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Klaus Hoffmann — Von dieser Welt: Albumvorstellung und Kritik

Klaus Hoffmann Von dieser Welt – Eine kritische Albumvorstellung

Letztes Update: 05. Dezember 2025

Das Album Von dieser Welt von Klaus Hoffmann vereint reife Chansonkunst mit persönlichen Texten. Ich stelle die Songs vor, analysiere Arrangements und beurteile, wie überzeugend Hoffmanns Intimität und Haltung heute noch wirkt. Lesen Sie meine Kritik.

Klaus Hoffmann Von dieser Welt: Reife, Milde und Widerspruch

Im Mai 2005 erschien eine Platte, die sanft klingt und doch viel wagt. Klaus Hoffmann Von dieser Welt wirkt wie ein spätes Gespräch. Offen, leise und fest zugleich. Dieses Album schaut zurück, ohne zu verharren. Es geht nach vorn, ohne Lärm. Es trägt viele Jahre, aber keinen Staub.

Sie finden hier keinen Pomp. Keine laute Pose. Es sind Lieder, die atmen. Die Spannungen liegen im Text, in der Stimme, im Blick. So baut sich ein Werk, das bleibt. Es ist ein Album über Zeit. Über Abschied, Zärtlichkeit und Mut. Und es ist ein Album über eine Stadt, die nie stillsteht.

2005: Ein ruhiger Gegenentwurf

Die Poplandschaft dröhnte damals. Große Gesten, große Wellen. Mitten darin legte Hoffmann ein stilles Buch vor. Die 13 Stücke sind von Hand gemacht. Man hört Holz, Luft und Saiten. Man spürt die Nähe des Raums. Die Produktion zielt auf Wärme, nicht auf Schärfe. Das ist klug. Die Stücke tragen diese Nähe. Sie leben von Stimme und Wort. Genau das stärkt Klaus Hoffmann Von dieser Welt.

Sie merken schnell: Hier will einer erzählen. Ohne Maske. Ohne kluge Tricks. Die Lieder wirken wie Briefe an Freunde. Das macht sie vertraut. Und es hält sie offen für eigene Bilder.

Klaus Hoffmann Von dieser Welt: Titel, Haltung, Versprechen

Der Titel setzt ein Programm. Er ist keine Flucht. Er ist ein Standort. Klaus Hoffmann Von dieser Welt sagt: Ich stehe in dieser Zeit. Dazu passt der Ton. Freundlich, aber nicht weich. Liebend, aber nicht blind. Das Album ist keine Bilanz. Es ist ein Blick, der lernt. Und er tut es in kleinen Schritten. Jeder Song schiebt eine Tür auf.

Wer Hoffmann kennt, hört den roten Faden. Wer neu ist, kann hier gut beginnen. Die Platte ist zugänglich. Sie ist klar, ohne schlicht zu sein. Sie lädt ein, mitzudenken. Und sie lässt Luft zum Fühlen.

Klang und Produktion: Die Kunst des Weglassens

Die Begleitung bleibt oft kammerhaft. Akustische Gitarre führt. Piano stützt. Leichte Streicher legen Farbe. Ab und zu tupfen Holzbläser. Das Schlagzeug bleibt dezent. Vieles wirkt wie ein Atemzug. Nichts drängt nach vorn. So entsteht Präsenz. Das Ohr hört jeden Atem der Stimme. Die Texte tragen den Rest. Das klingt direkt, fast privat. Und es passt zu Klaus Hoffmann Von dieser Welt.

Sie hören keine Effekte. Die Produktion vertraut dem Lied. Das ist selten geworden. Es macht die Platte zeitfest.

Die Stimme: Wärme, Körnung, Nähe

Hoffmanns Bariton ist das Zentrum. Er singt rund, mit feiner Körnung. Die Höhen sind sanft. Die Tiefen tragen. Er presst nicht. Er drängt nicht. Er führt. Diese Stimme hat viel gesehen. Und sie sagt es, ohne Pathos. So kann ein Wort lange stehen. So kann ein Satz wirken, auch wenn er kurz ist.

