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Wolf Biermann: ...paar eckige Runden drehn! – Analyse & Kritik

Wolf Biermann ...paar eckige Runden drehn! – Vorstellung, Analyse und Kritik

Letztes Update: 06. Dezember 2025

In diesem Beitrag stellen wir Wolf Biermanns Album ...paar eckige Runden drehn! vor und liefern eine fundierte Kritik. Sie lesen Analysen zu Texten, Stimme und Arrangements, Einschätzungen zur Produktion und zur historischen Einordnung samt Empfehlung.

Vorstellung und Kritik: Wolf Biermann ...paar eckige Runden drehn!

Ein spätes Werk mit wacher Gegenwart

Dieses Album ist ein spätes Werk. Es erschien am 11. November 2016. Doch es klingt nicht müde. Es klingt wach. Es klingt direkt. Und es sucht das Gespräch mit der Zeit. Wolf Biermann ist hier kein Denkmal. Er ist ein Sänger im Jetzt. Er ist ein Dichter, der sich noch einmal prüft. Und er prüft uns mit.

Sie hören eine Stimme mit viel Geschichte. Sie hören Gitarre, Luft und Raum. Die Lieder stehen nah an Ihnen. Sie wirken roh. Sie wirken klar. Das passt zu einem Künstler, der nie weich gezeichnet war. So trägt Wolf Biermann ...paar eckige Runden drehn! seine Biografie offen vor. Doch das Album ist mehr als Rückschau. Es ist ein Blick nach vorn.

Es gibt 12 Stücke auf der CD. Einige sind neu. Andere sind neu gedeutet. Die Spielzeiten reichen von zwei bis fast zehn Minuten. Das zeigt Mut zur Ruhe. Es zeigt aber auch Reife. Biermann vertraut nicht auf Pomp. Er vertraut auf Worte. Und auf Töne, die atmen.

Warum Wolf Biermann ...paar eckige Runden drehn! jetzt wichtig ist

2016 war ein hartes Jahr. In Europa gab es Streit. In den USA gab es Bruch. Auch in Deutschland gab es neue Spaltung. In so einer Lage zählt eine klare Stimme. Hier meldet sie sich. Wolf Biermann ...paar eckige Runden drehn! ist eine Antwort. Sie ist leise, aber bestimmt. Sie ist nicht modern in der Form. Doch sie ist modern in der Haltung.

Biermann singt nicht nur von früher. Er fragt nach dem Heute. Er schaut auf Krieg und Frieden. Er schaut auf Schuld und Mut. Er schaut auf Heimat und Fremde. Er tut das ohne Pose. Er tut das ohne Parolen. Er vertraut auf die Kraft des Satzes. Er setzt auf das Gespräch mit Ihnen. Das macht die Platte nötig. Das macht sie nützlich.

Klang und Produktion: Ein Raum, zwei Hände, viele Kanten

Der Klang ist schlank. Die Gitarre steht im Mittelpunkt. Die Stimme trägt den Rest. Es gibt wenig Studiotricks. Man hört Holz und Saiten. Man hört Atem. Dieser Klang ist Risiko. Er zeigt jede Schwäche. Doch er zeigt auch jede Wahrheit. Er passt zu diesen Liedern. Und er passt zur Person.

Die Stimme als Chronist

Die Stimme ist rau. Sie ist brüchig. Sie trägt Narben. Doch sie ist klar im Kern. In den Höhen kratzt sie. In den Tiefen schwingt sie warm. Das gibt den Texten Gewicht. Es gibt ihnen Körper. Man glaubt dieser Stimme. Gerade weil sie nicht glatt ist. Sie klingt wie ein Chronist, der viel gesehen hat.

Die Gitarre als Gegenpart

Die Gitarre ist mehr als Begleitung. Sie kontert. Sie treibt an. Sie öffnet Pausen. Oft ist sie streng im Takt. Dann wieder tanzt sie leicht. Sie schafft kleine Räume in großen Themen. Das hilft den Liedern. So entsteht Spannung. So bleibt der Bogen fest, auch wenn ein Stück lang ist.

Der Raum als Dritter im Bunde

Die Produktion lässt Platz. Es hallt leicht. Es ist, als säßen Sie mit ihm in einem kleinen Saal. Dieser Raum ist wichtig. Er macht Intimität. Er macht Ehrlichkeit. Er bringt die Worte nach vorn. Damit unterstreicht er die Idee des Albums. Es will direkt sein. Es will ohne Netz auskommen.

