum? Die drei Kapitel der Frau Pohl? Vielleicht ist es die Summe. Die Art, wie sich ein Album wie ein Tag anfühlt. Früh, hell, nachdenklich, heiter, müde, wach. Sie müssen sich nicht entscheiden. Hören Sie noch einmal. Und das Album wird Ihnen antworten. Leise, klar, ehrlich. Genau so, wie Reinhard Mey Mädchen In Den Schänken es von Anfang an verspricht.

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