Logo von Chansonnier - das Magazin ĂŒber Liedermacherei
Reinhard Mey Die Story: Albumkritik und Analyse

Reinhard Mey Die Story: Eine kritische Vorstellung

Letztes Update: 04. Oktober 2025

Der Beitrag stellt Reinhard Meys Album ‚Die Story‘ vor, analysiert Texte, Melodien, Arrangements und Produktion und ordnet das Werk in Meys Schaffen ein. Kritische Beobachtungen und Song-Empfehlungen helfen Ihnen bei der Entscheidung, ob das Album ĂŒberzeugt.

Vorstellung und Kritik des Albums Reinhard Mey Die Story

Ein Album als Reise durch Jahrzehnte

Dieses Album ist keine bloße Sammlung. Es ist eine erzĂ€hlte Biografie in Liedern. Sie steigen ein, und die Stationen sprechen fĂŒr sich. Das Jahr 1990 markiert den Rahmen. Die Auswahl greift weit zurĂŒck und spannt den Bogen nach vorn. So entsteht ein lebendiges Bild von Werk und Haltung.

Reinhard Mey Die Story verdichtet die Essenz eines Lebens mit Gitarre. Lieder fĂŒhren durch Alltag, Politik und Liebe. Sie hören Ermutigung, Zweifel und Humor. Das ergibt eine starke Dramaturgie. Und es lĂ€sst Sie die Zeit vergessen.

Kontext: Mey zwischen Lied, Chanson und Alltag

Reinhard Mey wuchs als GrenzgĂ€nger. Zwischen deutscher Liedtradition und französischem Chanson. Zwischen BĂŒhne und KĂŒche. Zwischen Witz und Wehmut. Seine Gitarre ist WeggefĂ€hrtin und Werkzeug. Seine Stimme bleibt nah. Sie klingt nie ĂŒbertrieben. Sie bleibt Mensch.

Diese Doppelheit prÀgt auch Reinhard Mey Die Story. Deutsche und französische Titel stehen beieinander. Das wirkt nicht zufÀllig. Es zeigt Haltung. Heimat ist Sprache. Doch Heimat ist auch Erfahrung. Genau das trÀgt die Edition klug aus.

Aufbau und Umfang der Edition

Die Edition erschien 1990 und existiert in mehreren Konfigurationen. Eine CD mit 14 Titeln bĂŒndelt frĂŒhe und zentrale StĂŒcke. Weitere Scheiben liefern 16 Titel pro CD. Darunter finden sich auch französische Aufnahmen. So entsteht ein Panoramablick mit klaren Kapiteln.

Die Auswahl ist breit, aber nicht beliebig. Sie finden bekannte StĂŒcke wie „Ich wollte wie Orpheus singen“ und „Mein ApfelbĂ€umchen“. Sie hören lange Balladen wie „Der BĂ€r, der ein BĂ€r bleiben wollte“. Dazu kommen politische Lieder und Kabarett-Miniaturen. Reinhard Mey Die Story ordnet nicht chronologisch, sondern erzĂ€hlerisch. Das schafft Sinn und Spannung.

Klang und Produktion

Die Produktion wirkt zurĂŒckhaltend. Das tut den Liedern gut. Die Gitarre bleibt prĂ€sent, die Stimme klar. Kleine Unterschiede im Klang zeigen die Herkunft der Aufnahmen. Das gehört zum dokumentarischen Charakter. Nichts wird grĂ¶ĂŸer gemacht als es ist. Nichts wird kaschiert.

FĂŒr 1990 ist der Sound solide. Es gibt Luft und Raum. Das Material atmet. Schön ist die Balance zwischen Live-Charme und Studio-PrĂ€zision. Genau diese Mischung trĂ€gt Reinhard Mey Die Story. Sie hĂ€lt NĂ€he. Sie wahrt Distanz, wenn nötig.

Thematische Klammern: Vom Ich zur Welt

Viele Lieder kreisen um das Ich. „Ich wollte wie Orpheus singen“ erzĂ€hlt von Antrieb und Demut. „Ich bin aus jenem Holze geschnitzt“ zeigt Haltung. „Aus meinem Tagebuch“ öffnet die TĂŒr zum Alltag. Diese Titel bilden einen Kern. Er wirkt leise, aber stark.

