Letztes Update: 05. Oktober 2025
Reinhard Mey Als de dag van toen wird ausfĂŒhrlich vorgestellt: Sie erhalten Hintergrundinfos zur Entstehung, eine klangliche Analyse, EinschĂ€tzung der Texte und Song-Highlights. Die Kritik wĂ€gt StĂ€rken und SchwĂ€chen ab und gibt eine Empfehlung fĂŒr Hörer.
1975, mitten in den ruhigen und doch bewegten Siebzigern, erschien ein Album, das wagt, Grenzen zu berĂŒhren. Es schiebt TĂŒren auf, statt sie einzutreten. Als der Liedermacher das Werk vorlegte, klang es wie eine Einladung zu einem stillen GesprĂ€ch. Heute, mit Abstand, wirkt es wie ein ruhiger Blick in den Spiegel. Man spĂŒrt Zeitgeist. Und doch spĂŒrt man Zeitlosigkeit.
Das Besondere liegt im Nebeneinander von Poesie und Alltag. Nichts wirkt groĂspurig. Vieles wirkt bedacht, in Tönen und in Worten. So entsteht eine dichte Ruhe. Wer sich darauf einlĂ€sst, hört mehr als Melodien. Er hört Haltungen, Zwischentöne, Pausen. Genau das macht den Reiz von Reinhard Mey Als de dag van toen aus.
Die Platte kommt als klassisches 12-Zoll-Format. Zwölf Titel, zwölf Kapitel einer Reise. Der Weg fĂŒhrt durch innere und Ă€uĂere Landschaften. Er endet in einem sanften Abschied, der lange nachhallt. Diese Struktur hĂ€lt bis heute.
Wie klingt das Album? Es klingt nah. Es klingt so, als sĂ€Ăe man im Wohnzimmer, mit einem Stuhl, einer Gitarre, einer Stimme. Der Klang ist warm. Er ist frei von Pomp. Das betont die Texte, doch es gibt mehr: kleine Arrangements, kluge Farbtöne, sparsame Akzente.
Die Gitarre trĂ€gt fast alles. Sie ist nicht nur Begleitung, sie ist Partner. Ein paar feine BlĂ€ser, dezente Streicher, kleine Percussion. Mehr braucht es nicht. Die Balance sitzt. So bleibt die Stimme im Zentrum, ohne das Geflecht zu erdrĂŒcken. Im Kern zeigt Reinhard Mey Als de dag van toen, wie groĂ das Kleine sein kann.
Dieser Klang passt zur Haltung. Er lÀsst Luft. Er lÀsst die Pausen sprechen. Jeder Atemzug zÀhlt. Man hört, dass hier jemand die IntimitÀt sucht. Er findet sie in einfachen Mitteln und in genauer Arbeit.
Die Reihenfolge der StĂŒcke wirkt wie eine geplante Dramaturgie. Der Auftakt ist programmatisch. Ein Lied wie âIch wollte wie Orpheus singenâ stellt das BedĂŒrfnis nach Gesang vor die Tat. Es folgt der Blick ins âTagebuchâ, der auf NiederlĂ€ndisch erscheint. Dann kommen Zeitfarben, etwa âEs gibt keine MaikĂ€fer mehrâ. Der Ton bleibt mild, aber bestimmt.
Die Mitte bringt den Titel âAls de dag van toenâ und die groĂen Hymnen, vor allem das schwebende âĂber den Wolkenâ. Diese Stelle bildet die Achse des Albums. Hier fĂŒgen sich Melancholie, Weite und Hoffnung. Danach kehrt die Platte zur Erde zurĂŒck. âVertreterbesuchâ, âIn Tyrannisâ und âDer Mörder ist immer der GĂ€rtnerâ setzen satirische Spitzen.
Zum Schluss wird es persönlich und leise. âDiplomatenjagdâ scharf, âKomm, ... noch eimal einâ heiter, âGoede Nacht Vriendenâ freundlich verklĂ€rend. So klingt das Ende wie ein Lichtdimmer. Die Platte geht nicht aus. Sie wird leiser. Genau so funktioniert die Dramaturgie in Reinhard Mey Als de dag van toen.
