Letztes Update: 06. November 2025
Wenzel legt mit STRASSENBALLADE ein dichtes, intimes Chanson-Album vor, in dem er Henriette Haills Texte mit rauer Stimme und Sinn für Melodie neu interpretiert. Der Artikel bewertet Gesang, Produktion, Stärken und Schwächen und nennt Höhepunkte.
Dieses Album beginnt auf der Straße. Sie hören Schritte, Bilder, Atem. Schon mit dem ersten Titel führt es Sie hinein. Der Name ist Programm. In diesen Liedern ist die Straße nicht nur ein Ort. Sie ist Zustand, Schicksal und Blick. Wenzel zeigt das mit strenger Ruhe. Er hebt die Worte an, aber er hebt sie nicht aus. Er lässt sie stehen. So wächst Spannung. So entsteht Tiefe. Hier setzt Wenzel STRASSENBALLADE: Wenzel singt Henriette Haill an und öffnet eine Welt, die nah und doch entrückt wirkt.
Die CD kam am 23. Mai 2008 heraus. Sie umfasst 17 Stücke. Die meisten dauern zwei bis drei Minuten. Der Rhythmus ist knapp, fast asketisch. Diese Kürze wirkt wie ein Atemstoß. Ein Gedanke blitzt auf und sinkt wieder. Sie werden in dieser Form keinen Überschwang finden. Sie finden Maß. Sie finden Zucht. Und darin liegt eine eigene Poesie. Sie ist leise, aber nicht schwach. Sie ist hart, aber nicht kalt.
Das Konzept ist klar. Es basiert auf Texten von Henriette Haill. Wenzel macht daraus Lieder für eine Art Wanderung. Er singt nicht nur. Er spricht die Verse vor, nach und durch. Er vertraut dem Satz. Er vertraut der Pausenluft. Wenzel STRASSENBALLADE: Wenzel singt Henriette Haill steht damit in einer Tradition des Chansons, das den Text primär setzt. Die Melodien stützen diese Haltung. Sie sind schlicht, offen, unsentimental. Sie lassen die Worte leuchten, aber nicht blenden. So tritt das Gedicht in den Raum. Und der Raum antwortet.
Über Henriette Haill kursiert weniger, als man denkt. Sie war Dichterin. Ihre Sprache ist knapp und klar. Sie sucht Bilder, die nicht schreien. Sie zeigt Wege, Staub, Kreuzungen, Stunden. Es sind Motive, die wandern. Sie kennen sie aus Balladen, aus Volksliedern und aus moderner Lyrik. Haill setzt sie nüchtern. Gerade das macht sie stark. In Wenzel STRASSENBALLADE: Wenzel singt Henriette Haill entfalten diese Texte einen stillen Nachhall. Sie prägen das Album wie ein Kompass. Der Kurs lautet: unterwegs sein, aber wach bleiben.
Wenzel hat eine Stimme, die vieles kann, aber nichts verspielt. Sie ist rau, doch nah. Sie erzwingt nichts. Sie bleibt bei der Silbe. Sie formt den Satz ohne Druck. Das passt zu den Gedichten. Der Ton ist warm, aber ohne Zuckerguss. Die Haltung ist ernst, aber nicht schwer. So entsteht ein Sog, der nicht aus Lautstärke kommt. Er kommt aus Präsenz. In Wenzel STRASSENBALLADE: Wenzel singt Henriette Haill trägt diese Präsenz die ganze Dramaturgie. Sie wird zum Faden, der die kurzen Stücke zusammenhält.
Die Produktion ist sparsam. Sie setzt auf Nähe. Das klingt wie ein kleiner Raum mit Holz. Instrumente treten nur so weit hervor, wie es nötig ist. Es gibt kaum Blendwerk. Der Klang bleibt trocken und präzise. So kennen Sie es aus guter Liedkunst. Die Stimme ist vorn, die Begleitung hinten. Das Ohr folgt dem Wort. Auf Wenzel STRASSENBALLADE: Wenzel singt Henriette Haill sind die Pausen ebenso wichtig wie die Töne. Auch das Mischverhältnis folgt diesem Konzept. Nichts drückt, nichts schiebt. Alles atmet. Das schafft Vertrauen. Sie fühlen sich sicher geführt.
Der Bogen des Albums ist klar gebaut. Er beginnt mit der Straße und endet mit der Straße. Dazwischen liegen Abzweige, Kreuze, Fragen. Diese klare Linie ist kein Zufall. Sie folgt der inneren Bewegung der Texte. Sie folgt auch der physischen Länge der Tracks. Viele Stücke liegen um die zwei Minuten. Es sind kurze Kapitel. Jedes trägt ein Bild und ein Gefühl. Zusammen ergibt sich ein Weg. Wenzel STRASSENBALLADE: Wenzel singt Henriette Haill ist damit eine Reise in Etappen. Sie können folgen. Sie können anhalten. Der Fluss bleibt.
