Letztes Update: 07. November 2025
Der Artikel stellt Gerhard Gundermann und sein Album Torero... Werkstücke III vor, rekonstruiert Entstehung und Auswahl der Stücke, analysiert Arrangements und Texte und bietet eine pointierte Kritik. Sie erfahren, was das Album besonders macht und wo es an Substanz verliert.
Das Album Gerhard Gundermann Torero... Werkstücke III erschien am 21. Februar 2005. Es öffnet eine Tür, die lange verschlossen schien. Dahinter liegt ein Werkraum. Darin stehen Skizzen, Lieder, Momentaufnahmen. Vieles klingt roh. Vieles klingt nah. Es wirkt wie ein Werkstattbericht. Und doch ist es mehr. Es ist ein Blick in eine künstlerische Haltung. Es ist eine Selbstbefragung, die in Musik spricht.
Dieses Album ist keine normale Studioarbeit. Es hat die Aura eines Notizbuchs. Es ordnet Skizzen, Fragmente und fertigere Lieder. Sie hören Seismogramme einer Zeit. Sie hören auch den Ton eines Künstlers, der präzise schaut. Der Rahmen ist schlicht. Die Wirkung ist stark. Das gilt besonders für Gerhard Gundermann Torero... Werkstücke III. Es zieht einen roten Faden durch viele kleine Fäden.
Es gibt zwei Fassungen. Eine CD führt 16 Titel. Eine andere bietet 21 Titel. Beide bedienen den gleichen Kern. Beide zeigen aber andere Seiten. Die 16-Track-Fassung wirkt kompakt und straff. Die längere Version fokussiert das Panorama. Sie führt zusätzliche Lieder und Motive. So entsteht eine erweiterte Werkansicht. Gerhard Gundermann Torero... Werkstücke III wirkt in beiden Formen schlüssig. Es bleibt ein Album mit Haltung und Richtung.
Die 16 Tracks bauen einen Bogen. Er beginnt mit "Weisstunoch" und endet mit "Wo bleiben wir / Die Kreuzung". Dazwischen liegen kurze Stücke, Miniaturen und Pointen. Darunter "Vögelchen", "Der dicke Olaf" und "Carl Schurz". Es gibt historische Bezüge. Es gibt private Bilder. Stücke wie "Sommer 1849" und "Rastatt (Hey du Leutnant)" zeichnen Geschichte als Nahaufnahme. Es folgt Humor in "Keine Rechnung ohne Quittung". Es folgt Milde in "Loblied auf die alten Männer". Ein Thema kommt wieder. Es heißt Verantwortung.
Die 21-Track-Fassung legt andere Farben dazu. Sie führt "Gras", "Ins Wasser gehen" und "Kommen und gehen". Sie stellt existenzielle Fragen in schlanken Sätzen. Sie öffnet Großräume mit "Wer hat ein helles Licht bei der Nacht". Und sie zeigt starke Refrains. Hier tauchen auch "Engel über dem Revier" und "Hoywoy 2" auf. Das prägt eine zweite Achse. Sie steht für Landschaft und Arbeit. Auch die Gegenwart von "RocknRollStar" wirkt bewusst schroff. Das Kontrastmuster trägt das Ganze.
Die kurze Version atmet Tempo und Klarheit. Die Übergänge sind knapp. Es gibt keinen Ballast. "Weisstunoch" eröffnet wie ein kurzes Blinzeln. Es weckt Erinnerung. "Vögelchen" setzt einen feinen Ton dazu. Die Geste bleibt freundlich, aber wach. "Torero (Alle gegen Einen)" führt die Metapher des Kampfes ein. Das Motiv wird zentral. Es flankiert das Ganze wie ein Spiegel. Genau hier zeigt Gerhard Gundermann Torero... Werkstücke III seinen Punkt. Es fragt: Wer kämpft für wen? Wer trägt die Last?
