Letztes Update: 05. Dezember 2025
Reinhard Meys Album 20.00 Uhr zeigt ihn in reifer Form: intime ErzĂ€hlungen, klare Melodien und bedachte Arrangements. Der Textvergleich nennt StĂ€rken und SchwĂ€chen einzelner Songs, ordnet sie ein und schlieĂt mit einer fundierten Bewertung fĂŒr Sie.
Der Titel trĂ€gt eine klare Ansage in sich. Um acht beginnt der Abend. Mehr braucht es nicht. Das ist Programm und Haltung. Es erinnert an Theater und an Ordnung. Es lĂ€dt zu PĂŒnktlichkeit ein, aber auch zu Ruhe. Diese Ruhe prĂ€gt den Auftritt. So öffnet sich ein Raum fĂŒr Stimme, Gitarre und Geschichte. Der Rahmen ist schlicht, doch der Inhalt ist reich. Genau darin liegt der Reiz. Sie merken es in den ersten Minuten. Der Funke springt ohne Effekte.
Reinhard Mey 20.00 Uhr ist mehr als ein Zeitpunkt. Es ist eine Verabredung mit dem Publikum. Ein Konzert, das wie ein Wohnzimmer wirkt. Der Saal wird zum Ort des Zuhörens. Es gibt wenig Gestus und viel GefĂŒhl. Das Album trĂ€gt diese NĂ€he in jeder Spur. Es zeigt den Autor, den SĂ€nger, den Gastgeber. Es ist warm, leise und klar. Gerade das macht die Spannung aus.
Das Album erschien 1992. In Deutschland war viel in Bewegung. Politik, Medien, Alltag setzten neue Töne. Die groĂen Worte standen oft im Raum. Mey antwortet mit kleinen Beobachtungen. Er setzt auf genaue Bilder. Er bleibt höflich, aber fest. So hĂ€lt er den Blick frei. Die Lieder binden das Jahr nicht fest. Sie öffnen es fĂŒr spĂ€tere Hörer. Das ist klug und nachhaltig.
Gleichzeitig spĂŒrt man den Moment. Pointen treffen den Nerv der Zeit. Ironie entlĂ€dt sich in klaren Zeilen. Doch der Ton bleibt menschlich. Nie dröhnend, nie zynisch. Das stĂ€rkt die Wirkung im RĂŒckblick. Auch heute wirkt vieles frisch. Reinhard Mey 20.00 Uhr zeigt, wie Gegenwart zu Bestand wird. Es geht um Haltung, nicht um Moden. Das trĂ€gt das Album ĂŒber Jahrzehnte.
Das Werk liegt in zwei CD-Varianten vor. Die eine bĂŒndelt 12 StĂŒcke. Die andere fĂŒhrt 13 Titel. Beide setzen auf den Bogen eines Abends. Beide fĂŒhren von BegrĂŒĂung bis Ausklang. Es gibt Ăberschneidungen mit Klassikern. Es gibt auch andere Akzente. Die Auswahl wirkt nie beliebig. Sie folgt einer BĂŒhne im Kopf. Die Dramaturgie bleibt der SchlĂŒssel zum Genuss.
Ein Abend hat Spannungsphasen. Ein Abend hat Pausen, Lachen, Stille. Die Setlist spiegelt das fein. Zwischen Satire und Ballade liegen weiche ĂbergĂ€nge. Ein Tempo folgt dem anderen, ohne Krach. So entstehen Kontraste ohne Bruch. Die Varianten tun das auf eigene Weise. Doch das Ziel bleibt gleich. Reinhard Mey 20.00 Uhr fĂŒhrt Sie behutsam, aber sicher. Und am Ende fĂŒhlt sich alles rund an.
Die 12 Titel öffnen mit Leichtigkeit. âMusikanten sind in der Stadtâ gibt den Auftakt. Es folgen âSusannâ und die âheiĂe Schlacht am kalten BĂŒffetâ. Das Lachen sitzt, doch es kratzt auch an Eitelkeit. Mit âĂber den Wolkenâ greift Mey die eigene Ikone an. Nicht prahlerisch, sondern gelassen. SpĂ€ter wird es dunkel und zĂ€rtlich zugleich. âDer alte BĂ€r ist tot und sein KĂ€fig leerâ berĂŒhrt. Am Ende wird es politisch scharf. Der Abend endet mit einem trockenen Grinsen. Reinhard Mey 20.00 Uhr trifft dabei stets den Ton.