Daneben stehen Blicke auf die Welt. „Ikarus“ verbindet Traum mit Risiko. „Jahreszeiten“ ordnet Leben im Wechsel. „Mein Achtel Lorbeerblatt“ reflektiert Ruhm. So schließt sich der Kreis. Reinhard Mey Die Story fĂŒhrt vom Innen nach Außen. Und wieder zurĂŒck.

Humor, Satire, Milieu

Mey kann scharf sein, ohne zu verletzen. „Die heiße Schlacht am kalten BĂŒffet“ sticht mit freundlichem Hohn. „Ich bin Klempner von Beruf“ gibt einer Stimme WĂŒrde, die oft fehlt. „MĂŒllmĂ€nner-Blues“ wĂŒrdigt Arbeit mit Witz. „Bei Hempels unterm Bett“ tanzt ĂŒber Staub und Fantasie.

Diese Lieder tragen den Alltag in die Kunst. Sie sorgen fĂŒr Balance im Programm. Nach ernsten Tönen folgt lockere Ironie. Danach wird es wieder ernst. So bleibt die Spannweite groß. Und Reinhard Mey Die Story behĂ€lt ihren Fluss.

Politische Haltung ohne Zeigefinger

„Nein, meine Söhne geb’ ich nicht“ ist ein PrĂŒfstein. Das Lied ist klar, doch nie pathetisch. „Alle Soldaten woll’n nach Haus“ setzt den Wunsch fort. Diese StĂŒcke wirken wegen ihrer Schlichtheit. Sie stellen Fragen. Sie zwingen nicht.

„In diesem, unsrem Lande“ meidet simple Parolen. „Wahlsonntag“ spielt mit Formen der Macht. Politik wird hier intimer Stoff. Sie dringt ins Private. Das passt zur leisen Art. So bleibt Reinhard Mey Die Story glaubwĂŒrdig. Die Haltung ist fest. Der Ton ist freundlich.

Reinhard Mey Die Story und die französische Seite

Ein Schatz dieser Edition liegt im Französischen. Titel wie „Heureux qui comme Ulysse“, „Le formulaire“ oder „Tyrannie“ zeigen seine Chanson-Hand. Der Klang ist etwas wĂ€rmer. Die Phrasierung ist weich. Der Blick ist poetisch, aber klar. Das ergĂ€nzt den deutschen Teil.

So wird spĂŒrbar, wie frei er sich in zwei Kulturen bewegt. Die Themen bleiben Ă€hnlich. Liebe, Zeit, Gesellschaft. Der Ton Ă€ndert sich leicht. Der Ausdruck gewinnt Facetten. Genau diese Vielstimmigkeit adelt Reinhard Mey Die Story. Sie zeigt den KĂŒnstler ohne Grenzen.

Balladen und ErzÀhlkunst

Lange Balladen bilden ein HerzstĂŒck. „Der BĂ€r, der ein BĂ€r bleiben wollte“ ist BĂŒhne im Kopf. „Die Eisenbahnballade“ fĂ€hrt in Zeit und Raum. „Kaspar“ und „Die Ballade vom Pfeifer“ spannen Sagenbögen. Sie hören Stimmen und sehen Bilder. Das gelingt mit wenigen Mitteln.

Solche StĂŒcke brauchen Geduld. Doch die Belohnung ist groß. Sie tragen WĂ€rme, Witz und Tragik. Sie sind Kino ohne Leinwand. In dieser Sammlung wirken sie als ruhige Anker. Dadurch gewinnt Reinhard Mey Die Story Haltung und Tiefe.

Liebe, ZĂ€rtlichkeit, Familie

Die zarten Lieder sind keine Nebensache. „Mein ApfelbĂ€umchen“ ist Hoffnung im Kleinen. „Kleiner Kamerad“ berĂŒhrt ohne Kitsch. „Und fĂŒr mein MĂ€dchen“ und „Fast ein Liebeslied“ tragen leise Strahlkraft. Sie wirken wie vertraute Briefe. Direkt. Fein. Herzlich.

Auch Verletzlichkeit hat Raum. „Es bleibt eine Narbe zurĂŒck“ zeigt Wunden, die bleiben. „Noch einmal hab’ ich gelernt“ klingt nach Reife. Diese StĂŒcke öffnen ein Fenster zur Person. Und sie rahmen das Bild. So vertieft Reinhard Mey Die Story ihr eigenes Thema: das gelebte Leben.

