Letztes Update: 05. Oktober 2025
Der Artikel stellt Stephan Sulkes Kompilation 'Ausgewähltes' vor und liefert eine fundierte Kritik. Er beleuchtet Entstehung und Songauswahl, würdigt lyrische Stärken, analysiert Arrangements und empfiehlt, für wen das Album besonders hörenswert ist.
Ein Album kann eine Geschichte erzählen, auch wenn es aus vielen kurzen Stücken besteht. Genau das tut Stephan Sulke Ausgewähltes. Die Sammlung bündelt pointierte Lieder und kleine Szenen. Sie hören Anekdoten, Sketche und Miniaturen. Sie spüren, wie aus ironischer Distanz Nähe wird. Und wie aus Alltag plötzlich Poesie entsteht.
Die Veröffentlichung stammt aus dem Jahr 1984. Das hört man an der warmen Anmutung. Doch die Inhalte wirken erstaunlich frisch. Die Themen bleiben menschlich, witzig und scharf. Die Form bleibt schlank. Nichts wirkt überladen. Vieles wirkt auf den Punkt.
Stephan Sulke Ausgewähltes ist ein Werk der Kippmomente. Ein Lächeln kippt in Wehmut. Eine Stichelei kippt in Liebe. Ein Stoßseufzer kippt in Leichtigkeit. Sie erleben diese Wechsel ohne Bruch. Es ist eine Kunst, die Sie nicht laut anschreit. Sie wirkt mit feiner Hand.
Die 16 Titel dauern meist um die drei Minuten. Das ist knapp, doch nie zu knapp. Die Figuren stehen sofort im Raum. Ein Name, ein Blick, ein wiederkehrender Ton. Mehr braucht es nicht. Die Lieder führen Sie nah heran, aber ohne platte Details. Die Andeutungen reichen. Sie kennen die Menschen, obwohl die Geschichten kurz sind.
Diese Verdichtung passt zu Sulkes Handschrift. Er setzt auf klare Worte und rasche Bilder. Jede Zeile hat Gewicht. Jede Pointe hat Timing. Und immer schimmert dahinter ein Funken Ernst. So wird aus der kleinen Form eine große Bühne.
1984 rauschte Pop und Neue Deutsche Welle durch die Sender. Vieles war grell. Vieles drückte aufs Tempo. Sulke ging einen anderen Weg. Er blieb bei Stimme, Klavier und einer schlanken Band. Er blieb bei Figuren, nicht bei Schlagworten. So behauptet sich das Material gegen die Zeit. Heute wirkt das mehr denn je. Der Lärm ist lauter geworden. Die Gegenrede ist noch wertvoller.
Gerade deshalb hat Stephan Sulke Ausgewähltes jetzt wieder Kraft. Der Ton ist ruhig. Die Haltung ist wach. Die Witze sind präzise. Sie hören nicht nur gute Reime. Sie hören gute Gedanken.
Der Titel deutet es an. Es geht um Auswahl. Nicht um Fülle, sondern um Fokus. Stephan Sulke Ausgewähltes ist kein Klangteppich, der alles zudeckt. Es ist ein Teppich aus klaren Mustern. Jede Figur hat ein Motiv. Jeder Titel hat eine Farbe. Die Summe wirkt wie ein Porträt der leisen Töne.
Diese Kuratierung spielt mit Gegensätzen. Heiter trifft ernst. Zärtlich trifft ätzend. Da ist das Herz. Da ist der Stachel. Beides gehört zusammen. So bleibt der Biss, ohne dass der Mundwinkel erstarrt. So bleibt die Wärme, ohne dass das Stück verglüht.
Lotte, Ulla, Uschi, Butzi, Johnny. Schon die Titelliste wirkt wie ein Telefonbuch der Empfindungen. Namen als Eintrittskarten. Dahinter warten Szenen. Sie betreten sie sofort.
Lotte eröffnet mit 03:02. Das reicht für ein Bild von Nähe und Distanz. Die Sprache bleibt leicht. Ein Sog baut sich auf. Sie merken, wie rasch Zuneigung aus Kleinigkeiten entsteht. Ein Blick. Ein Fehler. Ein Tonfall. Dann ist da schon eine Geschichte.
Beide Stücke arbeiten mit Rollen. Sie grinzt der Ironie zu. Er presst sie nicht aus. In „Mein lieber Onkel May“ mischen sich Respekt und Augenzwinkern. „Der Mann aus Rußland“ setzt eine Figur ins Licht, ohne Klischee zu feiern. Das Lachen sitzt. Doch es bleibt freundlich. Und es prüft still, was man zu schnell behauptet.