Dieses Stück steht an einer markanten Position. Es packt die Hörer sofort. Die Musik ist straff. Die Worte sind direkt. Die Metapher vom Torero wirkt hart. Sie zeigt ein Feld mit klaren Linien. Doch die Haltung bleibt aufrecht. Kein Pathos, kein Kitsch. Der Chorus zieht die Spannung hoch. Sie werden die Dringlichkeit spüren. Sie werden aber auch das Augenzwinkern fühlen. Genau darin liegt der Reiz von Gerhard Gundermann Torero... Werkstücke III. Es balanciert Härte und Wärme.
Es gibt ein Lied über die Alten. Es ist kein Seufzer. Es ist ein nüchternes, zärtliches Loblied. Die Stimme steht vorn. Der Text schaut hin. Er sieht Arbeitshände und Erfahrung. Er sieht auch Wunden. Die Musik bleibt einfach. Die Wirkung entsteht aus Ton und Blick. Das ist große kleine Kunst. Darin steckt das Zentrum von Gerhard Gundermann Torero... Werkstücke III. Es schenkt Respekt. Es verklärt nicht.
Manche Titel richten den Blick auf Nähe. "Cuba" erzählt von Ferne und Versprechen. "Vater" klingt wie ein Gespräch, das man zu spät führt. "Linda" ist eine Skizze voller Licht. Diese drei Stücke öffnen ein Fenster. Sie zeigen, wie Politik durch Leben geht. Und wie Leben zurück in Politik wirkt. Die Musik bleibt schlank. Die Stimme trägt das Gewicht. So entsteht ein Raum, in dem Sie sehr dicht dran sind. Das gilt auch hier für Gerhard Gundermann Torero... Werkstücke III. Es bleibt menschlich und kantig zugleich.
Die lange Version stellt den Blick breiter. "Hör die Wölfe heulen" schiebt die Klangkulisse auf. Die Gitarren arbeiten mit Luft und Druck. "Die alten Sumerer" dehnt Zeit und Thema. Das Stück läuft fast sieben Minuten. Es meditiert über Wege. Es fragt nach Anfang und Ende. "Über Elektrizität" macht aus Technik eine Poesie der Spannung. "Feuerwasser" und "Streunende Hunde" schärfen die Konturen. Das Album bekommt Kanten, die tragen. Auch deshalb gewinnt Gerhard Gundermann Torero... Werkstücke III hier an Tiefe. Es bleibt aber zugänglich.
Diese beiden Lieder setzen Schwerpunkte. Sie führen an Orte, die konkret sind. Sie tragen Staub, Wind und Hallen in sich. Das Revier ist kein Postkartenmotiv. Es ist ein Lebensraum mit Last. Die Worte bleiben klar. Der Sound ist offen. Sie hören Groove, aber keine Pose. Sie spüren Empathie, aber kein Pathos. Das stärkt das Gerüst von Gerhard Gundermann Torero... Werkstücke III. Es ist ein Album mit Bodenhaftung.
Die Struktur des Albums ist fein gesetzt. Der Anfang baut Vertrauen auf. Die Mitte riskiert Reibung. Das Finale macht den Raum groß. Hier steht "Wo bleiben wir / Die Kreuzung". Es ist eine lange Form. Sie dauert fast zwanzig Minuten. Sie wirkt wie eine Collage. Es gibt Passagen der Ruhe. Es gibt auch Momente des Drucks. Das Stück stellt Fragen. Es gibt keine einfachen Antworten. Es fordert Geduld. Es belohnt mit Tiefe. Der Schluss lässt Sie wach zurück. Sie steigen nicht aus, Sie steigen auf.
Die Produktion setzt auf Nähe. Manches klingt rau. Manches klingt makellos. Das ist Absicht. Das Material trägt den Staub der Werkbank. Genau das macht die Schönheit aus. Instrumente kommen ohne dicke Schichten aus. Akustische Gitarre steht oft vorn. Die Stimme führt. Kleine Einwürfe von E-Gitarre, Bass und Percussion halten den Puls. Es gibt Luft im Mix. Es gibt Platz für Worte. Das stärkt die Präsenz. Auch leise Stellen sind intensiv. So entfaltet Gerhard Gundermann Torero... Werkstücke III seine Magie. Erst recht bei wiederholtem Hören.