Der Auftakt heißt "Straßenballade" und dauert 02:06. Das ist ein Programmstück. Es sagt: Hier geht es um Bewegung und Blick. Es führt Sie in eine Welt aus Asphalt und Luft. Gleich danach folgt "Den Weg entlang setzt sich der Staub" mit 01:56. Das Bild ist trocken. Der Staub steigt, fällt, bleibt. Die Sprache ist knapp. Die Musik stützt das. Diese beiden Stücke setzen den Ton. Sie sagen, wie Sie hören sollen. Der Raum ist klein, die Welt ist groß. So öffnet Wenzel STRASSENBALLADE: Wenzel singt Henriette Haill seine Bühne.
Die nächsten Stücke vertiefen das Motiv. "Doch wo ich säte Leid und Schmerz" (01:55) setzt eine Wunde. "Der Straße in das Netz geschwommen" (01:43) zieht das Bild in die Fläche. "Lieber noch, mit dir verglichen" (02:22) bringt die Zuwendung. Danach liegt "Am Kreuzweg lieg ich ausgestreckt" (02:50). Es ist eine Ruhe und eine Krise. Es folgt "Irgendwo und irgendwann" (02:15). Das klingt wie eine offene Karte. Danach kommt "Mir schleicht die Zeit so träge" (01:39). Hier wird die Zeit selbst zur Figur. Jede Station ist knapp, doch sie bleibt haften. Wenzel STRASSENBALLADE: Wenzel singt Henriette Haill behält so seinen Atem.
In der Mitte wird es konzentrierter. "Denn heut oder morgen" (02:00) spitzt den Blick. "Ging aus schon viele Straßen" (03:30) weitet den Raum. Es ist eines der längeren Stücke. Es trägt damit mehr Gewicht. "Liebe mich die kurze Zeit" (01:47) fügt eine Bitte hinzu. Danach folgt "Was kümmert mich im Grunde" (04:36). Dieses Stück ist das längste. Es fühlt sich an wie ein Ruhepunkt. Es denkt nach, statt zu gehen. Die Stimme hat Platz. Die Worte kreisen und setzen sich. Sie spüren die Zeit. In dieser Mitte hält Wenzel STRASSENBALLADE: Wenzel singt Henriette Haill kurz inne.
Der Schluss baut noch einmal Spannung auf. "Es hat sich mir verschworen" (02:28) zieht die Linien enger. "Auf allen meinen Wegen" (03:08) hebt den Blick nach vorn. "Straße, grauer Drachenschwanz" (02:24) zeigt ein starkes Bild. Es ist dunkel, aber nicht hoffnungslos. "Auf der Straße gilt das Heute" (03:11) bringt den Moment ins Zentrum. Dann endet die Reise mit "Mit der Fidel bin ich fortgezogen" (02:08). Ein Aufbruch, aber auch ein Abschied. Der Kreis schließt sich. Wenzel STRASSENBALLADE: Wenzel singt Henriette Haill stellt Sie auf die Straße zurück. Sie tragen nun mehr, als Sie beim Start hatten.
Die Sprache ist hier nicht nur Inhalt. Sie ist Rhythmus. Sie ist Klang. Wenzel formt Silben wie Töne. Er setzt harte Konsonanten gegen weiche Vokale. Er schneidet Sätze kurz. Er dehnt eine Silbe, wenn der Sinn es will. So entsteht eine Binnenmusik. Sie trägt den Text, auch wenn die Melodie still steht. Diese Kunst ist leise und streng. Sie braucht Vertrauen. Sie hören, wie das Wort die Melodie führt. Gerade das macht Wenzel STRASSENBALLADE: Wenzel singt Henriette Haill zu einem Werk der Stimme. Nicht der Stimme als Show, sondern der Stimme als Sinn-Trägerin.
Die Straße ist ein politisches Bild. Sie ist auch ein existenzielles. Beides schwingt mit. Sie hören Arbeitswege, Fluchten, Aufbrüche. Sie spüren Müdigkeit, Hoffnung, Trotz. Es gibt keinen großen Gestus. Es gibt die Bewegung kleiner Schritte. Darin steckt ein leiser Trotz. Er sagt: Ich gehe weiter. Ich reibe mich an der Welt. Ich suche meinen Satz. Dieser stille Trotz prägt die Haltung von Wenzel STRASSENBALLADE: Wenzel singt Henriette Haill. Er macht es offen für Ihre Deutung. Jede Hörerin, jeder Hörer kann den eigenen Weg darin finden.