Dieses Album öffnet eine zweite Zunge. Neben Deutsch steht die niederlĂ€ndische Sprache. Sie ist mehr als ein Gimmick. Sie ist ein Statement. Wer in zwei Sprachen singt, zeigt, dass NĂ€he nicht an Grenzen haltmacht. Es sind BrĂŒchentöne, die entstehen. Eine vertraute Geste, in einem neuen Klanggewand.
Das Ohr hört die Nuancen. NiederlĂ€ndische Titel wie âUit mijn dagboekâ und âGoede Nacht Vriendenâ klingen weich. Sie tragen die WĂ€rme der Sprache. Die deutschen StĂŒcke setzen andere Akzente, schĂ€rfer, kantiger. Zusammen entsteht ein Mosaik. Genau dieses Mosaik ist der Kern von Reinhard Mey Als de dag van toen.
Es entsteht auch ein neuer Dialog mit dem Publikum. In den Niederlanden fĂŒhlt man sich gesehen. In Deutschland entdeckt man eine Nachbarsprache, die nicht fern klingt. Diese BrĂŒcke gehört zur DNA der Platte.
Reinhard Mey Als de dag van toen ist ein Kind seiner Zeit. Doch es ist kein Kind, das man in eine Schublade steckt. 1975 sind politische Lieder laut. Dieses Album ist nicht laut. Es ist wach. Der Blick reicht in die Politik, aber auch ins Private. Und er bleibt freundlich, auch wenn die Worte mehr sagen als auf den ersten Blick.
Im Liedermacher-Kosmos nimmt das Werk eine Mittelstellung ein. Es ist kein Protestalbum, und doch ĂŒbt es Kritik. Es ist kein Liebesalbum, und doch spricht es von NĂ€he. Es ist kein Konzeptalbum, und doch hat es eine innere Idee. Genau diese Offenheit lĂ€sst es gut altern.
Die StÀrke liegt in den Einzeltiteln, aber auch im Ganzen. Wer die Platte hört, trifft auf Hits und auf stille Perlen. So ergibt sich ein Panorama. Es ist leicht zugÀnglich. Und es ist reich an Details. Das gilt auch, wenn man Reinhard Mey Als de dag van toen heute zum ersten Mal entdeckt.
âĂber den Wolkenâ ist mehr als ein Lied. Es ist ein kollektives Bild. Die Melodie steigt, die Worte tragen Weite. Die Gitarre stĂŒtzt sanft. Hier öffnet das Album die Fenster. Ein Motiv entsteht: Distanz, die befreit, doch nicht kalt wird. Gerade die Klarheit der Sprache macht den Zauber. Keine Ăberhöhung, kein Pathos. Und doch eine groĂe Geste.
Im Kontext der Platte steht der Song als Leuchtpunkt. Er ist nicht isoliert. Er hĂ€lt FĂ€den zusammen. Er erklĂ€rt die Sehnsucht nach Freiheit, ohne die Welt zu verlassen. Das ist das groĂe KunststĂŒck.
Diese Nummer steht fĂŒr den leichten Ton mit doppeltem Boden. Ein Titel, der lĂ€cheln lĂ€sst. Ein Text, der genauer hinschaut. Humor wird hier zum Skalpell. Er legt das Banale frei. Er entlarvt Muster. Die Begleitung bleibt schlank, die Pointe sitzt. So entsteht eine kluge, helle Satire. Sie ist nie boshaft. Sie bleibt menschlich.
Das Lied ergĂ€nzt die ernsteren StĂŒcke. Es macht die Platte bunt, ohne bunt zu wirken. Es hĂ€lt die Waage zwischen SpaĂ und Substanz.
Hier wird die Sprache pointiert. Die Kritik zielt auf Macht und Distanz. Die Bilder sind klar. Die Musik bleibt gezĂŒgelt. Genau das verstĂ€rkt die Wirkung. Kein Geschrei, keine Holzhammer-These. Ein ruhiger Puls, eine scharfe Kante. Man spĂŒrt die Freude an der Form. Und man spĂŒrt die Haltung dahinter.
Im Zusammenspiel mit âIn Tyrannisâ zeigt sich das politische Sensorium der Platte. Es ist fein, aber deutlich. Es arbeitet mit Kontext, nicht mit Parolen.