Die Texte sind klar. Sie sind präzise gebaut. Sie sprechen Menschen an, nicht Zielgruppen. Es gibt Figuren wie den dicken Olaf. Es gibt Orte wie Rastatt, Cuba oder das Revier. Es gibt Zeiten, die weit zurück liegen. 1849 taucht auf. Geschichte wird handlich. Geschichte wird fühlbar. Der Ton bleibt vertraut. Das Ich ist nie maßlos. Das Wir bleibt offen. Moral steht nicht auf dem Podest. Moral steckt im Detail. So entfaltet Gerhard Gundermann Torero... Werkstücke III seine Kraft. Es zeigt, wie Lieder aus Arbeit und Alltag wachsen.
In vielen Stücken reicht ein kurzer Puls. Ein Riff. Ein Muster. Die Melodien sind griffig, aber nicht banal. Sie steigen nicht hoch. Sie bleiben im Feld der Sprache. So trägt die Prosodie. Die Betonung sitzt. Das macht diese Lieder stark. Das gilt für Miniaturen wie "Keine Rechnung ohne Quittung". Es gilt auch für mittlere Stücke wie "Hey Bruder sag mir". Der Rhythmus bleibt Teil der Botschaft. Er klopft nicht an. Er geht einfach mit.
Die "Werkstücke" bilden eine Linie. Sie zeigen Prozesse. Sie zeigen die Wege zwischen Idee und Lied. Diese Logik passt zu diesem Katalog. Hier wird das Rohmaterial ernst genommen. Es erhält Form und Sinn. Wer das Gesamtwerk kennt, vergleicht sofort. Wer neu ist, findet einen Einstieg ohne Hürde. Deshalb ist Gerhard Gundermann Torero... Werkstücke III auch eine Brücke. Es verbindet Archiv, Herz und Gegenwart.
Manche Titel tragen Gewicht. "Die Internationalen Brigaden" ist ein kurzer Schnitt. "Sommer 1849" steckt voller Echo. Doch der Ton bleibt nüchtern. Es gibt keine Heldenpose. Es gibt konkrete Bilder. Die Lieder stellen Fragen. Sie bleiben offen. Dieser Stil zieht sich durch. Er macht das Material zeitlos. Er macht es auch jenseits von Milieus lesbar. So erreicht das Album viele Ohren. Es muss nichts erklären. Es zeigt.
Die Themen sind älter. Ihre Fragen sind frisch. Arbeit, Verantwortung, Familie. Fernweh und Nähe. Humor und Härte. Das bleibt gültig. Die schlichte Produktion hilft. Sie altert kaum. Sie wirkt direkt. So trifft das Album heute auf offene Sinne. Es passt in Playlists. Es passt auch auf die Bühne. Es taugt für konzentriertes Hören. Es taugt auch für den Weg zur Arbeit. In beiden Fällen bleibt etwas hängen. Eine Zeile. Ein Bild. Ein Takt.
Wenn Sie neu einsteigen, führt die 16-Track-Fassung klar durchs Haus. Sie finden die Räume schnell. Sie spüren die Stimmung. Wenn Sie tiefer einsteigen, bietet die 21-Track-Fassung mehr Licht und Schatten. Sie zeigt Spektren. Sie zeigt Wege. Beide Ausgaben haben ihren Reiz. Sammler greifen gern zu beiden. Neugierige starten mit einer. Auf Dauer entfaltet Gerhard Gundermann Torero... Werkstücke III seinen vollen Wert. Es wächst mit Ihren Hördurchgängen.
Der Einstieg "Weisstunoch" öffnet das Tor. Der Titel "Torero (Alle gegen Einen)" setzt den Stachel. "Loblied auf die alten Männer" hält die Balance zwischen Respekt und Klarheit. "Vater" rührt an, ohne pathetisch zu werden. "Rastatt (Hey du Leutnant)" fasst Geschichte als Moment der Entscheidung. "Die alten Sumerer" zeigt den langen Atem. "Engel über dem Revier" steht für Land, Arbeit und Gemeinsinn. Und "Wo bleiben wir / Die Kreuzung" schließt das Album als großes Fragezeichen. Diese Punkte prägen den Nachhall.