AuffĂ€llig ist der Rhythmus. Schnell, dann langsam. Humor, dann Ernst. Danach wieder eine leichte Nummer. âZwei HĂŒhner auf dem Weg nach vorgesternâ lockert. âIch bin aus jenem Holze geschnitztâ blickt nach innen. âWas kann schöner sein auf Erden, als Politiker zu werdenâ sticht. Diese Balance trĂ€gt. Sie verhindert Pathos-Stau. Sie schafft Platz fĂŒr Nachklang. Der Fluss bleibt natĂŒrlich und frei.
Die 13 Titel wirken wie ein Panorama. âMein achtel Lorbeerblattâ setzt ein selbstironisches Zeichen. âDer Mörder ist immer der GĂ€rtnerâ nimmt populĂ€re Muster auf. Es macht SpaĂ, aber zeigt auch Medienrituale. âDie Zeit des Gauklers ist vorbeiâ weist nach innen. Die Folge âAus meinem Tagebuchâ wirkt intim. Danach kippt der Blick ins Soziale. Lieder wie âEs gibt keine MaikĂ€fer mehrâ greifen Verluste auf. Das ist zart, nicht sentimental. Die Mischung ist stark.
Zum Schluss spannt Mey den Bogen groĂ. âMein Testamentâ schaut voraus. âMann aus Alemanniaâ mischt Witz und Herkunft. Der Schluss mit âGute Nacht, Freundeâ ist ein Handschlag. Still, schlicht, verbindlich. So endet der Abend, ohne Geste. Die Verabschiedung ist ein GefĂŒhl, kein Effekt. Genau das bleibt haften. Reinhard Mey 20.00 Uhr zeigt hier die Kunst des richtigen MaĂes.
Das Klangbild bleibt dem Kern treu. Stimme und Gitarre tragen. Kleine RÀume, wenig Hall. Die Atmung ist hörbar. Das Publikum klingt prÀsent, nie störend. Der Mix setzt auf Transparenz. So gehen Pointen nicht verloren. Zarte Worte fallen weich. HÀrtere Spitzen schneiden, aber verletzen nicht. Alles wirkt handwerklich sauber. Es ist ein ehrlicher Live-Klang.
Die Produktion respektiert die Pausen. Sie stehen im Raum. Das ist wichtig fĂŒr Timing und Humor. Auch die Dynamik wirkt lebendig. Laut und leise wechseln wie im Saal. Es gibt keine glatte Politur. Es gibt Charakter. Sie spĂŒren den Abend. Sie spĂŒren den Menschen. Reinhard Mey 20.00 Uhr lebt von dieser Unmittelbarkeit. Sie ist das eigentliche Arrangement.
Meys Sprache ist schlicht, aber prÀzise. Er liebt das Bild im Alltag. Er zielt auf den Punkt, nicht auf die Pose. Seine Worte sind freundlich, doch scharf. Er zieht den Mantel nicht hoch. Er nennt die Dinge beim Namen. Dadurch trÀgt jedes Motiv. Das Ohr findet Halt. Der Sinn bleibt klar. So wird der Text zum Kompass des Abends.
Der Witz ist nie nur Spiel. Er ist Erkenntnis. Er löst, aber er fĂŒhrt auch weiter. Er schĂŒtzt vor Selbstbetrug. Satire steht im Dienst der WĂŒrde. Diese Haltung gibt Sicherheit. Sie fĂŒhlen sich ernst genommen. Das ist selten und wertvoll. Auch darin liegt die StĂ€rke von Reinhard Mey 20.00 Uhr. Es ist ein Abend ohne Theaterdonner. Aber mit Haltung.
Die satirischen StĂŒcke tragen die WĂ€rme des Beobachters. âDie heiĂe Schlacht am kalten BĂŒffetâ blickt auf Gesellschaftsrituale. Es ist komisch, aber nie gemein. âDer Mörder ist immer der GĂ€rtnerâ spielt mit Klischees. Der SpaĂ legt die Muster frei. âIch bin Klempner von Berufâ kontert Arroganz mit Respekt. Das alles zeigt Empathie. Humor dient der Einsicht, nicht dem Spott.
Auch die politische Nadel sitzt gut. âWas kann schöner sein auf Erden, als Politiker zu werdenâ reizt die Grenze. Doch sie bleibt klug. Der Witz klappt, weil er prĂ€zise sitzt. Er trifft Systeme, nicht Personen. Er öffnet einen Blick, nicht eine Wunde. Das macht die StĂŒcke haltbar. So altert Satire gut. Reinhard Mey 20.00 Uhr bleibt damit ĂŒberraschend frisch.
