Letztes Update: 05. Oktober 2025
Der Artikel stellt Reinhard Meys Album 'Tournee' vor und liefert eine knappe Kritik: sie lesen zu TextstÀrke, Melodien und Meys Stimme, erfahren, welche Tracks hervorstechen und ob das Album zu seinen stÀrksten Arbeiten zÀhlt.
Reinhard Mey Tournee ist ein Doppelalbum aus dem Jahr 1981. Es zeigt den Liedermacher in seinem Element. Auf der BĂŒhne, mit Gitarre, Stimme und Publikum. Sie hören hier nicht nur Songs. Sie erleben eine Haltung. Das Album fĂ€ngt die Magie eines Abends ein. Es ist ein Dokument seiner Kunst. Und es ist ein Spiegel seiner Zeit.
Die Struktur ist klassisch und reich. Zwei 12-Zoll-Vinyls, zusammen 20 Titel. Die ersten zehn StĂŒcke bauen die Dramaturgie auf. Die zweiten zehn StĂŒcke vertiefen und lösen. Es ist eine Reise, die Sie mitnimmt. Von der StraĂe ĂŒber das Wohnzimmer bis in die Geschichte. Reinhard Mey Tournee zeigt, wie live ein eigenes Genre sein kann.
Das Album beginnt mit Unterwegs. Schon der Titel setzt den Ton. Es geht um Bewegung. Um das Leben zwischen Koffern, ZĂŒgen und Terminen. Ein roter Faden zieht sich hindurch: der Alltag. Aber nie banal. Mey beobachtet, schmunzelt, zweifelt und hofft. So einfach, so gut.
Im Kern ist Reinhard Mey Tournee ein Mitschnitt einer BĂŒhnenfigur. Der KĂŒnstler ist ErzĂ€hler, Clown und Chronist. Er kann still sein und laut. Er kann trösten und anstoĂen. Die Mischung macht den Reiz. Mal pointiert. Mal poetisch. Immer nah am Menschen. So hört man ihm gern zu. Auch heute noch.
1981 war die Welt in Bewegung. Kalt, groĂ, vernetzt und doch seltsam analog. In dieser Lage steht Mey mit seiner Gitarre. Er bietet Ruhe. Und klare Worte. Er singt aus dem Leben, nicht aus der Wolke. Sie bekommen Geschichten ohne Filter. Das macht das Album stark.
Reinhard Mey Tournee ist zugleich auch Chronik. Manche Anspielungen klingen nach Westdeutschland zu Beginn der 80er. Behörden, Schulalltag, kleine Fluchten. Doch die Motive bleiben zeitlos. Freundschaft, Familie, Witz und WĂŒrde. Der Blick ist freundlich, nie naiv. Kritik kommt mit Charme. Das hĂ€lt die Lieder frisch.
Live-Alben stehen und fallen mit dem Fluss. Hier gelingt die Balance. Lachen und Lauschen wechseln sich ab. Zwischen den Liedern atmet die BĂŒhne. Sie hören die Pausen. Sie hören das Publikum. Das macht den Raum spĂŒrbar. Das ist wichtig fĂŒr die Kunst der Liedermacher.
Reinhard Mey Tournee nutzt die Plattenseiten wie Akte. Jede Seite hat einen eigenen Ton. Und doch fĂŒhrt alles zusammen. Am Ende wirkt es wie ein einziger Bogen. Der Anfang rĂŒhrt, die Mitte glĂŒht, das Ende winkt. Es ist ein Abend. Und ein Nachklang. Genauso soll es sein.
Der Auftakt mit Unterwegs öffnet die TĂŒren. Es ist ein Lied ĂŒber Bewegung und Sinn. Danach folgt Keine ruhige Minute. Das Tempo bleibt hoch, der Geist bleibt wach. Happy Birthday To Me dreht den Blick nach innen. Geburtstage sind ehrlich. Hier wird aus der Feier eine Bilanz. Aber ohne Pathos. Mit Charme.
Dann kommt Dieter Malinek, Ulla und ich. Ein Song wie ein Kurzfilm. FigĂŒrlich, witzig, doch warm. Bei Ilse und Willi aufâm Land feiert das LĂ€ndliche. Es klingt nach Brot, Bank und Sommerabend. Hier dĂŒrfen Sie kurz zur Ruhe kommen. Sie spĂŒren den Duft von Gras. Sie hören den Klang der NĂ€he.