„Ulla“ und „Uschi“ sind knapp, 02:27 und 01:54. „Butzi“ noch kürzer. Hier glänzt die Mikrobeobachtung. Sie hören keine großen Lebensläufe. Sie hören Details. Eine Sache irritiert. Eine Sache rührt. Eine Sache macht Spaß. Die zarten Nuancen tragen. Genau das macht solche Stücke stark.
„Mensch Johnny“ hat 03:06. „Der Typ von nebenan“ 03:27. Beide Titel stellen Fragen an die Nähe. Wie gut kennen wir die anderen? Wie oft sehen wir sie vorbei gehen, und doch nicht? Sulke legt einen Spiegel auf den Tisch. Sie schauen hinein, aber sehen andere. Dann merken Sie: Es ist Ihr Gesicht, nur anders beleuchtet.
„Ich hab dich bloß geliebt“ läuft gut drei Minuten. Der Titel klingt schlicht. Die Wirkung ist tief. Das Lied nimmt der Liebe Pathos. Es lässt ihr das Zittern. Es hält eine Balance. Liebe ist nicht Plan, sondern Versuch. Das macht den Trost glaubwürdig. Und auch den Schmerz.
„Die Andre“ fügt eine andere Facette hinzu. Da ist keine glatte Samtoberfläche. Da ist Reibung. Da sind Ecken, die wehtun. Doch erst diese Reibung erzeugt Funkenschlag. Sie spüren, wie Sätze zwei Bedeutungen tragen. Sie spüren, wie eine Pause mehr sagt als ein Reim.
„Bist wunderbar“ wirkt dann wie ein Gegenlicht. Das Lied sagt ja. Aber es sagt es ohne Zuckerflut. Es ist zärtlich, nicht süß. Es ist schlicht, nicht mager. So bleiben Sie gern in diesem Raum.
Mit 04:08 ist „Die Moral“ das längste Stück. Das passt. Moral braucht Zeit. Hier wird nicht gepredigt. Hier wird gefragt. Was ist richtig, wenn alles im Fluss ist? Wer urteilt, wenn keiner schuld sein will? Sulke stellt locker klingende Sätze. Die Gedanken bleiben kleben. So wird eine Nummer zum Gespräch. Mit Ihnen, nach dem Hören.
In dieser Balance liegt die Stärke. Es geht um Haltung, nicht um Zeigefinger. Es geht um Lust am Denken. Und um die Freiheit, sich zu irren.
Das Klangbild ist warm. Vieles wirkt analog und nah. Das Klavier führt. Gitarren und Bass halten den Raum offen. Schlagzeug stützt, statt zu drängen. Man spürt Luft zwischen den Tönen. Das macht die Texte hörbar. Und es schenkt den Geschichten Tempo, ohne Hektik.
Diese Zurückhaltung ist kein Verzicht. Es ist ein Stil. Die Arrangements bauen kleine Brücken. Sie tragen jede Wendung im Text. Sie halten die Pointe bereit. Und sie lassen nachklingen, was wichtig ist.
Gerade so gewinnt Stephan Sulke Ausgewähltes Profil. Es hebt den Satz, nicht den Sound. Es ehrt das Wort, nicht den Effekt. Das ist selten. Und sehr wirkungsvoll.
Die Abfolge macht Sinn. „He du da“ bringt einen zarten Schubs. Das Stück ist kurz, wendig, direkt. „Heut seit ihr alle eingeladen“ schiebt die Tür auf. Sie treten in eine Runde. Die Lieder wechseln dann zwischen Porträts und Positionen. „Schnulzensingender Poet“ blickt humorvoll in den Spiegel. Ein Selbstkommentar, der nicht eitel wirkt.
Mit „Den einen noch“ wird es spät. Das Bild der letzten Runde sitzt. Müdigkeit und Lebenslust geben sich die Hand. Zum Schluss steht „Der Typ von nebenan“. Ein Ende ohne Paukenschlag. Doch mit Nachhall. Das passt zum Album. Das Lied lässt Raum. Es lässt Sie mitdenken. Und es lässt den nächsten Tag herein.
Die Dramaturgie zeigt Haltung. Nie ist der Wechsel abrupt. Nie wirkt ein Stück wie Füllstoff. Alles sitzt. Nichts drängt sich vor.
