Letztes Update: 04. Dezember 2025
Der Beitrag beleuchtet Reinhard Meys Album 'Starportrait' eingehend: Songtexte, Melodien und Produktion werden analysiert. Er lobt Meys erzählerische Kraft und stimmige Arrangements, weist aber auf Längen und thematische Wiederholungen hin.
Ein Jahr kann ein Fenster sein. 1977 ist so ein Jahr. In diesem Jahr erscheint ein Album, das wie eine Visitenkarte wirkt. Es trägt den schlichten Titel Starportrait. Es bündelt bekannte Titel und leise Schätze. Es zeigt einen Künstler, der seine Stimme gefunden hat. Es zeigt auch, wie sehr seine Lieder im Alltag wurzeln. So klingt ein Stück deutschsprachiger Chanson. So klingt ein Panorama. Das Reinhard Mey Starportrait fasst diese Welt in 24 Stücken zusammen.
Sie hören auf diesem Album die bekannte Wärme. Sie hören auch das genaue Wort. Es sind Lieder, die keine großen Gesten brauchen. Eine Gitarre, eine Stimme, eine Geschichte: Mehr muss nicht sein. Das Prinzip ist klar. Es passt zum Menschen Reinhard Mey. Und es macht das Reinhard Mey Starportrait bis heute anschlussfähig.
Das Album erscheint 1977 auf 12" Vinyl. Es bietet zwei Platten mit je 12 Songs. Die Auswahl deckt eine weite Spanne ab. Sie reicht von frühen Klassikern bis zu reiferen Stücken. Die erste Platte eröffnet mit „Ich wollte wie Orpheus singen“ (02:25). Sie führt über „Die drei Musketiere“ (02:16) und „Rouge ou noir“ (03:01) in das Herz des Kanons. „Das Lied von der Spieluhr“ (03:39) und „Trilogie auf Frau Pohl“ (05:25) zeigen den Blick für Figuren. „Ich denk' es war ein gutes Jahr“ (03:47) klingt nach Rückschau. Dann folgen „Irgendwann, irgendwo“ (02:23), „Aus meinem Tagebuch“ (03:04) und „Du, meine Freundin“ (02:57). „Ich bin aus jenem Holze geschnitzt“ (03:16) klingt wie ein Bekenntnis. „Der Mörder ist immer der Gärtner“ (04:53) liefert Spielfreude und Satire. „Komm, gieß' mein Glas noch einmal ein“ (04:11) setzt einen sanften Schlusspunkt der ersten Seite.
Die zweite Platte mischt Hits und Tiefe. „Annabelle, ach Annabelle“ (04:05) und „Schade, daß Du gehen mußt“ (04:23) öffnen die Tür. Danach folgt „Die heiße Schlacht am kalten Büffet“ (03:19), sein Kabinettstück. „Mann aus Alemannia“ (05:35) bringt eine längere Form. „Herbstgewitter über Dächern“ (03:15) malt städtische Bilder. „Gute Nacht, Freunde“ (02:52) ist ein Abschied, der bleibt. „Über den Wolken“ (03:50) steht als Hymne. Dann „Wie vor Jahr und Tag“ (04:40) und „Ich bin Klempner von Beruf“ (03:29). „Es gibt keine Maikäfer mehr“ (04:17) zeigt die leise Klage. „Wie ein Baum, den man fällt“ (03:47) wirkt nach. „Es schneit in meinen Gedanken“ (03:34) bildet den weichen Ausklang. Das Reinhard Mey Starportrait ordnet diese Stücke klug an.
Eine Sammlung kann kalt wirken. Diese nicht. Die Reihenfolge erzählt eine stille Geschichte. Sie beginnt mit Sehnsucht und Aufbruch. Sie endet mit einem Blick nach innen. Dazwischen liegt ein Korridor aus Szenen. Mal sind es Figuren, mal Orte, mal Zustände. Die Dramaturgie lebt von Kontrasten. Nach einem feinen Witz folgt oft ein Ernst. Danach wieder eine Zärtlichkeit. So bleibt der Fluss lebendig.
Die Balance trägt. Ein Stück wie „Der Mörder ist immer der Gärtner“ setzt Energie frei. Direkt danach tut eine weichere Nummer gut. Auf der zweiten Platte funktioniert das ähnlich. „Über den Wolken“ strahlt. Doch gleich daneben steht „Wie vor Jahr und Tag“, das Rückschau hält. Das Reinhard Mey Starportrait zeigt, wie klug eine Auswahl sein kann. Es will nicht nur Sammlung sein. Es will ein Bogen sein. Das erreicht es.