Man könnte das Album neben andere Liederalben stellen, die Texte nach vorn ziehen. Brecht-Weill, Biermann, auch manche Chansons der 60er. Doch Wenzel geht hier noch reduzierter vor. Er verzichtet auf Pathos. Er meidet Glanz. Er sucht den Kern. So steht das Werk näher an der gesprochenen Lyrik als an üppigem Kabarett-Lied. Das ist mutig. Es fordert Sie als Hörer. Aber es belohnt auch. Denn es gibt Raum für Resonanz. In dieser Strenge liegt der Reiz von Wenzel STRASSENBALLADE: Wenzel singt Henriette Haill. Es ist kein Ohrwurm-Album. Es ist eine Text-Partitur.
Dieses Album wirkt am besten in Ruhe. Spät am Abend, mit Zeit und ohne Ablenkung. Die Stücke sind kurz. Doch sie öffnen Räume, die nachklingen. Hören Sie es am Stück. Oder hören Sie in Etappen mit Pause dazwischen. So setzt sich das Bild. Tragen Sie die Worte durch den Tag. Danach hören Sie noch einmal. Sie werden neue Facetten finden. Gerade die kurzen Längen laden zum Wiederhören ein. So entfaltet Wenzel STRASSENBALLADE: Wenzel singt Henriette Haill seine volle Kraft. Es wächst mit Ihnen, und Sie wachsen mit ihm.
Die strenge Form hat einen Preis. Manche werden sich mehr Melodie wünschen. Oder mehr Farben in der Begleitung. Es gibt Stellen, an denen die Nähe zur Sprache hart wirkt. Dann fehlt Wärme. Auch die Dauer mancher Pausen könnte Ihnen lang erscheinen. Zudem hält die Produktion ein sehr gleiches Klangbild. Das ist Konzept. Aber es nimmt Überraschung. Wer Abwechslung sucht, wird hier eine andere Art Abwechslung finden. Sie liegt im Wort, nicht im Klang. Das ist ehrlich. Zugleich schränkt es den Kreis derer ein, die sich sofort einlassen. Wenzel STRASSENBALLADE: Wenzel singt Henriette Haill verlangt Geduld. Es dankt dafür mit Tiefe.
Die Reihenfolge der 17 Tracks bildet eine kleine Erzählung. Vom ersten Schritt bis zum Fortgehen mit der Fidel. Das ist mehr als eine Sammlung. Es ist eine Kette. Jedes Glied trägt das nächste. Würden Sie die Reihenfolge ändern, verlören Sie den Bogen. Das spricht für die Sorgfalt des Arrangements. Es spricht auch für die Größe des Materials. Haills Texte haben genug Spannkraft, um diese Kette zu halten. Wenzel erkennt das. Er nutzt es. So entsteht die stille Dramaturgie von Wenzel STRASSENBALLADE: Wenzel singt Henriette Haill, die ohne Plot auskommt, aber doch einen Weg zeigt.
Die Aufnahme setzt auf Nähe. Sie hören Atem, Mund, kleine Nuancen. Diese Nähe ist nicht Effekt. Sie ist eine Haltung. Sie sagt: Ich stehe zu den Worten. Ich verstecke nichts hinter Hall. So wird jeder Wackler Teil des Ausdrucks. Das ist riskant, doch stimmig. Gerade bei Balladen mit wenig Begleitung zählt Ehrlichkeit. Sie spüren sie hier. So wird das Hören zu einer Art Gespräch. Sie sitzen im Raum und hören zu. Diese Qualität trägt Wenzel STRASSENBALLADE: Wenzel singt Henriette Haill wie ein leiser Puls.
"Auf allen meinen Wegen" bleibt hängen. Der Titel trägt Gewicht. Er bündelt das Motiv des Unterwegsseins. Die Länge von 03:08 gibt dem Text Raum. "Straße, grauer Drachenschwanz" berührt durch sein hartes Bild. Es klingt wie ein Schatten, der Sie begleitet. "Was kümmert mich im Grunde" nimmt sich mit 04:36 Zeit. Es klingt nach Prüfung. Nach dem Blick in die Tiefe. Solche Punkte geben dem Album Kontur. Sie strukturieren die Kürze der anderen Titel. So kippt der Fluss nie in Eile. Das ist eine Stärke von Wenzel STRASSENBALLADE: Wenzel singt Henriette Haill.