Die Artikulation bleibt deutlich. Das hilft dem Text. Und es hilft dem Gefühl. Sie hören jedes Bild. Sie spüren jeden Bruch. Das ist Kunst der Reduktion. Und es ist gelebte Erfahrung.

Song für Song: Ein leiser Bogen

Warum, Außerhalb der Gruft, Die Zeit, die vergeht

Warum eröffnet die Reise. Ein Suchstück. Sanft, fragend, offen. Der Refrain hält inne. Das Tempo bleibt gehend. Schon hier zeigt sich die Haltung. Es gibt keine schnellen Antworten. Nur gute Fragen.

Außerhalb der Gruft bringt Witz und Schatten. Ein Spiel mit Bildern. Es klingt hell, doch der Text hat Tiefe. Hier zeigt Hoffmann sein altes Talent für feinen Spott. Nie grob. Eher wie ein Zwinkern, das weh tun kann.

Die Zeit, die vergeht ist lang und geduldig. Über fünf Minuten trägt ein ruhiger Puls. Das macht Raum für Erinnerung. Das Stück hält die Balance. Zwischen Trost und Verlust. Es sagt: Zeit nimmt. Zeit heilt. Beides stimmt. Und beides tut weh.

Dich einmal dick sehn, Ich liebte, Alle Kinder dieser Erde

Dich einmal dick sehn spielt mit Körperbild und Zuneigung. Es lacht nicht aus. Es lächelt zu. Selten klingt Zärtlichkeit so leicht. So etwas muss man können. Es ist Pop ohne Kitsch. Es ist Chanson mit Humor.

Ich liebte öffnet die Schatulle der Jahre. Keine Mauer aus Pathos. Ein klarer Blick auf Dinge, die waren. Die Melodie zieht ruhig. Der Text steht vorne. So entsteht Intimität ohne Voyeurismus.

Alle Kinder dieser Erde hebt den Blick. Hier leuchtet das Humanistische. Es ist ein Lied gegen Müdigkeit. Es sagt nicht mehr, als es braucht. Und gerade das wirkt. Die Worte sind einfach. Die Idee ist groß. Sie fühlen Haltung. Nicht Pose. Genau so verankert sich Klaus Hoffmann Von dieser Welt in unserer Gegenwart.

Von dieser Welt, Sie wollen nicht weinen, Daß ich Dich liebe

Der Titelsong ist die Klammer. Von dieser Welt ist Bekenntnis und Trost. Der Refrain trägt, ohne zu schwellen. Die Strophen arbeiten mit Bildern, die Sie kennen. Straße, Hand, Blick. So findet das Private ins Allgemeine. Ein starkes Stück in ruhigem Kleid.

Sie wollen nicht weinen berührt. Es ist ein Lied über Zurückhaltung. Über Schutz und Scham. Der Text bleibt mild. Die Musik schafft einen warmen Grund. So entsteht ein Raum, in dem Tränen erlaubt sind. Auch wenn sie nicht fallen.

Daß ich Dich liebe ist ein Liebeslied. Unprätentiös. Klare Worte, weicher Klang. Hier zeigt sich die Souveränität des Späten. Man muss nicht mehr beweisen. Man kann einfach da sein.

Gib nicht auf, Wenn die Musik nicht wär, Hejaho, Die Straßen von Berlin

Gib nicht auf klingt wie eine Hand auf der Schulter. Kein großer Appell. Eine kleine Ermutigung. Gerade darum stark. Die Gitarre schlägt ruhig. Der Refrain hält den Ton. So bleibt es im Ohr. Und später im Herz.

Wenn die Musik nicht wär ist ein Meta-Stück. Es kreist um das, was diese Kunst kann. Musik schiebt Zeit beiseite. Sie bringt uns zu uns. Dieses Lied sagt das ohne Zeigefinger. Es zeigt es im Klang.

Hejaho schwenkt in eine volksliedhafte Farbe. Ein kleines Fest, das nicht vergisst, dass die Welt schwer sein kann. Es tanzt auf leisen Sohlen. Das macht Spaß. Und es bleibt respektvoll.

