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Wenzel Together (Tour-CD 2006) – Albumvorstellung und Kritik

Wenzel Together (Tour-CD 2006): Vorstellung und Kritik

Letztes Update: 08. September 2025

In diesem Artikel stellen wir Ihnen das Album „Wenzel Together (Tour-CD 2006)“ vor und geben eine ehrliche Kritik. Sie erfahren, welche Highlights das Album bietet und wie es sich in Wenzels Gesamtwerk einfügt.

Wenzel Together (Tour-CD 2006): Ein transatlantischer Moment zwischen Bühne und Studio

Dieses Album ist kurz, direkt und erstaunlich dicht. In sechs Stücken zeigt es eine Haltung, die heute selten ist. Sie hören keinen glatten Studioguss. Sie hören eine lebendige Geste. Wenzel nimmt Sie mit an zwei Orte: nach Nashville und in seine eigene Werkstatt. Es sind zwei Räume, die auf dieser CD zusammenwachsen. Das macht die Veröffentlichung zu einem besonderen Baustein im Werk des Liedermachers.

Hinter dem Titel steckt mehr als eine Tour-Beigabe. Sie erhalten einen Blick auf eine Begegnung. Das Programm zeigt, wie ein deutscher Künstler das amerikanische Folk-Erbe spürt. Es klingt weit gereist. Es bleibt doch bei sich. Sie erleben, wie Stimmung und Text die Grenze zwischen Kulturen leise aufheben.

Sechs Titel, zwei Welten: Form und Kontext

Die CD umfasst sechs Tracks. Zwei davon sind Anmoderationen aus einem großen Saal. Es sind Ausschnitte aus dem Konzert "Nashville Sings Woody" am 5. Februar 2003. Der Ort ist das Ryman Auditorium in Nashville. Dort erklingen das Intro zu Gypsy Davy (01:54) und das Lied selbst (03:13). Dazu kommt das Intro zu Ticky Tock (02:39) und die Live-Darbietung (04:04). Im Studio, oder doch studioähnlich, folgen Ninety Mile Wind (03:26) und In meiner schwarzen Stunde (Darkest Hour) (04:23). So entsteht eine Dramaturgie in Etappen. Erst hören Sie den Raum, dann die Nähe.

Das Format erinnert an eine Sammlung von Momenten. Es ist kein langer Abend. Es ist ein Ausriss. Gerade das macht den Reiz. Sie erhalten nicht die Pflicht. Sie erhalten die Essenz. Das Material stammt aus dem Jahr 2006. Doch der Kern des Albums blickt auf 2003. Das lebt vom Spannungsfeld aus Live-Klang und konzentriertem Nachklang. Es ist wie ein Gespräch zwischen Bühne und Stube.

Der Atem des Ryman: Live-Intros als Fenster

Das Ryman Auditorium ist ein Mythos. Es trägt Holz, Geschichte und Nachhall. Sie spüren das gleich in den Intros. Das Publikum hört zu, atmet, wartet. Der Künstler tastet den Raum ab. Er stellt seine Verbindung her. In den Ansagen, in den kurzen Anläufen, liegt ein zarter Griff. Das Material wirkt nicht aufgesetzt. Es wirkt geerdet. Sie merken, wie Wenzel die Atmosphäre aufnimmt. Er hält sich nicht lange an Posen auf. Er spricht klar. Dann singt er.

Die Idee, Intros mitzuliefern, ist klug. Sie zeigen den Augenblick. Sie runden die beiden Live-Titel ab. Es ist, als säßen Sie unter dem Balkon und blickten auf die Bühne. Der Zugang zu den Liedern wird dadurch offener. Es hat etwas von einem Handschlag. Sie werden in die Situation geholt, ruhig, ohne Druck. Das baut Vertrauen auf. Und so halten die Live-Stücke mehr als nur Dokument-Charme. Sie tragen Haltung.

Klangbild und Produktion: Grobholz mit Politur

Der Klang der Live-Aufnahmen ist direkt und warm. Sie hören sauberes Handwerk, doch keine sterilen Kanten. Das passt zum Stoff. Die späteren Stücke kommen trockener. Sie sind klar abgemischt. Die Instrumente treten sauber hervor. Die Stimme steht vorne, ohne Eitelkeit, ohne Scheu. So pendelt die CD zwischen Raumtiefe und Nähe. Dieses Pendeln hält die Spannung.