Gitarre, Stimme, Sprache

Die Gitarre ist nicht Beiwerk. Sie ist Partner. Fingerpicking-Muster tragen die Melodien. Kleine BasslĂ€ufe geben Halt. Harmoniewechsel bleiben schlicht. Gerade das wirkt prĂ€zise und elegant. Das Handwerk ist sichtbar, aber nie vordergrĂŒndig.

Die Stimme ist ErzÀhlinstrument. Sie arbeitet mit Luft, nicht mit Druck. Konsonanten sitzen klar. Vokale leuchten. Nuancen tragen die Emotionen. So entsteht NÀhe. Aus Sprache wird Gesang. Und aus Gesang wird Bild. Das trÀgt auch in Reinhard Mey Die Story souverÀn.

Dramaturgie der Reihenfolge

Schwerpunkte der Auswahl

Die Reihenfolge auf den Discs folgt einer inneren Logik. Ein stĂ€rkerer Auftakt. Ein ruhiger Mittelteil. Ein nachdenkliches Ende. So funktioniert es oft. Bekannte Titel öffnen TĂŒren. Danach folgen RaritĂ€ten und lĂ€ngere Formen. Das hĂ€lt die Ohren wach. Es hĂ€lt den Puls gleichmĂ€ĂŸig.

Sie spĂŒren hier kuratorische Sorgfalt. ÜbergĂ€nge wirken bewusst gebaut. Tonarten, Tempi und Themen greifen ineinander. So trĂ€gt die Edition ĂŒber Stunden. Und genau so erfĂŒllt Reinhard Mey Die Story ihre Aufgabe als PortrĂ€t.

Die Breite des Repertoires

Stimmen und Stimmungen

Auf den CDs liegt ein beeindruckendes Spektrum. Sprachsatire trifft MĂ€rchen. Politische Miniaturen stehen neben Liebesliedern. Metaphern treffen auf Milieuskizzen. Jedes Feld erhĂ€lt Raum. Keines dominiert. Diese Balance ist ein Markenzeichen des KĂŒnstlers.

Sie hören, wie Themen sich wiederfinden. Ein Motiv taucht an anderer Stelle wieder auf. Ein Bild erhÀlt spÀter eine Antwort. Diese Spiegelungen machen den Reiz aus. Und sie machen Reinhard Mey Die Story zu mehr als einer Best-of.

Kritik: StÀrken und SchwÀchen

Die StĂ€rken liegen offen zutage. Die Auswahl ist breit, aber fokussiert. Die Dramaturgie stimmt. Die Mischung aus Deutsch und Französisch erweitert den Blick. Der Klang ist sauber. Das Booklet, soweit verfĂŒgbar, bietet Orientierung. So wirkt das Ganze rund und tragfĂ€hig.

Es gibt auch Punkte, die man anmerken kann. Manche langen Balladen fordern Zeit und Ruhe. Das passt nicht immer in jeden Alltag. Ein, zwei Lieder wirken heute wie Zeitdokumente. Sie tragen Spuren ihrer Epoche. Das ist ehrlich, aber mitunter sperrig. Ein paar seltene Live-Aufnahmen hÀtten Spannung erhöht. Dennoch ist Reinhard Mey Die Story ein starkes Gesamtwerk.

Die Rolle der Sprache

Zwischen Poesie und Klartext

Mey liebt Bilder. Doch er meidet Nebel. Seine Texte bleiben klar. Ein Bild steht nie allein. Es dient der Aussage. Dies gilt fĂŒr Alltagsglossen wie fĂŒr ernste StĂŒcke. So bleibt die Wirkung nĂŒchtern und poetisch zugleich.

Gerade diese Klarheit macht seine Lieder langlebig. Sie können die Songs heute hören. Die Sprache trÀgt noch. Bilder altern weniger als Schlagworte. Darin liegt eine Quelle der Dauer. Das bewÀhrt sich auch in Reinhard Mey Die Story.

Das VerhĂ€ltnis von BĂŒhne und Studio

Viele Lieder klingen, als sĂ€ĂŸen Sie im kleinen Saal. Die NĂ€he ist greifbar. Pausen atmen. Pointen fallen ohne Druck. Das kommt aus dem BĂŒhnenhandwerk. Es prĂ€gt die Studioversionen. Sie transportieren PrĂ€senz, ohne live zu sein.

Die Edition nutzt das gut. Sie bleibt bei der Form, die dem Werk guttut. Kein unnötiger Überbau. Kein Bombast. So fĂŒhrt Reinhard Mey Die Story den Kern vor: Stimme, Gitarre, Text. Mehr braucht es hier nicht.