Reinhard Mey ist ein Erzähler. Er braucht keine laute Poesie. Er braucht Präzision. Ein Wort sitzt, ein Bild trägt, eine Pointe landet. Das ist sein Handwerk. Viele Lieder gehen aus dem Alltag hervor. Sie schauen in Küchen und auf Dächer. Sie wissen, wie Freunde reden. Sie wissen, wie man einen Brief beginnt. Im Reinhard Mey Starportrait hören Sie diese Kunst in reiner Form.
Was auffällt, ist die Milde. Selbst die Satire bleibt menschlich. Die Figuren werden nicht ausgestellt. Sie werden begleitet. Man spürt eine Neugier, die nicht verletzt. Dazu kommt ein Sinn für Rhythmus, der nie drängt. Der Text stolpert nicht. Er atmet. So entstehen Bilder, die lange bleiben.
Die Stimme ist hell und klar. Sie wirkt nah, als säße er im Raum. Die Artikulation ist sauber. Jedes Wort trägt. Die Gitarre gibt die Struktur. Sie ist kein Dekor. Sie ist Partner. Das Spiel ist präzise und leicht. Oft genügt ein Muster aus wenigen Akkorden. Der Puls bleibt ruhig.
Im Reinhard Mey Starportrait hören Sie diese Handschrift. Sie ist das Band zwischen den Stücken. Sie macht die Sammlung homogen, ohne sie zu glätten. Wenn die Stimme steigt, folgt die Gitarre. Wenn ein Satz stehen soll, lässt er Raum. So arbeitet ein Sänger, der seiner Form vertraut.
Humor ist bei Mey kein Krawall. Er ist Beobachtung. „Die heiße Schlacht am kalten Büffet“ zeigt das gut. Es ist Theater im Kleinen. Eine Szene, die Sie sofort kennen. Auch „Der Mörder ist immer der Gärtner“ nutzt Klischees. Aber es tut das liebevoll. Die Pointe trifft, doch sie vernichtet nicht. Das genügt, um zu lachen und zu nicken.
Daneben stehen Lieder wie „Gute Nacht, Freunde“. Es spendet Trost. Es sagt, dass Nähe einfach sein darf. „Über den Wolken“ schenkt Weite. Das Bild ist schlicht und stark. So halten Witz und Ernst einander die Waage. Im Reinhard Mey Starportrait wird daraus ein schlüssiges Profil.
1977 ist ein Übergang. Technik wird modern. Doch die Wohnzimmer gehören noch den Platten. Das Hören ist ein Ritual. Platte säubern. Nadel setzen. Hülle studieren. Die Aufmerksamkeit bündelt sich. Lieder haben Zeit. Pausen haben Sinn. Diese Praxis prägt auch das Reinhard Mey Starportrait.
Die Themen zeigen das Jahrzehnt. Es geht um Stadt und Land. Um Beruf und Berufung. Um Freundschaft und Verlust. Es ist ein humaner Blick auf eine unruhige Zeit. Vieles daran wirkt heute erstaunlich frisch. Das liegt am Ton. Er ist gelassen. Er ist klar. Er ist nie laut. Genau das macht solche Musik langlebig.
„Ich wollte wie Orpheus singen“ öffnet die Tür. Es ist eine poetische Selbstverortung. Ein Programm in 02:25 Minuten. „Die drei Musketiere“ fängt Kameradschaft ein. Leichtfüßig und dicht. „Rouge ou noir“ spart mit Worten. Es holt viel aus wenig Raum. „Das Lied von der Spieluhr“ spielt mit Erinnerung. Es klingt sanft, ohne süß zu werden. „Trilogie auf Frau Pohl“ zeigt ein Herz für Figuren. Ein Teppich aus Details, still ausgerollt.
„Ich denk' es war ein gutes Jahr“ fasst Bilanz. Ohne Pathos. „Irgendwann, irgendwo“ fragt nach Chancen. „Aus meinem Tagebuch“ klingt privat, bleibt doch offen. „Du, meine Freundin“ ist zärtlich. „Ich bin aus jenem Holze geschnitzt“ bekennt Haltung. „Der Mörder ist immer der Gärtner“ verbindet Form und Spaß. „Komm, gieß' mein Glas noch einmal ein“ lädt ein zum Innehalten. Das Reinhard Mey Starportrait gewinnt hier Tiefe.
Die zweite Platte setzt mit „Annabelle, ach Annabelle“ die lyrische Linie fort. „Schade, daß Du gehen mußt“ lässt los, ohne zu klagen. „Die heiße Schlacht am kalten Büffet“ ist das Gegenprogramm. Schnell, präzise, ironisch. „Mann aus Alemannia“ nimmt sich Raum. „Herbstgewitter über Dächern“ schaut aus dem Fenster und sieht mehr. „Gute Nacht, Freunde“ ist freundlich wie ein Licht im Flur.