Die Straßen von Berlin schließt. Hier spricht die Stadt. Ihr Atem, ihre Kälte, ihre Wärme. Es ist kein Postkartenblick. Es ist Alltag, Licht, Regen. Ein Heimkommen im Gehen. Dieses Finale macht den Kreis zu. Es zeigt, wie privat und urban sich tragen.

Texte: Einfachheit als Stärke

Die Sprache ist schlicht. Das ist Absicht. Kurze Sätze. Klare Bilder. Wenig Fremdwort. Das öffnet die Lieder. Sie müssen nichts entschlüsseln. Sie dürfen fühlen und denken. Genau das erhöht die Wirkung. Denn Einfachheit ist nicht simpel. Sie ist Verdichtung.

Viele Zeilen arbeiten mit Gegensätzen. Nähe und Distanz. Kind und Alter. Schmerz und Trost. So entstehen Reibungen. Und aus Reibung kommt Wärme. Diese Balance prägt Klaus Hoffmann Von dieser Welt von vorne bis hinten.

Haltung: Humanismus ohne Schlagwort

Hoffmann zeigt Flagge. Doch nie als Parole. Er spricht von Würde, Trost und Mut. Er spricht von Schutz und Sehnsucht. Das wirkt politisch, weil es auf Menschen zielt. Nicht auf Lager. Er predigt nicht. Er begleitet. Man spürt Lebenserfahrung. Aber keine Besserwisserei.

Das passt in diese Zeit. Es passt auch in andere Zeiten. Darin liegt ein Grund, warum Klaus Hoffmann Von dieser Welt trägt. Es ist kein Modeprodukt. Es ist ein Gesprächsangebot.

Berlin als Figur

Berlin ist nicht nur Kulisse. Die Stadt ist Figur. Man hört sie in Bildern, Tönen und Atem. Hinterhöfe, Kanten, Licht. Der Blick ist liebevoll, aber wach. Kein Mythos, keine Pose. Eher das, was bleibt, wenn der Glanz geht. Dieses Lokale erdet das Album. Es gibt ihm Ort und Geruch. Und es schadet nie, wenn Lieder wissen, wo sie wohnen.

So wird der Titelsong noch deutlicher. Von dieser Welt heißt auch: von dieser Stadt. Von diesen Straßen. Von diesen Stimmen. Das macht die Songs fassbar. Und es macht sie größer als die Stadt, aus der sie kommen.

Warum es heute noch wirkt

Seit 2005 ist viel passiert. Der Ton wurde lauter. Die Timelines wurden voller. Diese Platte bleibt ruhig. Gerade das macht sie aktuell. Sie ist ein Gegenmittel für Lärm. Sie zeigt, wie man reden kann, ohne zu schreien. Wie man lieben kann, ohne zu verklären. Wie man trauern kann, ohne zu versinken.

Sie können Klaus Hoffmann Von dieser Welt heute auflegen und finden sich wieder. In den kleinen Fragen. In den leisen Gesten. In dem Satz, der nachklingt, wenn die Musik schon schweigt.

Schwächen? Eher Entscheidungen

Manche werden mehr Bruch suchen. Mehr Kante, mehr Risiko. Das Album bleibt sehr geschlossen. Die Tempi sind ähnlich. Die Farben liegen nahe beieinander. Das kann gleichförmig wirken. Doch das ist eine bewusste Form. Sie trägt den Inhalt. Die Reduktion ist Stil, nicht Mangel.

Auch die Produktion meidet Ecken. Das ist nicht modern im trendigen Sinn. Es ist zeitlos im besten Sinn. Wer Kälte sucht, wird sie nicht finden. Wer Wärme sucht, wird reich belohnt.

Im Werk verortet

Hoffmann hat viele Phasen. Frühe Berlin-Lieder. Theaternahe Arbeiten. Reife, intime Alben. Dieses Werk gehört zu den reifen. Hier spricht ein Künstler, der sein Werkzeug kennt. Der seinen Ton gefunden hat. Und der weiß, wann er schweigen muss. So steht Klaus Hoffmann Von dieser Welt ruhig im Regal. Es strahlt neben lauten Werken. Es stützt ältere Platten. Es kündigt spätere an.