Die Form ist knapp. Der Inhalt ist weit. Das ist kein Widerspruch. Es ist eine Kunst. Wenn die Worte stark sind, braucht es nicht viel Klang. Ein Ton, ein Akkord, eine Pause genügen. Das Album zeigt das konsequent. Es zeigt auch, wie Musik und Lyrik sich halten können. Ohne sich zu decken. Ohne sich zu stören. Diese Balance ist schwer. Sie gelingt hier oft. Manchmal bleibt ein Wunsch nach mehr Farbe. Doch dann ruft das nächste Bild. Und es greift. So hält Wenzel STRASSENBALLADE: Wenzel singt Henriette Haill seine innere Spannung.
Viele Titel sprechen von Zeit. Sie schleicht, sie drängt, sie ruht. Die Zeit ist nicht Uhr, sondern Stoff. Sie prägt das Gehen, das Liegen, das Vergleichen. Das Album macht daraus eine hörbare Bewegung. Mal atmet es langsam. Mal setzt es zackig an. Diese kleinen zeitlichen Spiele binden das Ohr. Sie halten die Konzentration. Sie passen zur Kürze der Tracks. So kommt kein Leerlauf auf. Das ist gerade in einer so strengen Produktion wichtig. Auch darin zeigt Wenzel STRASSENBALLADE: Wenzel singt Henriette Haill seine Sorgfalt.
Die Welt wird laut. Die Worte werden oft groß und leer. Dieses Album zeigt eine andere Kraft. Es zeigt die Macht des Maßes. Es zeigt die Schönheit des genauen Blicks. Sie hören kein Spektakel. Sie hören Arbeit an der Silbe. Das wirkt zeitlos. Es wirkt auch heilsam. Denn es lädt Sie ein, langsamer zu hören. Genau hinzusehen. Das mag altmodisch scheinen. Es ist doch modern. Denn wir brauchen diese Ruhe. Wir brauchen Orte, in denen Worte zählen. Wenzel STRASSENBALLADE: Wenzel singt Henriette Haill ist so ein Ort.
Am Ende bleibt ein klarer Eindruck. Dieses Album ist keine laute Geste. Es ist ein stiller Begleiter. Es taugt für Wege, für Abende, für die Stunde danach. Es hält lange nach. Die Sprache trägt. Die Stimme dient. Die Produktion stützt. Nicht alles glänzt. Manches bleibt rau. Doch gerade das macht es wahr. Wenn Sie ein Werk suchen, das Ihnen etwas zumuten darf, sind Sie hier richtig. Sie brauchen Zeit. Sie werden belohnt. Wenzel STRASSENBALLADE: Wenzel singt Henriette Haill ist ein Stück konzentrierter Liedkunst. Es zeigt, wie wenig man braucht, wenn das Richtige da ist.
Wenn Sie beginnen wollen, starten Sie mit "Straßenballade". Gehen Sie dann zu "Ging aus schon viele Straßen". Danach "Was kümmert mich im Grunde". Schließen Sie mit "Mit der Fidel bin ich fortgezogen". So spüren Sie den Bogen. Dann hören Sie die ganze Folge. Sie werden die kleinen Wege dazwischen neu entdecken. Und Sie werden verstehen, warum Wenzel STRASSENBALLADE: Wenzel singt Henriette Haill mehr ist als ein Tribute. Es ist eine Begegnung. Eine, die anhält.
Das Album "STRASSENBALLADE: Wenzel singt Henriette Haill" ist ein bemerkenswertes Werk von Wenzel. Es zeigt seine Fähigkeit, die Texte von Henriette Haill mit einer besonderen Tiefe und Emotion zu interpretieren. Wenzel, bekannt für seine vielseitigen musikalischen Projekte, hat hier erneut seine Klasse bewiesen. Wenn Sie mehr über seine anderen Werke erfahren möchten, könnte Sie auch das Album Wenzel Wenn die Reisigfeuer brennen interessieren. Es bietet ebenfalls eine intensive musikalische Reise.
Ein weiteres Highlight in Wenzels Diskografie ist das Album Wenzel MASKEN: Wenzel singt Christoph Hein. Hier zeigt sich seine Vielseitigkeit und sein Talent, verschiedene literarische Vorlagen musikalisch umzusetzen. Dieses Album könnte eine spannende Ergänzung zu "STRASSENBALLADE" sein und bietet einen tiefen Einblick in Wenzels künstlerisches Schaffen.
Für Liebhaber des Chansons und der Liedermacher-Szene ist auch das Werk von Franz Josef Degenhardt von Interesse. Sein Album Franz Josef Degenhardt ... weiter im Text bietet eine kritische und poetische Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Themen. Es ergänzt die musikalische Landschaft, die auch Wenzel mit seinen Alben bereichert.