Die Stimme trägt die Erzählung. Sie ist rau, gerade, warm. Sie wechselt nicht oft die Farbe. Sie wechselt die Haltung. Mal ist sie zart. Mal ist sie scharf. Sie bleibt glaubwürdig. Sie steht dicht am Ohr. Das macht die Lieder stark. Worte fallen nicht. Sie werden gelegt. Sie hören das Klicken. So wächst Vertrauen. So wächst Bindung. Das prägt den Eindruck sehr. Es prägt die Wiederhörbarkeit.
Viele Songs sind kurz. Kaum ein Stück lässt Platz für Umwege. Das verführt zum Wiederholen. Sie drehen sofort zurück. Sie hören gleich noch einmal. Die Kanten bleiben stehen. Der Fluss bleibt in Gang. Auch das macht die Qualität aus. Der Mut zur Kürze zeigt Reife. Er zeigt Respekt vor der Zeit. Er zeigt Vertrauen in den Kern.
Die Lieder reden über Macht und Ohnmacht. Sie reden über Systeme und Menschen. Es fällt aber kein großes Wort. Es fallen kleine Sätze. Sie werden nicht gedrückt, Sie werden angeboten. So können Sie mitgehen. Oder Sie halten an. Das Album akzeptiert beides. Es fordert Denken. Es belohnt Hören. Es vermeidet das Entweder-oder. Das ist wohltuend. Und es ist klug.
Dieses Album ist ein Raum voller klarer Kanten und warmer Luft. Es versammelt Skizzen, Miniaturen und starke Lieder. Es behält den Blick auf den Menschen. Es kennt Geschichte. Es hält Distanz zum Pathos. Klanglich bleibt es nah und direkt. Dramaturgisch ist es klug gebaut. Sie können die kurze oder die lange Version wählen. Beide überzeugen. Wenn Sie neugierig sind, beginnen Sie heute. Gerhard Gundermann Torero... Werkstücke III wird Sie nicht enttäuschen.
Es ist ein Werk für die Gegenwart. Es ist ein Archiv, das lebt. Es ist eine Schule der Haltung. Und es ist einfach gute Musik. Sie können sie leise hören. Sie können sie laut hören. In beiden Fällen spricht sie zu Ihnen. Lang anhaltend. Klar. Gerade. Und immer im Dienst der Sache: dem guten Lied.
Gerhard Gundermanns Album "Torero... Werkstücke III" bietet eine eindrucksvolle Mischung aus tiefgründigen Texten und einprägsamen Melodien. Das Album zeigt einmal mehr die Vielseitigkeit des Künstlers und seine Fähigkeit, gesellschaftliche Themen aufzugreifen. Besonders hervorzuheben sind die lyrischen Qualitäten und die musikalische Vielfalt, die Gundermann in diesem Werk präsentiert.
Ein weiteres bemerkenswertes Album von Gerhard Gundermann ist Gerhard Gundermann Werkstücke II. Auch hier zeigt sich seine einzigartige Fähigkeit, tiefgründige Texte mit eingängigen Melodien zu verbinden. Das Album bietet eine interessante Fortsetzung der Werkstücke-Reihe und vertieft das Verständnis für Gundermanns musikalisches Schaffen.
Wer sich für die deutsche Liedermacher-Szene interessiert, sollte auch einen Blick auf Franz Josef Degenhardt Im Jahr der Schweine werfen. Degenhardt ist bekannt für seine kritischen und oft provokanten Texte, die gesellschaftliche Missstände anprangern. Dieses Album ist ein weiteres Beispiel für seine Fähigkeit, komplexe Themen in eingängige Lieder zu verpacken.
Ein weiteres Highlight in der Welt der Liedermacher ist Wenzel Der Abschied der Matrosen vom Kommunismus. Wenzel gelingt es, politische und soziale Themen in seine Musik zu integrieren, ohne dabei an Musikalität zu verlieren. Sein Album ist ein Muss für jeden, der sich für tiefgründige und anspruchsvolle Musik interessiert.