Dieses Album weiĂ, dass beides zusammengehört. Es erzĂ€hlt von Handwerkern und Herren, von Nachbarn und MĂ€chtigen, von Freunden und Grenzen. Dabei verzichtet es auf die Belehrung. Es lĂ€dt ein. Es fragt leise. Und dann stellt es eine Haltung hin, die klar ist. Das ist der Ton von Reinhard Mey Als de dag van toen.
âMein Testamentâ etwa blickt in die eigene Bilanz. âVertreterbesuchâ schaut auf Alltagsreigen. Dazwischen die groĂen Bilder eines Himmels voller Freiheit. So entsteht ein Kreis. Er schlieĂt sich am Ende mit einem Abschied, der wie eine Umarmung wirkt.
Mey arbeitet mit Milde. Sie ist sein Markenzeichen. Sie stammt nicht aus Konfliktscheu, sondern aus SouverĂ€nitĂ€t. Aus der Erfahrung, dass ein LĂ€cheln TĂŒren öffnet. Genau diese Milde macht die Satiren stĂ€rker. Wer nicht wĂŒtet, kann besser schneiden. So wirken die ironischen StĂŒcke lange nach.
Humor wird nie zur Maske. Er ist Werkzeug und Schutz. Er bietet NÀhe, auch wenn es wehtut. Das prÀgt Reinhard Mey Als de dag van toen vom ersten bis zum letzten Ton.
Die Produktion setzt auf Klarheit. Die Stimme ist trocken genug, um nah zu wirken. Die Gitarre hat Raum, ohne fett zu sein. Kleine Farben treten hinzu, wenn sie gebraucht werden. Ein Hauch von Flöte, eine zarte StreicherflÀche, selten ein Tastenpunkt. Das klingt altmodisch? Nein. Es klingt zeitlos, weil es ehrlich ist.
Das Handwerk ist sorgfÀltig. Nichts scheppert. Nichts drÀngt sich vor. Sogar in den dichteren Passagen bleibt Luft. Das Ergebnis ist ein akustischer Raum. Er passt zur ErzÀhlung, die dieses Werk trÀgt. So lebt Reinhard Mey Als de dag van toen auch von der Kunst des Weglassens.
Die Gitarre erzĂ€hlt mit. Sie markiert ZĂ€suren. Sie setzt LĂ€ufe als kleine Kommentare. Sie ist Melodie und Rhythmus zugleich. In dieser Dichte liegt das Geheimnis. Die Hand weiĂ, wie viel genug ist. Das macht die Lieder biegsam und klar.
Die Platte fand ihr Publikum auf beiden Seiten der Grenze. In Deutschland verband sie bekannte StĂŒcke mit einem frischen Blick. In den Niederlanden fĂŒhlte man eine echte Hinwendung. Nicht nur eine Ăbersetzung, sondern ein Ankommen. Dieser Respekt schafft Bindung. Das zeigt, wie Musik GesprĂ€ch sein kann.
Bis heute kann man das hören. Konzerte, in denen ein niederlÀndischer Refrain mitschwingt, erzÀhlen davon. Genau das ist der bleibende Wert von Reinhard Mey Als de dag van toen.
Das 12-Zoll-Format ist mehr als TrĂ€ger. Es ist Teil der ErzĂ€hlung. Die HĂŒlle, die Typo, das Bild â all das setzt Signale. Es lĂ€dt zum Anfassen ein. Man nimmt die Platte aus der HĂŒlle. Man spĂŒrt das Gewicht. Man setzt die Nadel. Dieses Ritual prĂ€gt das Hören.
Das Cover fĂŒhrt sanft in die Welt des Albums. Es verspricht kein Spektakel. Es verspricht NĂ€he. Das löst die Musik ein. So entsteht ein Gesamtbild. Es steht robust da, auch Jahrzehnte spĂ€ter. In dieser Stimmigkeit stillt Reinhard Mey Als de dag van toen die Sehnsucht nach dem Ganzen.
Heute hören viele im Stream. Die Reihenfolge wird beliebig. Skippen ist leicht. Doch dieses Werk belohnt die Geduld. Es lebt vom Durchhören. Von Spannungsbögen. Vom Halten und Loslassen. Auch digital lohnt eine Stunde ohne Ablenkung. Danach wirkt die Welt anders. Vielleicht leiser, vielleicht klarer.