Produktion meint hier mehr als Technik. Sie schafft eine Brücke. Der Wechsel zwischen Livesaal und Studioluft wirkt nicht brüchig. Er wirkt notwendig. Der Satz der CD lautet damit: So klang es dort. So klingt es, wenn ich es mit heimnehme. Diese Geste ist ehrlich. Sie ist mutig. Sie fordert Sie auf, mitzugehen.

Warum Wenzel Together (Tour-CD 2006) mehr ist als eine Live-EP

Sie bekommen keine bloße Erinnerung an einen Abend. Wenzel Together (Tour-CD 2006) bietet eine Idee. Die Idee heißt: Zusammen hören, zusammen denken. Das gilt für Orte, Zeiten und Sprachen. Das Album vernetzt Einflüsse. Es lässt Tradition frei atmen. Zugleich zeigt es, wie ein Liedermacher heute Haltung zeigt. Nicht mit Parolen. Mit Klang und Auswahl.

In dieser Auswahl steckt ein roter Faden. Wenzel Together (Tour-CD 2006) verknüpft Volkslied, Protestlied und poetische Selbstprüfung. Das geht ohne Pathos. Das geht mit Maß. Die CD schafft es, kurz und doch rund zu sein. Das ist selten. Viele Tour-CDs verhallen schnell. Diese bleibt hängen. Der Grund ist einfach: Wenzel Together (Tour-CD 2006) ist als kleine Dramaturgie gedacht. Sie hören einen Bogen, keinen Flickenteppich. Diese Form macht die Sammlung zu einem eigenen Werk.

Gypsy Davy: Ein alter Stoff im neuen Raum

Das Intro zu Gypsy Davy führt Sie ins Bild. Der Künstler stellt den Ton ein. Dann beginnt das Lied. Es atmet alte Straßen, staubig und frei. Die Melodie bleibt leicht, der Text trägt die Geschichte. Wenzel singt mit Schub, doch ohne Druck. Er vertraut auf den Fluss. Sie hören eine Stimme, die sich nicht spreizt. Sie führt, sie lädt ein.

Der Live-Faktor gibt dem Stück einen warmen Wirbel. Ein kleines Zittern an den Rändern belebt die Performance. Das passt zur Herkunft des Songs. Balladen dieser Art sind wie Zelte. Sie stehen im Wind. Der Sänger hält die Seile. In diesem Fall hält er sie mit ruhiger Hand. Das Ergebnis ist ein Ton zwischen Respekt und Lust. Es macht Freude, das zu erleben.

Ticky Tock: Zeitgefühl auf Zehenspitzen

Auch Ticky Tock kommt mit Intro. Wieder hören Sie das Ryman atmen. Dann setzt der Rhythmus ein. Der Song dreht sich um Takte und Ticken. Wenzel formt daraus einen kleinen Tanz. Er bleibt klar im Duktus. Die Worte sitzen, die Gitarre trägt. So entsteht ein Puls, der nicht nervt, sondern trägt. Der Refrain schnürt den Satz fest. Er schnürt nicht zu eng. Das ist gut.

Im Live-Gewand klingt Ticky Tock federnd. Die Band, so weit zu hören, bleibt unaufdringlich. Der Fokus ruht auf der Stimme. Das ist klug. Sie können jedem Wort folgen. Das Stück zeigt, wie Zartheit Kraft haben kann. Es ist kein Donner. Es ist ein beharrlicher Schritt. So bringt das Lied die Bühne zum Leuchten, ohne große Gesten.

Ninety Mile Wind: Weite, Wetter, Wille

Ninety Mile Wind wechselt die Farbe. Der Ton wird ernster. Er bleibt doch weit. Sie hören offene Akkorde. Der Text schaut in die Ferne. Die Bilder sind einfach und direkt. Der Wind steht für das, was trägt und treibt. Wenzel lässt diese Bilder wirken. Er drängt sie nicht. Er vertraut auf die Grundfigur. So wächst das Lied aus der Stille.

Der Song steht gut in der Mitte der CD. Er bündelt die Linien. Nach zwei Live-Stücken zeigt er das Innere. Die Tempi bleiben maßvoll. Die Stimme bleibt im Vorraum. Die Aufnahme schafft Präsenz ohne Druck. So kann das Stück lange nachhallen. Es lädt zum erneuten Hören ein. Genau hier zeigt die CD ihre Stärke.