Lâhistoire de Gaspard bringt eine französische Note. Meys frankophone Seite zeigt sich souverĂ€n. Sie hört sich leicht an, trĂ€gt aber Tiefe. Danach folgt Alleinflug. Ein stilles, starkes Bild fĂŒr Freiheit und Risiko. Es ist ein Höhepunkt. Leise, klar, groĂ.
Erinnerungen ist kurz, aber dicht. Ein Blick zurĂŒck, ohne Wehklage. Zeugnistag spielt mit Schulritualen. Man lĂ€chelt, doch man denkt mit. Dr. Nahtlos, Dr. SĂ€geberg und Dr. Hein streut spitze Komik ein. BĂŒrokratie und Besserwisserei bekommen ihr Fett weg. So kommt die Seite zu einem variierten Ende. Sie fĂŒhlen sich gesehen. Und gut unterhalten.
Wir sind alle lauter arme, kleine WĂŒrstchen ist Theater pur. Der Titel trĂ€gt den Humor offen vor sich her. Doch die Pointe bleibt freundlich. Es geht um Selbstbild und Selbstironie. Sie werden lachen. Und kurz innehalten. Vaters Nachtlied schwenkt in die IntimitĂ€t. Es ist zart und pur. Eine Stimme, eine Gitarre, ein Herz.
Sommermorgen atmet Leichtigkeit. Das Lied ist wie eine offene TĂŒr. Licht fĂ€llt herein, die Zeit steht. Poor Old Germany richtet den Blick nach auĂen. Ein englischer Titel, ein deutscher Spiegel. Es ist eine Beobachtung, kein Urteil. Das passt zu Mey. Danach folgt Des Kaisers neue Kleider. Ein langes StĂŒck, fast neun Minuten. Satire, Parabel, BĂŒhne. Die Geschichte bleibt aktuell. Macht braucht Spiegel. Dieses Lied ist einer.
Beim BlĂ€ttern in den Bildern meiner Kindheit hĂ€lt die Zeit an. Kindheit als Album im Album. Der Ton ist liebevoll, nicht kitschig. Kleiner Kamerad schlieĂt daran fein an. NĂ€he, Verlust, Trost. Die Reihe Jahreszeiten verortet das Leben. FrĂŒhling, Sommer, Herbst, Winter. Ein Bild, das jede und jeder kennt. Freunde, laĂt uns trinken wirkt wie ein heiteres Glas. Doch auch hier klingt die Zeit mit. Bonsoir mes amis setzt den Deckel. Ein GruĂ an das Publikum. Und ein grĂŒner Strahl nach Frankreich.
Reinhard Mey Tournee lebt von der PrÀsenz. Die Stimme steht vorn. Warm, verstÀndlich, getragen. Die Gitarre ist trocken und klar. Keine technischen Spielereien stören. So kommt die Handarbeit zur Geltung. Jeder Anschlag sitzt. Jeder Atemzug passt.
Die Live-Aufnahme fĂ€ngt den Saal gut ein. Sie hören, wie die NĂ€he wĂ€chst. Die Reaktionen sind Teil des Arrangements. Aber sie drĂ€ngen sich nie vor. Das Mastering hĂ€lt die Balance. FĂŒr Vinyl ist das entscheidend. Der Klang hat WĂ€rme. Er hat auch Luft. So wirkt der Abend lebendig.
Mey beherrscht die Pause. Er setzt sie wie eine Note. Ein Blick, ein Atem, ein LĂ€cheln. Sie ahnen den nĂ€chsten Satz. So steigt das Publikum mit ein. Das schafft Bindung. Und Vertrauen. Erst dann treffen die Pointen sicher. Seine Sprache bleibt dabei schlicht. Sie ist die BĂŒhne, nicht die Wand.
Reinhard Mey Tournee zeigt dieses Handwerk deutlich. In den stillen Liedern trĂ€gt die Pause die Poesie. In den lustigen Liedern lieft die Pause die Pointe. Beides ist wichtig. Hier sehen Sie, wie BĂŒhnenkunst entsteht. Nicht im Aufwand, sondern im Mut zur LĂŒcke.