„Über den Wolken“ ist das Herzstück der Volksnähe. Es ist groß und doch intim. „Wie vor Jahr und Tag“ vertieft den Blick zurück. „Ich bin Klempner von Beruf“ feiert Handwerk und Würde. „Es gibt keine Maikäfer mehr“ bewahrt Erinnerung. „Wie ein Baum, den man fällt“ spürt Verlust nach. „Es schneit in meinen Gedanken“ klingt wie ein letzter Spaziergang. Das Reinhard Mey Starportrait schließt damit rund und warm.
Es gibt Alben, die altern gut. Dieses gehört dazu. Es meidet modische Effekte. Es setzt auf Sprache und Haltung. Das trägt. Wenn Sie es heute hören, entdecken Sie Alltag, der gilt. Sie hören Werte, die nicht blass werden. Das Reinhard Mey Starportrait ist damit mehr als ein Rückblick. Es ist ein Werkzeug, um Gegenwart zu verstehen.
Wenn Sie Mey noch nicht kennen, ist dies ein guter Start. Es bietet Hits und Tiefen. Es zeigt Witz und Ernst. Es zeigt Nähe und Weite. Besser kann eine Sammlung kaum leiten. Wenn Sie ihn schon lange hören, lohnt der Gang zurück. Sie hören Nuancen, die Sie früher übergingen. Sie erinnern sich an Bilder, die Sie prägten. Das Reinhard Mey Starportrait ist so ein Album, das man immer wieder auflegt.
Die Stärke liegt in der Form. Einfache Mittel, klare Wirkung. Das ist keine Armut. Das ist Wahl. Die Gitarre öffnet Räume. Die Stimme füllt sie. Der Text bleibt König. Darin liegt eine Freiheit. Sie erlaubt große Themen in kleinen Sätzen. Sie erlaubt auch kleine Themen, die groß wirken. Das Reinhard Mey Starportrait dokumentiert diese Ästhetik konsequent.
Gerade die kurzen Stücke zeigen das gut. „Irgendwann, irgendwo“ braucht keine vier Minuten. Es sagt, was es sagt, und geht. Diese Disziplin passt zur Haltung. Es gibt keinen Selbstzweck. Es gibt nur das Lied und seinen Dienst am Hörer. Das ist selten und wohltuend.
Eine Sammlung ist immer auch Entscheidung. Was fehlt, erzählt mit. Manche Liebhaber werden Lieblingslieder vermissen. Die Auswahl neigt zu bekannten Titeln. Das ist klug, doch es glättet Ecken. Auch die Chronologie ist nicht streng. Die Dramaturgie gewinnt, die Entwicklung tritt zurück. Das kann Sie stören, wenn Sie die Jahre nachzeichnen wollen.
Ein weiterer Punkt ist die Homogenität. Die Stärke der Handschrift kann auch als Gleichmaß wirken. Bei 24 Stücken ist das ein Risiko. Die Kuratoren lösen es meist gut. Hier und da hätte ein radikaler Bruch jedoch belebt. Ein experimenteller Einschub, eine Live-Spur, ein Rohschnitt. So etwas fehlt. Das schmälert nicht den Wert. Es markiert nur die Grenze. Das Reinhard Mey Starportrait bleibt innerhalb der bewährten Form.
Wie sollte man dieses Album hören? Am besten ohne Eile. Eine Seite am Stück. Dann eine Pause. Dann die nächste. Lassen Sie die Bilder wirken. Folgen Sie einer Stimme, die vertraut klingt. Wenn ein Stück Sie nicht sofort packt, lassen Sie es liegen. Das nächste wartet schon. So zeigt sich das Ganze. Das Reinhard Mey Starportrait belohnt Geduld.
Sie können auch thematisch hören. Erst die humorvollen Titel. Dann die stillen. Oder Sie stellen sich eine Reihenfolge zusammen. Vinyl lädt zu Ritualen ein. Moderne Streams zu Listen. Beides ist möglich. Beides öffnet andere Zugänge.
Deutsche Chansons haben eine eigene Farbe. Sie sind weniger mondän als die französische Schule. Sie sind näher am Küchentisch. Mey steht in dieser Linie. Er macht Sprache hörbar. Er vertraut dem Alltag. Er vertraut dem Detail. Das Reinhard Mey Starportrait macht diese Position sichtbar. Es zeigt, wie Tradition lebendig bleibt, wenn man sie nicht predigt, sondern lebt.