In meiner schwarzen Stunde (Darkest Hour): Die Kunst der Übersetzung

In dieser Version tritt die deutsche Sprache nach vorne. Der Titel verrät den Doppelblick. Es ist eine Übersetzung, aber keine starre. Sie spüren, wie der Sinn statt der Silbe führt. Die Zeilen bleiben nah an der Quelle. Sie gehen zugleich eigene Schritte. Diese Balance ist schwer. Hier gelingt sie.

Die deutsche Fassung schafft Nähe. Sie erlaubt es, Bilder anders zu fühlen. Worte wie "schwarze Stunde" sind schlicht, doch schwer. Wenzel trägt sie ruhig. Kein übergroßes Pathos, kein Klammergriff. So wächst die Anspannung aus der Ruhe. In meiner schwarzen Stunde bildet einen stillen Schluss. Es sammelt, was vorher unterwegs war. Damit bindet es die CD zu einem Bogen zusammen.

Stimme, Sprache, Haltung

Wenzel singt ohne manierierten Druck. Er nutzt die Tiefe der Stimme, ohne sie breiter zu machen als nötig. Er bleibt nahe an der Sprache. So entsteht eine klare Linie. Sie können folgen, auch wenn die Bilder fern wirken. Diese Klarheit ist ein Markenzeichen. Sie trägt die Auswahl der Stücke.

Die Haltung ist offen, aber nicht flatternd. Sie wirkt informiert, aber nicht belehrend. Gerade bei Stoffen aus dem amerikanischen Folk ist das wichtig. Die Gefahr von Kitsch und Klischee ist groß. Hier bleibt der Ton sachlich und warm. Das Material bekommt Würde. Es bleibt lebendig.

Zwischen den Ländern: Ein stiller Brückenschlag

Die CD zeigt, wie Lieder reisen. Sie entstehen an einem Ort und leben an einem anderen weiter. Diese Reise ist kein Verlust. Es ist ein Gewinn. Wenzel zeigt das mit ruhiger Hand. Er lässt die Herkunft sichtbar. Er führt sie in eine neue Sprache, einen anderen Raum.

Solche Bewegungen prägen das Genre. Sie machen Folk und Chanson so stark. Das Album bringt diesen Punkt auf den Tisch. Es zeigt die Kraft der Übertragung. Nicht als Übersetzung nur. Als Neubau. Dadurch wirkt die Veröffentlichung wie ein kleines Lehrstück über das Wandern von Liedern. Es ist Bildung ohne Dozententon. Das ist angenehm.

Dramaturgie in klein: Was die Intros leisten

Die Anmoderationen sind mehr als Beiwerk. Sie bilden den äußeren Rahmen. Sie führen Sie in die Gesichter des Abends. Danach verstecken sie sich und lassen die Songs sprechen. Diese Wechsel geben der CD Rhythmus. Ein Schritt hinein, ein Schritt hinaus. Das hält die Ohren wach.

Viele Tour-CDs verzichten auf solche Ausschnitte. Hier steckt der Clou genau darin. Der Hörer merkt: Da war ein Raum. Da war ein Publikum. Das macht die Lieder nicht nur authentisch. Es macht sie lesbar. Das Ohr stellt den Rest dazu. So erhält die CD einen kleinen Erzählbogen. Er wirkt beiläufig. Er ist doch präzise gesetzt.

Einordnung im Werk: Seitenblick statt Hauptstraße

Im großen Werk eines Liedermachers wirken solche CDs oft wie Notizen. In diesem Fall sind es glänzende Notizen. Sie zeigen, was den Künstler antreibt. Sie zeigen auch, wie er kuratiert. Auswahl ist hier eine Form von Schreiben. Das Ergebnis ist kein Best-of und kein Live-Album im klassischen Sinn. Es ist eine kleine Poetik.

Wer Wenzel kennt, findet hier vertraute Tugenden. Wer ihn neu entdeckt, bekommt einen guten Einstieg. Die Stimme ist nah. Das Material ist klar. Die Länge schreckt nicht. Sie lädt ein. So erfüllt die CD eine doppelte Rolle. Sie ergänzt das Regal für Fans. Sie öffnet eine Tür für Neugierige.