Humor ist hier nie Waffe. Er ist BrĂŒcke. Lachen holt die Menschen ab. Dann folgt die Frage. Oder die WĂ€rme. So schlĂ€gt das Album eine feine Linie. Es vermeidet Hohn. Es schĂŒtzt vor Zynismus. Das ist eine Kunst, die nicht alt wird.
Besonders stark ist diese Haltung bei satirischen StĂŒcken. Des Kaisers neue Kleider ist dafĂŒr ein Beleg. Die Allegorie ist bekannt. Doch Mey macht sie zu seinem Bild. Es bleibt freundlich, bleibt klar. So trifft es tiefer. Sie merken: Hier will einer aufrichten. Nicht niedermachen.
Reinhard Mey Tournee spielt mit Sprachen. Deutsch bleibt der Kern. Doch die französischen Titel öffnen den Raum. Lâhistoire de Gaspard und Bonsoir mes amis wirken wie Fenster. Sie lassen Licht hinein. Das ist mehr als Stil. Es zeigt Haltung. Kultur ist Austausch.
Poor Old Germany setzt noch einen anderen Ton. Englisch als Spiegel. So entsteht Distanz im besten Sinn. Ein Blick von auĂen schĂ€rft den Blick nach innen. Mey nutzt das sehr geschickt. Ohne Pose, ohne Posen. Sie merken: Es geht um VerstĂ€ndigung. Und um Respekt.
Im Werk von Mey ist dieses Album ein SchlĂŒssel. Es bĂŒndelt Motive der 70er. Es ahnt die 80er voraus. Die BĂŒhne wird zum Labor. Hier wachsen Themen, die spĂ€ter reifen. Familie, Freundschaft, Staat, Seele. Das alles klingt schon hier an. Und doch hat der Abend sein eigenes Licht.
Reinhard Mey Tournee zeigt, was live möglich ist. Es ist keine Best-of-Schau. Es ist ein Abend mit Haltung. Die Auswahl der Lieder ist klug. Die Reihenfolge erzĂ€hlt. Und die Interpretation ist auf den Punkt. FĂŒr Sammler ist es ein Muss. FĂŒr Neugierige ist es ein guter Einstieg. Denn es erklĂ€rt sich selbst.
Sie werden dieses Album auch heute genieĂen. Es klingt ehrlich. Es spricht klar. Und es ruft Bilder wach. Setzen Sie sich mit Zeit hin. Legen Sie die Platte auf. Lassen Sie die Seiten flieĂen. So entfaltet sich der Bogen am besten.
Reinhard Mey Tournee ist ideal fĂŒr einen Abend zu zweit. Oder allein mit einer Tasse Tee. Es passt in einen ruhigen Sonntag. Es passt auch in einen wachen Freitag. Das Album fĂŒgt sich Ihrem Tag. Und gibt ihm doch eine Form. Das ist sein Zauber.
Höhepunkte gibt es viele. Alleinflug ist von groĂer Ruhe. Vaters Nachtlied ist innig. Des Kaisers neue Kleider ist brillant gesetzt. Wir sind alle lauter arme, kleine WĂŒrstchen zeigt Komik mit Herz. Und Unterwegs bindet alles zusammen.
Kleine SchwÀchen gibt es auch. Ein, zwei Pointen stammen klar aus ihrer Zeit. Manche Figuren wirken heute milder. Doch das stört nicht. Denn die Haltung bleibt frisch. Der Abend bleibt wahr. Reinhard Mey Tournee ist stark genug, um das zu tragen.
Das Gitarrenspiel ist prÀzise. Die AnschlÀge sind sauber. Die LÀufe sind nie prahlerisch. Sie dienen dem Lied. Mey hÀlt die Tonart stabil. Dann variiert er mit feinem Schlagmuster. So entsteht Bewegung im Kleinen. Und Ruhe im Ganzen.
Seine Stimme ist warm und prĂ€sent. Die Artikulation ist deutlich. Jedes Wort sitzt. Das ist nicht nur Technik. Es ist Respekt dem Text gegenĂŒber. Und dem Publikum. Reinhard Mey Tournee dokumentiert diese Sorgfalt. Sie hören sie in jeder Silbe.