âĂber den Wolkenâ ist ein PrĂŒfstein. Wie oft kann man es noch hören? Hier wirkt es leicht, fast neu. Mey singt ohne Druck. Die Melodie trĂ€gt den Raum. Die Sehnsucht bleibt frei von Kitsch. Auch âGute Nacht, Freundeâ steht still im Raum. Es ist eine Geste der NĂ€he. Eine Hand auf der Schulter. Eine ruhige Verabschiedung. Das funktioniert auch heute.
In âDer alte BĂ€r ist tot und sein KĂ€fig leerâ zeigt sich seine Kunst der Metapher. Die Worte sind klar, die Bilder offen. Das Lied wirkt wie ein Spaziergang. Langsam, genau, leise. Auch âMein Testamentâ berĂŒhrt mit Ruhe. Keine groĂen Akkorde. Nur Sinn und Stimme. Diese ZurĂŒcknahme ist stark. Sie vertraut dem Hörer. Sie gibt Raum fĂŒr Echo. Reinhard Mey 20.00 Uhr setzt genau darauf.
Mey fĂŒhrt Sie durch den Abend. Er moderiert mit kleinem Ton. Er erklĂ€rt nicht viel, doch genug. Die Geschichten schieben den Song an. Sie geben Farbe und Luft. Das macht ihn zum ErzĂ€hler. Er baut NĂ€he ohne Kumpelgestus. Er bleibt höflich und wach. So entsteht AutoritĂ€t, die nicht drĂŒckt. Sie folgt aus Arbeit, nicht aus LautstĂ€rke.
Charisma zeigt sich hier als Ruhe. Kein Laut muss beweisen, was leise schon kann. Das Publikum spĂŒrt das. Es atmet mit und lĂ€sst Raum. Die Songs entfalten sich organisch. Es gibt keinen Zwang. Kein Effekt klaut dem Wort die Kraft. Diese Haltung prĂ€gt das Bild von Reinhard Mey 20.00 Uhr. Sie ist auch ein Gegenbild zur Dauerpose der Popkultur.
Ein Live-Album lebt vom Saal. Hier wirkt das Publikum als leiser Chor. Es lacht an den richtigen Stellen. Es hĂ€lt still, wenn es still sein soll. Der Applaus ist nah, nicht brausend. Das unterstĂŒtzt den Ton. Sie fĂŒhlen sich in der Mitte der Reihe. Gerade das steigert die IntimitĂ€t. Man hört den Raum, nicht die Anlage. Das ist selten und schön.
Zwischen Liedern gibt es Atem. Ein Huster, ein Lachen, ein Rascheln. Nichts stört, alles gehört dazu. Die Technik fÀngt es ein, ohne zu blenden. Es ist der Klang eines echten Abends. Er trÀgt die ErzÀhlung weiter. So wird die Aufnahme zur Erinnerung. Und Erinnerung wird wieder Gegenwart. Genau das macht Reinhard Mey 20.00 Uhr zu einem Erlebnis, das bleibt.
Auch ein starker Abend hat Grenzen. Manchmal wirken die Arrangements sehr spartanisch. Wer reiche Farben sucht, könnte Leere spĂŒren. Einige StĂŒcke Ă€hneln sich in Tempo und Ton. Das kann in der Mitte ziehen. Zudem tragen bekannte Klassiker viel Last. Sie stehlen den leiseren Liedern Aufmerksamkeit. Das ist ein Strukturproblem, kein VersĂ€umnis. Doch man bemerkt es.
Die Pointen treffen, doch nicht alle. Einzelne SpĂ€Ăe riechen nach ihrer Zeit. Manche Anspielung sitzt heute anders. Das mindert den Kern nicht. Es verschiebt nur den Rand. Zudem wĂ€re hier und da eine zweite Stimme schön. Kontraste erweitern den Raum. Gerade deshalb gilt: Reinhard Mey 20.00 Uhr lebt vor allem von Inhalten. Wer KlangfĂŒlle will, wĂŒnscht sich mehr Farbe. Wer Worte liebt, ist hier daheim.