Die Eröffnung: "Wer sich nicht in Gefahr begibt"

Der Einstieg dauert über fünf Minuten. Er heißt "Wer sich nicht in Gefahr begibt". Der Titel ist Programm. Es geht um Mut. Es geht um den Preis des Mutes. Biermann singt mit ruhigem Druck. Er schlägt die Gitarre hart an. Der Rhythmus marschiert und zögert zugleich. Das erzeugt Spannung.

Die Zeilen drehen sich um Haltung. Sie drehen sich um das Risiko, das man tragen muss. Es gibt keine platte Moral. Es gibt Fragen. Und es gibt den Appell, die eigene Angst zu prüfen. Als Auftakt wirkt das stark. Sie hören gleich, worum es hier geht. Es geht um Verantwortung. Es geht um das Ich im Wir. Ein guter Start für Wolf Biermann ...paar eckige Runden drehn!.

Krieg, Gewissen, Weltlage: "Soldat Soldat" und "Wann ist denn endlich Frieden"

"Soldat Soldat" steht am Anfang des Albums. Es packt die große Frage an. Was macht Krieg mit uns. Was macht Gehorsam mit dem Herzen. Der Song ist getragen. Er drückt. Er lässt kaum Luft. Die Gitarre stoppt oft. So entsteht ein Ziehen. Man spürt den Konflikt.

"Wann ist denn endlich Frieden" setzt dort an. Es fragt, was Frieden braucht. Nicht als Floskel. Als ernstes Ziel. Die Stimme hebt sich. Sie fällt. Sie bleibt nah. Es gibt keine großen Refrains. Es gibt klare Sätze. Das ist stark. Und es ist unbequem. So bleibt Wolf Biermann ...paar eckige Runden drehn! fern von Trost. Es sucht Wahrheit, nicht Beruhigung.

Hier zeigt sich auch die Zeit 2016. Die Bilder aus Aleppo waren frisch. Die Debatten hier im Land waren hart. Biermann kommentiert nicht tagesaktuell. Aber er trifft den Nerv. Er setzt auf Prinzipien. Auf Menschlichkeit. Auf Verantwortung.

Die stillen Lieder: "Schlaf ein, mein Lieb" und "Und als wir ans Ufer kamen"

Zwischen den großen Themen gibt es sanfte Stücke. "Schlaf ein, mein Lieb" ist zart. Es ist ein Wiegenlied für Erwachsene. Die Stimme wird weich. Die Gitarre zupft. Es klingt wie eine Hand auf der Schulter. Das tut gut. Es nimmt dem Album Härte. Es zeigt eine andere Seite.

"Und als wir ans Ufer kamen" erinnert an Ankunft und Abschied. Das Bild ist einfach. Es ist stark. Der Song fließt ruhig. Er hat warme Farben. Er lädt zum Nachdenken ein. In solchen Momenten zeigt das Album Herz. Es zeigt, wie nah das Große am Kleinen liegt. Auch das gehört zu Wolf Biermann ...paar eckige Runden drehn!.

Klassiker neu gespiegelt: "Ermutigung" und "Das kann doch nicht Alles gewesen sein"

Diese Lieder kennt fast jeder. Sie tragen eine Geschichte. Sie waren Hymnen für viele. Hier wirken sie anders. Sie sind leiser. Sie sind älter. Aber sie sind nicht kraftlos. "Ermutigung" hat immer noch Zug. Der Refrain kommt ohne Pomp. Er steht fest wie ein Stein. Die Worte treffen. Sie sind schlicht. Sie sind wahr.

"Das kann doch nicht Alles gewesen sein" bekommt eine besondere Farbe. Früher klang das nach Aufbruch. Heute klingt es nach Bilanz. Doch die Frage bleibt offen. Sie ist nicht bitter. Sie ist wach. So zeigt das Album, dass alte Lieder weiter wachsen können. Das ist mutig. Es ist aber auch riskant. Manche werden die erste Wucht vermissen. Andere werden die neue Tiefe schätzen. In jedem Fall stärkt es die Idee von Wolf Biermann ...paar eckige Runden drehn!.