Das Publikum ist Teil der Musik. Es lacht, atmet, hört zu. Doch es stört nie. Das liegt an der FĂŒhrung. Mey steuert mit Blick und Ton. Er baut Vertrauen auf. Dann trĂ€gt ihn der Raum. Das ist Konzerterfahrung im besten Sinn.
Reinhard Mey Tournee erfasst dieses Mitspiel. Es ist leise, doch spĂŒrbar. So wĂ€chst NĂ€he. Auch in Ihrem Wohnzimmer. Sie fĂŒhlen sich im Saal. Und Sie bleiben auf dem Sofa. Diese Doppelwirkung macht das Format stark.
Manche Live-Alben sind nur Moment. Dieses hier ist mehr. Es ist ein Abend, der wiederkehrt. Sie können neue Details finden. In einem Lachen. In einem Atem. In einem kleinen Gitarrenton. Das macht das Album haltbar.
Reinhard Mey Tournee lĂ€dt zum Wiederhören ein. Sie können einzelne StĂŒcke wĂ€hlen. Oder die Reise komplett nehmen. Beides funktioniert. Doch am schönsten ist die ganze Fahrt. So wirkt der Bogen. So fĂŒhlt es sich rund an.
Die Auswahl der StĂŒcke ist keine Zufallsliste. Sie ist eine ErzĂ€hlschiene. Von Unterwegs bis Dr. Nahtlos, Dr. SĂ€geberg und Dr. Hein. Von Wir sind alle lauter arme, kleine WĂŒrstchen bis Bonsoir mes amis. Die Reihenfolge hat Sinn. Sie fĂŒhrt, sie entlĂ€sst. Dazwischen liegen Inseln der Stille und der Freude.
Viele Lieder sprechen aus dem Alltag. Schule, Familie, Arbeit, Freundschaft. Dazu kommen Blicke in Geschichte und Gesellschaft. Das Spektrum ist weit, aber nicht zerstreut. Die Stimme hÀlt alles zusammen. Das ist die Kunst. Und der Grund, warum es trÀgt.
Dieses Album zeigt, wie nah Musik sein kann. Ohne groĂe Mittel. Ohne Bombast. Nur mit GespĂŒr fĂŒr Menschen. Und mit Respekt vor dem Moment. Es ist ein LehrstĂŒck in NĂ€he. Es ist auch ein PlĂ€doyer fĂŒr die BĂŒhne. FĂŒr den groĂen kleinen Abend.
Reinhard Mey Tournee bleibt ein wichtiger Baustein. FĂŒr Fans, fĂŒr Sammler, fĂŒr Neugierige. Es ist ein Tor in sein Werk. Und ein Fenster auf seine Zeit. Wer verstehen will, warum diese Lieder tragen, hört hier zu. Sie werden vieles entdecken. Und manches wiederfinden. Vielleicht sogar sich selbst.
Das Album "Tournee" von Reinhard Mey bietet eine beeindruckende Sammlung seiner besten Lieder. Wenn Sie sich fĂŒr die Werke von Reinhard Mey interessieren, könnte auch das Album Reinhard Mey Lampenfieber spannend fĂŒr Sie sein. Es zeigt die Vielseitigkeit des KĂŒnstlers und bietet tiefgehende Einblicke in seine musikalische Entwicklung.
Ein weiteres Highlight in der Diskografie von Reinhard Mey ist das Album Reinhard Mey Die groĂen Erfolge. Diese Sammlung enthĂ€lt einige der bekanntesten Lieder des KĂŒnstlers und ist ein Muss fĂŒr jeden Fan. Es zeigt, wie sich Meys Musik im Laufe der Jahre entwickelt hat und welche Themen ihn besonders bewegen.
FĂŒr eine umfassende Betrachtung seiner Karriere sollten Sie auch einen Blick auf Reinhard Mey Mein achtel Lorbeerblatt werfen. Dieses Album bietet eine tiefgehende Analyse seiner frĂŒhen Werke und zeigt, wie er sich als KĂŒnstler etabliert hat. Es ist eine wertvolle ErgĂ€nzung zu "Tournee" und bietet weitere Einblicke in seine musikalische Reise.