Die Worte sind klar. Die Sätze kurz. Aber da sind Kanten. Ein Wort sitzt schräg. Ein Reim stolpert bewusst. Eine Pause fällt länger aus. Diese Kanten machen die Nähe. Denn so sprechen Menschen. Genau das hält Sulke fest.
Gleichzeitig blitzt immer wieder ein Kuss auf. Ein kleiner Trost. Eine Hand auf der Schulter. Ein ironischer Blick, der nicht verletzt. Dann wieder ein Knoten. Eine Frage, die offen bleibt. Diese Mischung prägt den Ton. Sie macht ihn reif und freundlich zugleich.
Im Spektrum zwischen Liedermacherei und Chanson wirkt Sulke eigen. Er erzählt, ohne zu deklamieren. Er spitzt zu, ohne zu verletzen. Er komponiert knapp, ohne asketisch zu sein. Das ergibt kleine Kabinettstücke. Sie lächeln. Sie denken. Sie hören noch einmal.
So fügt sich Stephan Sulke Ausgewähltes in eine Tradition. Und doch bleibt es ein Solitär. Es zeigt, wie viel man weglassen kann. Und wie nah man trotzdem kommt. Oder gerade deshalb.
Die Gegenwart jagt. Der Ton wird härter. Aufmerksamkeit zersplittert. Dieses Album wirkt dem entgegen. Es lädt zur Verlangsamung ein. Nicht zur Flucht. Zur Konzentration.
Wenn Sie feine Figuren mögen, sind Sie hier richtig. Wenn Sie Humor lieben, der nicht laut lacht, erst recht. Wenn Sie Kürze schätzen, die Tiefe trägt, dann sowieso. Genau da hat Stephan Sulke Ausgewähltes seinen Platz. Es ist Musik zum Lauschen. Und zum Leben.
„Lotte“ als Start ist stark. Es packt Sie sofort. „Der Mann aus Rußland“ bleibt wegen seiner Balance. Ernst, der tanzen kann. „Ich hab dich bloß geliebt“ sticht durch Schlichtheit. Ein Satz wie ein Seufzer. „Die Moral“ glänzt, weil sie fragt und nicht verkündet. „Der Typ von nebenan“ schließt, wie gute Texte enden. Mit offenem Fenster.
Auch die kurzen Stücke wirken nachhaltig. „He du da“ und „Schnulzensingender Poet“ zeigen Selbstironie. Nicht als Schutz. Als Einladung. Sie dürfen lachen. Und Sie dürfen still sein. Das ist die Freiheit, die dieses Album schenkt.
Sulkes Stimme trägt die Texte. Sie spricht, während sie singt. Nicht im Sprechgesang. Im Ausdruck. Betonung, Pausen, kleine Lacher. Das wirkt wie Bühnenlicht. Es rückt Details ins Zentrum. Es deckt Schwächen nicht zu. Im Gegenteil. Es macht sie menschlich.
Die Produktion respektiert das. Nichts drückt die Stimme weg. Nichts sugarcoated das Wort. Der Raum bleibt klein, aber klar. So wird das Hören intim. Sie sitzen gefühlt in der ersten Reihe. Sie sehen die Hand am Klavier. Sie hören das Einatmen vor der Pointe.
Nach dem Hören bleibt kein Ohrwurm im üblichen Sinn. Es bleibt eine Haltung. Ein freundlicher Ernst. Ein Wille, hinzusehen. Und ein Luxus, sich Zeit zu nehmen. Das ist mehr als ein Refrain. Es ist eine Art, Dinge zu betrachten. Auch sich selbst.
Stephan Sulke Ausgewähltes ist darum ein Begleiter. Nicht für laut, nicht für nebenbei. Für den Morgenkaffee. Für die späte Stunde. Für den Weg durch die Stadt. Es ist Musik, die Räume öffnet. In Ihnen. Und um Sie.
Sie mögen Geschichten in Liedern. Sie mögen Witz mit Herz. Sie mögen klare Töne ohne Kälte. Dann ist das hier richtig. Sie möchten heute Vieles hören, das morgen nicht alt wirkt. Dann sind Sie ebenfalls richtig. Und wenn Sie Sprache lieber zart dosiert haben, ist Stephan Sulke Ausgewähltes ideal.
Wenn Sie auf große Gesten hoffen, werden Sie weniger finden. Wenn Sie Riesenrefrains suchen, ebenso. Doch Sie finden etwas anderes. Etwas, das seltener ist. Nähe ohne Druck. Distanz ohne Härte. Und sehr viel Feingefühl.