Im Vergleich zu Zeitgenossen fällt seine Ruhe auf. Es gibt keine großen Posen. Es gibt keine Deklamation. Es gibt das Gespräch. Sie fühlen sich angesprochen, nicht belehrt. Das prägt die Beziehung zwischen Sänger und Hörer. Und das erklärt, warum diese Lieder tragen.
Die Produktion ist unaufgeregt. Sie sucht Klarheit, nicht Glanz. Die Instrumente klingen sauber und nah. Die Stimme steht im Mittelpunkt. Das ist Absicht. Es passt zur geringen Distanz, die die Texte suchen. Das Reinhard Mey Starportrait lässt Raum für das Wesentliche.
Auch die Struktur des Doppelalbums unterstützt das. Jede Seite endet mit einem Satzzeichen. Mal ein Komma, mal ein Punkt. Diese kleinen dramaturgischen Bögen fügen sich zum Ganzen. Sie merken das erst, wenn Sie es am Stück hören. Dann leuchtet die Ordnung. Das ist gutes Kuratieren.
Warum sollten Sie heute noch so ein Album hören? Weil es Ruhe bietet. Weil es Klarheit bringt. Weil es menschlich ist. Diese Werte sind nicht alt. Sie sind nur selten. In Zeiten voller Lärm hilft eine leise Stimme. Sie macht den Raum nicht kleiner. Sie macht ihn tiefer. Das Reinhard Mey Starportrait kann das leisten.
Es ist auch ein Stück Kulturgeschichte. Es zeigt, wie ein Künstler seine Sprache fand. Es zeigt, wie populär und fein zusammengehen. Wenn Sie im deutschsprachigen Lied zu Hause sind, führt hieran kein Weg vorbei. Wenn Sie neu sind, bekommen Sie einen Schlüssel.
Dieses Album ist mehr als ein Best-of. Es ist ein Bild, das den Menschen hinter den Liedern zeigt. Es ist ein Porträt, das nicht nur Gesicht, sondern Haltung einfängt. Mit 24 Stücken und viel Atem bietet es eine klare Sicht. Kleine Geschichten, große Wirkung. Leichte Worte, tiefer Sinn. Das Reinhard Mey Starportrait bündelt das mit sicherer Hand.
Als Vorstellung und Kritik fällt die Bilanz klar aus. Die Auswahl ist stark. Die Dramaturgie trägt. Die wenigen blinden Flecken zeigen nur, wie hoch das Niveau ist. Wer Reinhard Mey liebt, wird sich bestätigt fühlen. Wer ihn erst kennenlernt, wird ihn verstehen. Sie hören hier ein Album, das bleibt. Sie hören das Reinhard Mey Starportrait als leise, doch beständige Einladung.
Das Album "Starportrait" von Reinhard Mey bietet einen tiefen Einblick in die musikalische Welt des Künstlers. Es zeigt seine Fähigkeit, Geschichten zu erzählen und Emotionen zu wecken. Reinhard Mey ist bekannt für seine einfühlsamen Texte und seine klare Stimme, die in diesem Album besonders zur Geltung kommen. Die Lieder sind eine Mischung aus Melancholie und Hoffnung, die den Zuhörer in ihren Bann ziehen.
Wenn Sie mehr über Reinhard Mey erfahren möchten, könnte das Album "Reinhard Mey Aus meinem Tagebuch" von Interesse für Sie sein. In diesem Werk zeigt Mey erneut seine lyrische und musikalische Brillanz. Weitere Details finden Sie in unserer Reinhard Mey Aus meinem Tagebuch Rezension.
Ein weiteres bemerkenswertes Album von Reinhard Mey ist "Reinhard Mey Peter & der Wolf: Ein musikalisches Märchen für Kinder". Dieses Album zeigt eine andere Facette des Künstlers und richtet sich an ein jüngeres Publikum. Es ist ein musikalisches Märchen, das sowohl Kinder als auch Erwachsene begeistert. Lesen Sie mehr darüber in unserer Reinhard Mey Peter & der Wolf: Ein musikalisches Märchen für Kinder Kritik.
Für Fans von Reinhard Mey könnte auch das Album "Reinhard Mey Jahreszeiten" interessant sein. Dieses Werk zeigt die Vielfalt und Tiefe seiner Musik. Es ist eine Sammlung von Liedern, die verschiedene Jahreszeiten und die damit verbundenen Gefühle und Erlebnisse thematisieren. Mehr dazu erfahren Sie in unserer Reinhard Mey Jahreszeiten Rezension.