Wenn Sie Texte suchen, sind Sie richtig. Wenn Sie Humor und Herz lieben, auch. Wenn Sie leise Kunst schĂ€tzen, erst recht. Dieses Album lĂ€dt zum Sitzen ein. Es lĂ€dt nicht zum Springen ein. Es ist Musik fĂŒr den Abend. FĂŒr das Zuhören, nicht fĂŒr die Kulisse. Es passt ins Wohnzimmer. Es passt in eine ruhige Fahrt. Es passt zu Licht in Fenstern.
Auch fĂŒr Neulinge taugt es. Es bietet Klassiker und Entdeckungen. Es zeigt die Spannweite ohne ĂbermaĂ. Es fĂŒhrt und fordert nicht. Es ist eine Einladung. Wer tiefer gehen will, findet AnknĂŒpfungen. Wer nur vorbeischaut, findet WĂ€rme. So wird Reinhard Mey 20.00 Uhr zum Einstieg und zur RĂŒckkehr. Es ist ein SchlĂŒsselbund, kein Einzelklingel. Das macht seinen Wert.
Im Gesamtwerk wirkt das Album wie ein Knotenpunkt. Es sammelt Motive und legt sie neu aus. Der junge Spötter ist gereift. Der leise TrĂ€umer bleibt lebendig. Der Blick ist gelassener, nicht mĂŒder. Es gibt kein Schulterzucken. Es gibt ein stilles Nicken. So wird aus RĂŒckschau keine Nostalgie. Es wird Erfahrung. Das stĂ€rkt das SpĂ€twerk. Es weitet den Blick zurĂŒck und nach vorn.
Viele Hörer kennen die Studiofassungen. Hier gewinnen sie eine andere Farbe. Luft, Raum, Reaktion. Das Leben zwischen den Tönen. Diese Schicht macht die Lieder tiefer. Sie stehen anders, sie atmen anders. Darin liegt der Wert einer Live-Summe. Reinhard Mey 20.00 Uhr erfĂŒllt diese Idee. Es verdichtet, ohne zu pressen. Das ist eine rare Balance.
Im Feld des Chanson fĂ€llt Mey durch Feinheit auf. Er meidet den groĂen Gestus. Er sucht den genauen Blick. Das erinnert an die französischen Ahnen. Und doch bleibt er sehr deutsch. In Duktus, in Humor, in Themen. Auch gegenĂŒber anderen Liedermachern zeigt er Profil. Er ist weniger zornig, dafĂŒr nachhaltiger. Er ist weniger breit, dafĂŒr fokussierter. Das zahlt sich im Live-Format aus.
MaĂstĂ€be sind schwer und oft unfair. Doch ein Vergleich hilft beim Hören. Wer Wucht sucht, greift zu Band-Alben anderer. Wer IntimitĂ€t sucht, bleibt hier. Wer Sprache will, ist goldrichtig. Wer Stimmungen sammelt, ebenso. Diese Klarheit macht die Einordnung einfach. Reinhard Mey 20.00 Uhr steht auf einer eigenen Linie. Sie verlĂ€uft leise, aber sicher. Und sie hĂ€lt.
Dieses Album ist ein Versprechen auf Augenhöhe. Es ist ein Abend, der trĂ€gt. Es ist eine Schule des genauen Hinsehens. Es ist Humor, der Achtung kennt. Es ist Trauer, die nicht drĂŒckt. Die Produktion verstĂ€rkt das. Der Klang lĂ€sst NĂ€he zu. Die Auswahl schafft Balance. So wĂ€chst aus dem Datum ein GefĂŒhl. So wird eine Uhrzeit zur Haltung. Das bleibt im Ohr.
FĂŒr Sie heiĂt das: Hören lohnt, heute wie damals. Ob als Einstieg oder als RĂŒckkehr. Ob in der 12-Track- oder in der 13-Track-Fassung. Beide tragen den Abend gut. Beide spannen den Bogen rund. Reinhard Mey 20.00 Uhr ist ein leiser Klassiker. Reinhard Mey 20.00 Uhr ist ein Beweis fĂŒr die Kraft der Bescheidenheit. In einer lauten Welt klingt das groĂ. Und das ist vielleicht sein gröĂter Triumph.
Das Album "20.00 Uhr" von Reinhard Mey bietet eine faszinierende Mischung aus tiefgrĂŒndigen Texten und eingĂ€ngigen Melodien. Wenn du mehr ĂŒber Reinhard Meys Werke erfahren möchtest, könnte dich auch die Reinhard Mey 4 Alben interessieren. Diese Seite bietet eine umfassende Kritik und Vorstellung seiner Werke.
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