Vergleiche zeigen die Qualitäten. Frühe Energie weicht heutiger Milde. Der Blick bleibt scharf. Die Worte werden runder. Das kann man mögen. Man kann auch das Rauere vermissen. Beides ist okay. Genau in dieser Spannung lebt das Werk.

Musikalische Details, die bleiben

Achten Sie auf kleine Gesten. Ein Atem vor der Zeile. Ein Strohbündel aus Gitarren. Ein Zupfen, das zur Stimme lächelt. Eine Streicherfigur, die nicht glänzen will. Der Raum, der stehen bleibt, wenn ein Ton fällt. Diese Details zeigen Sorgfalt. Und sie zeigen, wie sehr diese Musik atmet.

Man hört Hände auf Holz. Man hört den Hals der Gitarre. Man hört die Lippen, wenn die Zeit kurz anhält. Das schafft Nähe. Es hält die Songs im Jetzt. Das ist ein Grund, warum Klaus Hoffmann Von dieser Welt nicht altert.

Das Publikum: Ein stilles Du

Hoffmann singt Sie an, ohne zu greifen. Er stellt Fragen, keine Prüfungen. Er gibt Bilder, keine Schablonen. Sie bleiben frei. Das macht das Hören intim. Es ist, als säßen Sie mit ihm an einem Tisch. Es ist, als würde er sagen: Nimm dir Zeit. Ich habe auch Zeit. Das ist viel wert.

So entsteht Bindung. Nicht durch Hype. Durch Vertrauen. Das ist selten. Und es braucht Geduld. Dieses Album hat sie. Es gibt sie Ihnen weiter.

Spannungen zwischen Trost und Dringlichkeit

Die Platte hat einen warmen Kern. Doch sie ist kein Sofa. Es gibt Dringlichkeit. Sie liegt in der Klarheit. In der Art, wie hier über Verlust gesprochen wird. Und über Liebe. Und über Würde. Die Musik stellt sich nicht in den Weg. Sie leitet durch. Der Text darf sein Gewicht tragen.

Gerade diese Mischung schafft Sog. Sie hören zu. Sie bleiben. Sie gehen mit. Bis zum letzten Stück. Und darüber hinaus. Genau darin liegt die Kraft von Klaus Hoffmann Von dieser Welt.

Ein Album als Begleiter

Manche Alben sind Ereignisse. Andere sind Begleiter. Dieses gehört zur zweiten Art. Es will nicht blenden. Es will bleiben. Es passt zu einem späten Abend. Es passt zu einem frühen Morgen. Es passt zu einer Fahrt durch die Stadt. Oder zu einer Stunde am Küchentisch.

Sie können jedes Stück einzeln hören. Es funktioniert. Doch im Ganzen gewinnt es Tiefe. Die 13 Stücke sind Kapitel. Sie enden, aber das Gespräch geht weiter.

Fazit: Die leise Macht der Reife

Klaus Hoffmann Von dieser Welt ist ein stilles Statement. Es beweist die Kraft des einfachen Wortes. Es zeigt, wie nah Musik sein kann. Ohne Kitsch. Ohne Kalkül. Mit Mut zur Lücke. Mit Vertrauen in die Hörerinnen und Hörer.

Wenn Sie ein Album suchen, das Sie mitnimmt und in Ruhe lässt, sind Sie hier richtig. Wenn Sie Musik schätzen, die trägt, statt zu ziehen, hören Sie hier rein. Wenn Sie Worte mögen, die leicht sind und doch bleiben, wird diese Platte Ihnen viel geben.

Am Ende steht ein Satz, der das Ganze bündelt: Dieses Album ist von dieser Welt. Und genau darum wirkt es. Heute, morgen, und wohl noch lange. Das ist das Geschenk von Klaus Hoffmann Von dieser Welt.

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