Einordnung im Werk

Zeitschnitt 1990

1990 war ein Übergangsjahr. Politisch. Kulturell. Auch persönlich. Es ist klug, aus dieser Position zurĂŒckzublicken. Die Edition zieht eine Linie. Sie setzt Marken. Sie bewertet nicht. Sie zeigt. Das hat Stil.

Im RĂŒckgriff entsteht ein Spiegel. FrĂŒhwerk und spĂ€tere Titel sprechen miteinander. Das verleiht Perspektive. Es stiftet Sinn. Und es bereitet einen Blick nach vorne. In dieser Ordnung entfaltet Reinhard Mey Die Story besonderen Wert.

FĂŒr wen lohnt sich dieses Album?

Wenn Sie Mey neu entdecken, ist dies ein idealer Start. Sie erhalten Breite und Tiefe. Sie hören Hits und SchĂ€tze. Sie finden Humor und Haltung. Und Sie lernen den KĂŒnstler in zwei Sprachen kennen. Das ist selten und reizvoll.

Wenn Sie bereits viel besitzen, prĂŒfen Sie die Überschneidungen. Die Edition kann LĂŒcken schließen. Oder sie dient als konzentrierte Reise. Das kann Freude machen, auch ohne Neuheiten. Denn die Auswahl ist stark. Und gerade darin glĂ€nzt Reinhard Mey Die Story.

Besondere Momente, die bleiben

Manche Lieder bleiben sofort haften. „Beim BlĂ€ttern in den Bildern meiner Kindheit“ ruft eine ganze Welt wach. „Mein Berlin“ packt Stadt und Zeit in vier Minuten. „Diplomatenjagd“ und „Dr. Nahtlos, Dr. SĂ€geberg und Dr. Hein“ halten Satire frisch.

Andere umarmen langsam. „Wie vor Jahr und Tag“ wĂ€chst im Nachklang. „Freundliche Gesichter“ bleibt als milder Trost. „Gute Nacht, Freunde“ schließt mit WĂ€rme. Solche Momente machen die Summe grĂ¶ĂŸer als ihre Teile. So gewinnt Reinhard Mey Die Story Dauer.

Fazit

Diese Edition ist mehr als ein Best-of. Sie ist ein sorgfÀltig gebautes PortrÀt. Sie zeigt Breite, Tiefe und Haltung. Sie bewahrt NÀhe und Klarheit. Sie respektiert die Hörerinnen und Hörer. Und sie vertraut der Kraft der Lieder. Das ist das Entscheidende.

Wenn Sie nur eine Sammlung wĂ€hlen, dann diese. Sie liefert Einstieg, Überblick und Wiederentdeckung. Sie wirkt heute noch frisch. Und sie erinnert daran, wie viel eine gute Stimme mit einer Gitarre leisten kann. Genau dafĂŒr steht Reinhard Mey Die Story.

Diese Artikel könnten dich auch interessieren

Reinhard Mey ist ein bekannter Name in der Welt der Singer-Songwriter. Sein Album "Die Story" ist ein weiterer Meilenstein in seiner Karriere. Es zeigt seine FĂ€higkeit, Geschichten durch Musik zu erzĂ€hlen. Wenn Sie mehr ĂŒber seine Werke erfahren möchten, empfehle ich Ihnen, einen Blick auf die Rezension zu Reinhard Mey Edition Francaise Volume 6 zu werfen. Diese bietet tiefere Einblicke in seine französischen Lieder und deren Bedeutung.

Ein weiteres bemerkenswertes Album von Reinhard Mey ist "Aus meinem Tagebuch". Diese Sammlung von Liedern gibt Ihnen einen persönlichen Einblick in seine Gedanken und Erlebnisse. Mehr dazu finden Sie in der Reinhard Mey Aus meinem Tagebuch Albumkritik. Es ist faszinierend zu sehen, wie er alltÀgliche Beobachtungen in poetische Texte verwandelt.

FĂŒr Fans von Live-Aufnahmen ist das Album "Klaar Kiming: Live" ein Muss. Diese Live-Performance zeigt Reinhard Mey in seiner besten Form und fĂ€ngt die Magie seiner Konzerte ein. Weitere Details finden Sie in der Reinhard Mey Klaar Kiming: Live Albumkritik. Es ist eine großartige Möglichkeit, die AtmosphĂ€re seiner Auftritte zu erleben, auch wenn Sie nicht persönlich dabei sein können.