Gerade im digitalen Tempo gewinnt die ruhige Hand. Die Lieder brauchen kein Update. Sie halten die Gegenwart aus. Das zeigt die QualitÀt von Reinhard Mey Als de dag van toen.
Die Platte ist eine BrĂŒcke. Sie verbindet Sprachen, LĂ€nder, Generationen. Sie verbindet BĂŒhne und KĂŒche, Sofa und StraĂe. Wer sie hört, fĂŒhlt sich gemeint. Ganz direkt, ohne Umweg. So wird die BrĂŒcke gangbar. Sie trĂ€gt auch die, die das erste Mal hinĂŒbergehen. Das ist selten. Und es ist wertvoll.
Wer das feine Wort liebt, wird hier fĂŒndig. Wer satirische Blicke mag, ohne Zynismus, erst recht. Wer sich fĂŒr GrenzrĂ€ume interessiert, zwischen Deutsch und NiederlĂ€ndisch, wird belohnt. Und wer das Handwerk der akustischen Liedkunst schĂ€tzt, findet ein LehrstĂŒck. All das bindet sich zu einem Ganzen. So wirkt Reinhard Mey Als de dag van toen wie ein sicherer Hafen.
Es ist auch ein gutes Einstiegsalbum. FĂŒr Neugierige. FĂŒr jĂŒngere Hörerinnen und Hörer, die die Wurzeln heutiger Songpoesie suchen. Die klassischen StĂŒcke bieten Haltepunkte. Die leisen Lieder öffnen den Raum dahinter.
Es lohnt, die Platte nicht nur aus Nostalgie zu hören. Sie hat etwas zu sagen. Ăber Freiheit. Ăber WĂŒrde. Ăber den Klang von Freundschaft. Und ĂŒber die feine Macht des guten Arguments. Alles in einfacher Sprache. Alles in klaren Bildern. Das macht die Lieder stark.
Beim Wiederhören fallen neue Details auf. Ein Atem vor dem Refrain. Ein Zwischenton in der Gitarre. Ein Wort, das im Raum stehen bleibt. Diese Kleinigkeiten geben Tiefe. So trĂ€gt das Album ĂŒber Jahre.
Am Ende bleibt der Eindruck einer stillen Geste. Sie ist freundlich und fest. Sie nimmt ernst, ohne zu drĂŒcken. Sie lacht, ohne zu verhöhnen. Und sie steht zu dem, was sie sagt. Das ist die Haltung, die diese Platte groĂ macht.
In einer lauten Zeit wirkt sie wie ein Gegenmittel. Sie ist das Glas Wasser, nicht der schnelle Kick. Genau deshalb hĂ€lt sie durch. Wer Platz lĂ€sst, wird belohnt. Wer zuhört, findet mehr als Musik. Er findet eine Art, zu sprechen und zu leben. So erfĂŒllt Reinhard Mey Als de dag van toen ein Versprechen, das bis heute trĂ€gt. Und genau so verdient Reinhard Mey Als de dag van toen seinen Platz im Kanon der deutschsprachigen Liedkunst.
Das Album "Als de dag van toen" von Reinhard Mey bietet eine einzigartige Mischung aus tiefgrĂŒndigen Texten und melodischen KlĂ€ngen. Wenn du ein Fan von Reinhard Mey bist, könnte dich auch sein Werk "Reinhard Mey Irgendwann - Irgendwo" interessieren. Dieses Album zeigt eine weitere Facette seines musikalischen Könnens und seiner lyrischen FĂ€higkeiten.
Ein weiteres bemerkenswertes Album von Reinhard Mey ist "Reinhard Mey One Vote for Tomorrow". Es enthÀlt tiefgehende Lieder, die zum Nachdenken anregen und Meys unverwechselbaren Stil unterstreichen. Die Kritik zu diesem Album bietet spannende Einblicke in die Entstehung und die Themen der Songs.
FĂŒr Liebhaber von Singer-Songwritern könnte auch das Album "Reinhard Mey Farben" von groĂem Interesse sein. Dieses Werk zeigt die Vielseitigkeit von Mey und seine FĂ€higkeit, verschiedene Emotionen und Geschichten in Musik zu verwandeln. Die Vorstellung und Kritik dieses Albums geben dir einen umfassenden Ăberblick ĂŒber seine musikalische Reise.