Sechzehn Tracks, meist um die zwei bis drei Minuten. Ein längerer Höhepunkt mit „Die Moral“. Diese Zahlen erzählen auch. Sie zeigen Disziplin. Sie zeigen Vertrauen in die knappe Form. Sie zeigen die Sicherheit im Timing. Alles, was zu viel wäre, fehlt. Alles, was fehlt, wäre zu viel.
Dass so viel Präzision nicht spröde wirkt, ist die Leistung des Autors. Er nimmt sich zurück und redet doch mit Ihnen. Im guten Sinne. Direkt, aber nie grob. Persönlich, aber nie privatistisch. So entsteht Bindung. Und so entsteht Wiederhörwert.
Humor kann verstecken. Humor kann öffnen. Sulke nutzt die zweite Option. Er deckt auf, indem er lächelt. Er schützt nicht, er tröstet. Dabei bleibt er hellwach. Kein Zynismus. Kein Kitsch. Ein feiner Pfad dazwischen.
Diese Haltung prägt das ganze Album. Sie findet sich in jedem Stück. Auch wenn der Titel albern klingt. Auch wenn die Pointe naheliegt. Am Ende gibt es einen Dreh. Der lässt Sie zurücklehnen. Und weiterdenken.
Gute Gespräche sind selten. Dieses Album klingt wie eines. Es hört zu. Es widerspricht freundlich. Es lacht und schweigt. Es erzählt, und es fragt. Es tröstet, ohne zu beschwichtigen. Es kitzelt, ohne zu kratzen.
Genau das macht Stephan Sulke Ausgewähltes stark. Es ist eine Schule des Hinsehens. Eine Schule des Maßes. Eine Schule der kleinen Form. Wer dafür offen ist, findet viel. Wer Posen erwartet, findet wenig. So klar kann es sein.
Sie können es von vorne hören. Sie können sich Favoriten suchen. Sie können es neben die Zeitung legen. Es funktioniert. Es begleitet. Es bleibt. Und es leuchtet in kleinen Momenten.
Am Ende bleibt diese Einsicht. Große Kunst muss nicht groß tun. Sie will genau sein. Sie will fair sein. Sie will nah an Menschen sein. Das leistet diese Platte. Und das macht sie heute ebenso wertvoll wie 1984.
Wenn Sie also ein Album suchen, das Ihnen zuhört, probieren Sie es aus. Stephan Sulke Ausgewähltes wird Sie nicht anschreien. Es wird Sie anstoßen. Es wird Sie lächeln lassen. Und es wird Ihnen Worte schenken, die bleiben.
Stephan Sulke ist ein herausragender Künstler in der Welt der Singer-Songwriter. Sein Album "Ausgewähltes" zeigt einmal mehr seine Vielseitigkeit und sein Talent. In diesem Artikel wird das Album ausführlich vorgestellt und kritisch beleuchtet. Dabei wird auf die musikalische Tiefe und die lyrische Brillanz eingegangen, die Stephan Sulke auszeichnen.
Ein weiteres bemerkenswertes Werk von Stephan Sulke ist das Album "Stephan Sulke Enten hätt´ ich züchten sollen". Auch hier zeigt Sulke seine Fähigkeit, mit einfachen Worten komplexe Gefühle auszudrücken. Die Melodien sind eingängig und die Texte regen zum Nachdenken an. Dieses Album ist ein Muss für jeden Fan von Stephan Sulke und bietet einen tiefen Einblick in sein künstlerisches Schaffen.
Ein weiteres Highlight in Sulkes Diskografie ist das Album "Stephan Sulke Die Originale 7+8". Dieses Album zeigt die Entwicklung des Künstlers und bietet eine Mischung aus alten und neuen Liedern. Die Kritiken loben die Authentizität und die musikalische Vielfalt, die Sulke in diesem Werk präsentiert. Es ist ein weiterer Beweis für sein unerschöpfliches Talent und seine Fähigkeit, immer wieder neue Facetten seiner Kunst zu zeigen.
Für eine umfassende Übersicht über Stephan Sulkes Werke empfiehlt sich auch ein Blick auf "Stephan Sulke Best Of Vol. 1". Diese Sammlung bietet eine Auswahl seiner besten Lieder und ist ideal für alle, die seine Musik neu entdecken möchten. Die Kritiken zu diesem Album sind durchweg positiv und heben die Qualität und Vielseitigkeit der ausgewählten Stücke hervor. Es ist eine perfekte Ergänzung zu seinem Album "Ausgewähltes" und zeigt die Bandbreite seines musikalischen Schaffens.