Historie und Sturz: "Ballade vom preußischen Ikarus" und "Mit schwarzen Segeln"

Die "Ballade vom preußischen Ikarus" ist lang. Über sechs Minuten. Sie handelt von Höhenflug und Fall. Sie handelt von Hybris. Die Erzählung gleitet langsam. Die Gitarre hält einen trockenen Puls. Biermann nimmt sich Zeit. Er zeigt Bilder in Worten. Das wirkt altmodisch im besten Sinn. Es ist Literatur zum Hören.

"Mit schwarzen Segeln" ist kurz. Nur gut zwei Minuten. Es ist wie ein Bild, das kurz aufblitzt. Es wirkt dunkel. Es bringt Wind ins Programm. Solche kleinen Stücke sind wichtig. Sie öffnen die Form. Sie geben dem Set Atem. So bleibt die Spannung über die ganze Länge.

Fernweite und Kalter Blick: "In China hinter der Mauer"

Dieser Song schlägt eine große Brücke. Er blickt nach Osten. Er blickt auf Macht und Mauern. Er blickt auf Systeme, die Menschen formen. Die Musik bleibt schmal. Die Worte tragen die Last. Diese Schärfe ist typisch für Biermann. Sie ist hart. Und sie ist präzise.

Sie hören Erfahrung. Sie hören Warnung. Doch es klingt nicht belehrend. Es klingt wie ein Gespräch über Grenzen. So wird das Lied zum Spiegel unserer Zeit. Wir denken an neue Mauern. Wir denken an alte Fehler. Der Song ist lang. Über fünf Minuten. Aber er rechtfertigt jede Sekunde. Er hält die Spannung. Er hält die Frage offen. Das passt zum offenen Ende von Wolf Biermann ...paar eckige Runden drehn!.

Heimat als Aufgabe: "Um Deutschland ist mir Garnicht bang"

Der Titel wirkt trotzig. Er wirkt auch verspielt. Im Kern steckt eine Haltung. Es geht nicht um Fahne. Es geht um Verantwortung. Es geht um Vertrauen in die Kraft der Demokratie. Die Melodie ist freundlich. Die Gitarre schwingt leicht. Das nimmt der großen Frage die Schwere. Es macht sie menschlich.

Hier blitzt Humor auf. Ein trockener Humor. Ein Humor mit Falten. Das tut dem Album gut. Es löst die Stirn. Es zeigt: Liebe zur Heimat muss nicht laut sein. Sie kann ruhig sein. Sie kann kritisch sein. So kann Heimat frei bleiben.

Abschluss mit Tradition: "Es fiel ein Reif in der Frühlingsnacht"

Das Finale dauert fast zehn Minuten. Es ist ein Volkslied. Es ist alt, doch es klingt neu. Biermann singt es schlicht. Er streckt die Zeit. Er holt Tiefe aus jedem Vers. Kein Pathos. Keine Show. Nur Stimme und Saiten. Das hat krachtvolle Ruhe.

Der Schluss zeigt sein Programm. Er will Wurzeln zeigen. Er will Linien ziehen. Von gestern nach heute. Und von heute zu Ihnen. Das ist klug. Es ist auch riskant. Nicht jeder hat Geduld für so lange Stücke. Doch wer sich darauf einlässt, wird belohnt. Man spürt die Konstanz der Themen. Liebe. Abschied. Trost. Hoffnung. Genau darum dreht sich auch Wolf Biermann ...paar eckige Runden drehn!.

Form und Fluss: Wie das Album gebaut ist

Die Reihenfolge der Lieder wirkt bedacht. Es beginnt mit Gefahr. Es endet mit Trost. Dazwischen liegen Politik und Nähe. Streit und Liebe. Frage und Antwort. Dieser Bogen trägt. Er ist nicht nur inhaltlich stark. Er ist auch musikalisch sinnvoll. Harte Stücke wechseln sich mit weichen ab. Lange Tracks stehen neben kurzen. So bleibt die Aufmerksamkeit wach.

Als CD mit 12 Tracks bietet die Platte eine gute Länge. Gut 60 Minuten. Das ist viel. Es ist fast ein Konzert. Man kann sie am Stück hören. Man kann sie auch teilen. Beides funktioniert. Das spricht für das Material. Es spricht für die ruhige, klare Produktion. Und es stärkt den Charakter von Wolf Biermann ...paar eckige Runden drehn!.