Hören mit den Händen: Instrument und Raum

Die Gitarre führt. Die Begleitung ist oft schlank. Kleine Figuren halten den Puls. Der Raum erledigt den Rest. In den Live-Ausschnitten mischt sich das Holz des Saals in den Klang. In den studiogeprägten Titeln ersetzt Konzentration den Hall. Beides passt. Beides stützt die Stimme.

Die Arrangements bleiben knapp. Nichts lenkt ab. Nichts drängt vor. Das schafft Luft. Gerade diese Luft gibt der Poesie Platz. Sie merken, wie die Musik atmet. Sie muss nicht beweisen, wie viel sie kann. Sie zeigt, was sie will. Das reicht völlig.

Zielgruppe: Für wen lohnt sich die CD?

Wenn Sie das Lied als Erzählform lieben, sind Sie hier richtig. Wenn Sie Folk mögen, aber keine Kopie suchen, sind Sie hier richtig. Wenn Sie kurze, dichte Formate schätzen, sind Sie hier richtig. Diese CD fordert nicht Ihre Zeit. Sie fordert Ihre Aufmerksamkeit. Sie belohnt sie mit Wärme und Klarheit.

Auch für Sammler ist das Album ein kleines Juwel. Es dokumentiert ein Kapitel des transatlantischen Dialogs. Es zeigt einen Gast aus Europa auf einer großen Bühne Amerikas. Dazu liefert es zwei Studiestücke, die wie Reflexe wirken. Das ergibt ein Ganzes, das sich leicht wiederhören lässt. Das ist im Kern ihr Wert.

Stärken, Schwächen, Kontur

Die Stärke liegt in der Haltung, der Auswahl und der Form. Die CD ist kurz, aber pointiert. Sie bietet Live-Energie ohne Lärm. Sie bietet Studio-Nähe ohne sterile Kälte. Sie lässt Ihnen Raum zum Mitdenken. Das ist eine reife Mischung.

Eine mögliche Schwäche liegt in der Kürze. Wer eine volle Konzertaufnahme erwartet, wird sie hier nicht finden. Wer breite Arrangements sucht, wird sie hier auch nicht finden. Doch genau diese Reduktion ist das Konzept. Die Veröffentlichung will nicht alles sein. Sie will genau das sein, was sie ist. Daran darf man sie messen. Und daran besteht sie.

Das Schlüsselwort: Together als Programm

Der Titel ist Programm. Together meint die Verbindung. Bühne und Studio. Englische Quelle und deutsches Ohr. Vergangenheit und Gegenwart. Diese Paare laufen nicht gegeneinander. Sie laufen miteinander. Das geschieht ohne Pomp. Es geschieht durch kleine, kluge Entscheidungen. So wird der Titel zu einem Versprechen, das die CD hält.

Dieses Versprechen formt die Hörerfahrung. Sie gehen mit, weil Sie eingeladen sind, nicht geschubst. Der Ton ist respektvoll, offen, warm. Das mag simpel klingen. Es ist es nicht. Es verlangt Disziplin, Geschmack und Mut zur Lücke. Genau das bringt die Aufnahme mit.

Fazit: Ein leises Album mit langem Echo

Am Ende bleibt ein Eindruck von Klarheit. Das Album ist klein, doch es trägt weit. Es verbindet Orte und Zeiten, ohne sich zu verknoten. Es zeigt eine starke Stimme, die weiß, wann sie sich zurücknimmt. Sie liefert eine kluge Auswahl und eine feine Dramaturgie. Das ist selten.

Wenn Sie eine Tour-CD suchen, die mehr ist als ein Souvenir, greifen Sie zu. Wenzel Together (Tour-CD 2006) steht für Genauigkeit und Gespür. Es vermeidet große Gesten und gewinnt damit genau jene Kraft, die bleibt. In seinen sechs Tracks steckt eine Reise. Sie führt vom Saal der Legenden in die Stille nach innen. Wer diese Spannung liebt, wird hier reich belohnt.

Auch Jahre nach dem Erscheinen klingt diese Veröffentlichung frisch. Weil sie nicht auf Trend setzt, sondern auf Kern. Weil sie nicht prahlt, sondern spricht. Weil sie den Begriff Together ernst nimmt. Wenzel Together (Tour-CD 2006) ist so ein Album, das man zwischen zwei Terminen hört. Und dann noch einmal. Und dann noch einmal, nachts, wenn alles still ist. Dann zeigt es seine ganze Größe in der kleinen Form.

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