Kritik: Wo die Kanten wehtun

Bei aller Stärke gibt es Schwächen. Manche Stücke ziehen sich. Die Pausen sind lang. Der Puls sackt ab. Gerade in den langen Tracks kann das müde machen. Wer auf Vielfalt im Arrangement hofft, wird hier nicht fündig. Es gibt keine Band. Es gibt kaum Farbenwechsel. Alles ruht auf Stimme und Gitarre.

Manche werden das als Monotonie empfinden. Manchmal kippt die Rauheit der Stimme in Schärfe. Dann wird es anstrengend. Auch die Texte stehen sehr im Vordergrund. Wer keinen Zugang zu dieser Art Poesie hat, bleibt außen vor. Das sind echte Hürden. Sie sind Teil des Konzepts. Doch sie bleiben Hürden.

Dennoch bleibt das Urteil klar. Die kargen Mittel sind bewusst gewählt. Sie dienen der Sache. Sie machen Platz für Ihre eigenen Bilder. Sie fordern Sie heraus. Und sie halten das Album ehrlich. Das gehört zum Geist von Wolf Biermann ...paar eckige Runden drehn!.

Stimme, Alter, Autorität: Ein Sänger als Zeitzeuge

Es ist selten, dass ein Liedermacher im hohen Alter noch so präsent ist. Biermann nutzt sein Alter als Stärke. Er erzählt nicht nur, was war. Er bezeugt, was bleibt. Das ist mehr als Nostalgie. Es ist ein Angebot. Nehmen Sie es an, gewinnen Sie eine andere Perspektive auf die Gegenwart. Ablehnen können Sie es auch. Doch Sie werden sich reiben. Und das ist gut.

Die Autorität kommt nicht aus Ruhm. Sie kommt aus Haltung. Sie kommt aus gelebter Biografie. Diese Faktoren tragen die Lieder. Sie tragen auch das Risiko von Pathos. Doch hier bleibt es meist im Rahmen. Der Witz, die Selbstironie, die kleinen Brüche halten die Balance. So bleibt Wolf Biermann ...paar eckige Runden drehn! beweglich und wach.

Kontext und Echo: Wo das Album anknüpft

Das Album greift Fäden aus früheren Jahren auf. Es nimmt Themen aus den 60ern, 70ern, 80ern. Aber es verlegt sie nicht in die Vitrine. Es bringt sie in die Gegenwart. Es zeigt, dass manche Fragen nicht alt werden. Freiheit. Verantwortung. Krieg und Frieden. Liebe und Verlust. Der Ton hat sich verändert. Der Kern bleibt.

In der Szene der Liedermacher hat das Album Gewicht. Es zeigt, dass das Genre lebt. Nicht als Retro. Sondern als heutige Kunst. Die Reduktion ist hier kein Mangel. Sie ist Methode. Sie ist Aussage. Das kann inspirieren. Jüngere Künstler können davon lernen. Sie können sehen, was Worte leisten, wenn Musik Platz lässt. Auch deshalb wirkt Wolf Biermann ...paar eckige Runden drehn! über das eigene Publikum hinaus.

Hören, was bleibt: Empfehlung und Fazit

Wenn Sie politische Lieder mögen, ist dieses Album Pflicht. Wenn Sie ruhige, ehrliche Musik schätzen, ebenso. Wenn Sie Pop-Glanzeffekte lieben, werden Sie hier nicht glücklich. Das ist in Ordnung. Denn dieses Werk hat einen anderen Auftrag. Es will Nähe. Es will Klarheit. Es will Gespräch.

Die stärksten Momente entstehen, wenn die Worte leuchten und die Gitarre atmet. Das passiert oft. Es passiert gleich zu Beginn. Es passiert in den großen Fragen nach Krieg und Frieden. Es passiert in der Zartheit der leisen Songs. Der Schluss mit dem Volkslied schließt den Kreis. Es ist ein stilles Ja zur Tradition. Ein Ja zur Menschlichkeit. Ein Ja zur Verantwortung.

Unterm Strich ist dies ein wichtiges Spätwerk. Es zeigt Haltung ohne Heldenpose. Es zeigt Schwäche als Stärke. Es zeigt, wie viel Kraft in Sprache und Stimme steckt. Und es lädt Sie ein, mitzudenken. Genau deshalb ist Wolf Biermann ...paar eckige Runden drehn! mehr als eine Platte. Es ist ein Gespräch mit der Zeit. Und mit Ihnen.

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